Köln-Chef Heldt erklärt: Aus diesen 4 Gründen gibt es wenig Transfers im Juli
Von Yannik Möller

Durch die Coronakrise und ihre Folgen für sämtliche Fußball-Vereine wird ein in Großteilen vergleichsweise ruhiger Transfermarkt erwartet. Auch Horst Heldt, Sport-Geschäftsführer in Köln, erwartet wenig Bewegung. In einem Interview erklärte der Fachmann, weshalb es speziell im Juli zu sehr wenig Transfers kommt.
Auch wenn der Transfermarkt für die Bundesliga bereits geöffnet ist und andere Ligen wie die Premier League demnächst folgen werden, herrscht größtenteils noch sehr viel Ruhe zwischen den Spielern und Vereinen. Das ein oder andere Leihgeschäft wird zwar bereits eingetütet, mancher Vertrag wird verlängert - und doch ist vor allem der Juli ein bislang sehr ruhiger Transfer-Zeitraum.
Horst Heldt, seit vergangenem November als Sport-Geschäftsführer beim 1. FC Köln zuständig, hat im Interview mit dem Geissblog.Koeln die Gründe dafür erklärt. Diese speisen sich zwar allesamt aus den direkten Folgen der Coronakrise, doch auf verschiedene Weisen.
Laufende Wettbewerbe: Sportliche Entscheidungen beeinflussen den eigenen Spielraum
"Sportlich stehen noch einige Entscheidungen an", weiß Heldt zu betonen. Dass in manchen Ländern noch der zumindest halbwegs normale Liga-Wahnsinn ansteht, hat natürlich auch Folgen für den Transfermarkt. Vereine können noch absteigen, andere aufsteigen, für manche geht es um die Qualifikation für das europäische Geschäft. Faktoren, die große Einflüsse auf das Agieren der jeweiligen Klubs haben.
Frederik Sörensen wird dafür als Beispiel des Effzeh benutzt. Der Innenverteidiger ist an Young Boys Bern ausgeliehen, die in der Super League in der Schweiz noch vier ausstehende Spiele vor sich haben. Auch wenn die zunächst gebotene Kaufoption vom zeitlichen Rahmen abgelaufen ist, soll ein Verbleib des 28-Jährigen im realistischen Szenario der Meisterschaft durchaus denkbar sein. Auch hier eine sportliche Entscheidung, die noch fallen muss. Kehrt Sörensen zurück, könnte Köln mit ihm planen. Bleibt er in Bern, müsste womöglich Verstärkung gesucht werden.
Champions- und Europa League: Finanzschub durch Prämien und Boni
Ein zweiter Aspekt, der ebenfalls unter die Kategorie des noch laufenden Wettbewerbs fällt, ist die offene Endrunde der Champions League und der Europa League. "Viele dieser Vereine werden jetzt noch nicht aktiv werden oder nur wenige Transfers machen", vermutet Heldt. Die Teams sollen bestmöglich zusammengehalten werden, um einen möglichst großen Erfolg wahrscheinlicher zu machen. Mit diesem Erfolg wiederum gehen Bonuszahlungen und Prämien einher, die ebenfalls einen Einfluss auf die finanziellen Möglichkeiten der Vereine haben.
Gehälter und Abhängigkeit vom berühmten ersten Stein - Leihspieler sollen abgegeben werden
Da die meisten Vereine erst im August wieder richtig in die Saisonvorbereitung starten, "herrscht im Juli also noch kein akuter Handlungsbedarf", so der erfahrene Manager weiter. Welche Spieler noch gehen könnten, an welchen Stellen ohnehin Handlungsbedarf besteht - Fragen, die erst so richtig in den Trainingswochen beantwortet werden können.
Gehaltszahlungen sind auch ein Thema. Oftmals gilt der 1. August dabei als Quasi-Stichttag, mit dem Verpflichtungen in der Regel starten. Dadurch entfällt das Juli-Gehalt, was theoretisch noch zu zahlen gewesen wäre. Gleichzeitig versuchen zahlreiche Klubs, andere (ausgeliehene) Spieler loszuwerden, bevor sie selbst handeln können. Die ersten Steine, die dafür fallen müssen, wird es dementsprechend auch erst im August geben.
Zuschauer in die Stadien? Budgets können noch nicht sicher berechnet werden
Zudem darf die Tragweite der Entscheidung, ob, wann und wie viele Zuschauer wieder in die Stadien gelassen werden können. Durch das durchschnittliche Heimspiel, das ein Bundesligist vor leeren Rängen austragen muss, geht Geld im einstelligen Millionenbereich verloren.
Durch die quälende Ungewissheit der Vereine und der Vereinsverantwortlichen ist es kompliziert, das generelle Budget und somit auch die eigenen finanziellen Möglichkeiten vorherzusehen. Die Vorsicht beherrscht also noch immer das Handeln von Sportvorständen, Sportdirektoren und Co.
Aufgrund dieser verschiedenen Aspekte, die sich teilweise sogar noch unterteilen und Einflüsse auf andere Faktoren auf dem Transfermarkt haben, herrscht im Juli noch sehr viel Ruhe. Nach und nach, mit jedem bisschen Gewissheit und Planungsmöglichkeit mehr, wird es wieder Transfers geben. Fraglich, ob es ihm gewohnten Rahmen und mit gewohnten Umfängen vonstatten gehen wird. Viele Experten erwarten ein insgesamt gemäßigtes Vorgehen.
Köln selbst muss sich dadurch ebenfalls in Geduld üben. Die Personalie Mark Uth hat der Effzeh noch immer nicht abgeschlossen, doch weder der Rhein-Klub, noch der FC Schalke 04 kann zurzeit abschließend sagen, wie die eigenen Forderungen aussehen - sollte sich S04 überhaupt auf weitere Gespräche einlassen und nicht mit dem Offensivspieler planen.