Konkurrenten verlieren: Der FC Bayern ist mal wieder der lachende Sieger des Spieltags

Christopher Kleis
Thomas Müller hat gut lachen.
Thomas Müller hat gut lachen. / Alexander Hassenstein/Getty Images
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Der FC Bayern München hatte am Freitagabend mit seiner Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach eine Steilvorlage für die Konkurrenz gegeben. RB Leipzig und Bayer Leverkusen hätten die Tabellenführung übernehmen bzw. auf den großen FCB aufrücken können. Aber wieder einmal patzten die Verfolger.

Es ist doch immer so. Kaum beschreit man, die Zeit des FC Bayern München sei vorbei, punktet der Rekordmeister wie verrückt. Oft in der Zeit ab Januar oder Februar. Aber in den letzten beiden Jahren erlebt man ein ungewohntes Schauspiel. Der FC Bayern München wackelt und es scheint so, als könnten ihn andere überholen.

Leistete man sich unter Niko Kovac noch eine Schwächephase, in der der BVB zeitweise bis zu elf Punkte enteilt war, folgte am Ende der Saison das Triple. Letzte Saison auch noch unter Kovac stand am Ende der Serie die Entlassung Kovacs'. Zu diesem Zeitpunkt war RB Leipzig Tabellenführer. Am 34. Spieltag hoben trotzdem die Bayern die Schale nach oben.

Nun steht Hansi Flick an der Seitenlinie und muss die erste schwierige Phase seiner Mannschaft überwinden. Nur zwei Punkte stehen zwischen dem ersten Verfolger RB Leipzig und dem Tabellenführer. Ein Sieg im Topspiel hätte den Messestädtern den Platz an der Sonne beschert.

RB Leipzig verliert gegen Borussia Dortmund

Erling Braut Haaland musste Alexander Sörloth nach dem Spiel trösten
Erling Braut Haaland musste Alexander Sörloth nach dem Spiel trösten / RONNY HARTMANN/Getty Images

Hätte es sein können. Ist es aber letztendlich nicht geworden, weil Leipzig in der zweiten Halbzeit das Spiel komplett aus der Hand gab und am Ende verdient mit 1:3 unterging. Ob die Spieler wussten, worum es ging? Es machte auf jeden Fall nicht den Anschein. Als Motivation kann es doch eigentlich zu diesem Zeitpunkt nichts besseres geben. Ein Fußballprofi sollte dazu in der Lage sein, keine Angst vor einem Sprung an die Tabellenspitze zu haben.

Als letzte Saison RB Leipzig ewig lange an der Spitze stand, haben sie die Meisterschaft selbst verspielt. Zu viele Unentschieden gegen vermeintlich kleinere Gegner haben am Ende zu viele Punkte gekostet. Kann man bei Borussia Dortmund von einem kleinen Gegner sprechen? Bei aller Liebe und Respekt, nein kann man nicht. Und wer wie Julian Nagelsmann vor dem Duell großmündig ankündigt, die drei Punkten würden sicher eingeplant werden, der muss dann auch Taten folgen lassen.

Hat Leipzig ein psychisches Problem in den entscheidenden Spielen? Oder ist es eine Arroganz, die den größten der Red Bull-Klubs immer wieder über die eigenen Füße stolpern lässt? Oft muss man sich in Sachsen anhören, man würde dem Gegner nicht immer mit dem nötigen Respekt begegnen, oder dann man die Spiele nicht mit dem nötigen Ernst angehen würde. Klar, wer so gut ist, der hat Neider. Das haben sich die Bullen auch erarbeitet. Aber wer den FC Bayern München und Borussia Dortmund von den oberen Tabellenplätzen verdrängen möchte, der muss genau die beiden dann aber auch mal schlagen. Und das gelingt den Leipzigern zu selten.

So verpasst man nicht nur den Sprung auf den ersten Tabellenplatz, sondern der BVB macht auch noch Punkte gut. Leipzig hat schonmal die Meisterschaft aus der Hand gegeben. Genau auf die gleiche Art und Weise. Eigentlich sollte man daraus gelernt haben.

Bayer Leverkusen ist überrascht von sich selbst

Amiri steht nach dem Führungstreffer der Bremer alleine.
Amiri steht nach dem Führungstreffer der Bremer alleine. / Pool/Getty Images

Bei Bayer 04 Leverkusen hätten vor der Saison die meisten wohl damit gerechnet, dass die Mannschaft von Peter Bosz um die Europa League-Plätze kämpfen würde. Zu schwer wiegten die Abgänge von Kai Havertz und Kevin Volland. Doch die ersten Wochen der Saison verliefen wie im Rausch. Leverkusen spielte tollen Fußball. Die Spiele waren schön anzusehen und verliefen gleichzeitig auch noch erfolgreich für die Werkself. Man war praktisch von sich selbst berauscht.

Doch der große Knacks kam vor Weihnachten. Im Ruhrpott war man so überzeugt von sich, dass schon die ersten die Leverkusener als Kandidat für die Meisterschaft zählten. Prompt gab es die erste Niederlage gegen den FC Bayern München. Einfach mal auf den Hosenboden gesetzt. Wenn es nur ein Spiel gewesen wäre, wäre das ja kein Problem. Aber die Auftritte, die danach gegen Frankfurt und Bremen folgten, machen wenig Mut auf Besserung.

War man zu überrascht von sich selbst? Ein gewisses Selbstvertrauen ist natürlich gut und angebracht. Aber trotzdem sollte man in Leverkusen versuchen auf einem Platz zu landen, der nicht niedriger ist, als Platz vier. Momentan steht man auf dem dritten Tabellenplatz mit einem Punkt Abstand zu Borussia Dortmund. Der Blick sollte jetzt erstmal darauf gehen und nicht nach oben zur Meisterschaft. Dann gelingt es vielleicht auch wieder mit Siegen und die Meisterränge kommen von alleine.

Borussia Dortmund schleicht sich so langsam heran, aber zu spät

Der BVB gewinnt das Topspiel gegen RB Leipzig.
Der BVB gewinnt das Topspiel gegen RB Leipzig. / RONNY HARTMANN/Getty Images

Ausgerechnet Borussia Dortmund könnte in dieser Saison das Zünglein an der Waage werden. Ausgerechnet jene Borussia, die sich vor dem 1. Spieltag als Bayern-Jäger Nr. 1 positioniert hatte. Hans-Joachim Watzke hat Lucien Favre ein Team übergeben, mit dem man definitiv um die Meisterschaft hätte mitspielen können. Aber nun steht man auf Platz 4 und sorgt mit dem Sieg im Spitzenspiel dafür, dass sich die Wachablösung im deutschen Profifußball noch verzögert.

Mit einem neuem Trainer soll endlich der lang ersehnte Erfolg her. Trotzdem mahnt Emre Can im Sky-Interview zur Vorsicht. Übervoreilige Ansprüche anzumelden wäre falsch. Dafür hat man im früheren Verlauf der Saison einfach zu viele Punkte liegen gelassen. Unter anderem gegen den 1. FC Köln. Wer Meister werden will, muss solche Spiele einfach gewinnen. Aber dazu scheinen weder der BVB noch RB Leipzig konstant in der Lage zu sein.

Es scheint so zu sein, als ob auch trotz der aktuellen Schwächephase des FC Bayern am Ende wieder der Rekordmeister ganz oben stehen wird. Weil sich die Konkurrenten gegenseitig die Punkte wegnehmen. Weil es in den Spielen gegen die Münchener nichts zu holen gibt. Deshalb muss man sich anderswo bedienen. Aber die Inkonstanz und das Versagen in den entscheidenden Spielen lassen schon wieder erahnen, dass man zwar künstlich Spannung aufbauen kann, aber am Ende eh wieder die gleiche Mannschaft Meister wird.

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