Karim Benzema bei Real Madrid: Ungeliebte Weltklasse

Karim Benzema spielte für Real Madrid ein ganz starke Saison
Karim Benzema spielte für Real Madrid ein ganz starke Saison / Soccrates Images/Getty Images
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Karim Benzema ist ein Phänomen - und das im negativen Sinn. Denn obwohl der Stürmer seit mittlerweile zehn Jahren für Real Madrid auf absolutem Weltklasse-Niveau performt, bekam er nie die Anerkennung, die ihm gebührt. Warum Benzema zu den besten Stürmern aller Zeiten gehört.

"Wenn ich auf dem Rasen stand, habe ich immerzu nach Cristiano Ronaldo gesucht, damit er so viele Tore wie möglich schießt." Mit dieser Aussage lieferte Karim Benzema Anfang 2019, kurz nachdem Cristiano Ronaldo Real Madrid in Richtung Turin verlassen hatte, die perfekte Zusammenfassung seiner Karriere.

Benzema steht in der zweiten Reihe

Denn seitdem der inzwischen 32-Jährige auch dem Rest der Fußballwelt über die Grenzen Frankreichs hinaus ein Begriff ist, das geschah nach seinem Wechsel aus Frankreich zu den Königlichen, spielte Benzema in Madrid stets eine sekundäre Rolle.

Nicht, dass es zu Missverständnissen kommt: Es ist hinlänglich bekannt, dass Benzema ein echt guter Fußballer ist, doch die verdiente Anerkennung für seine Leistungen bekam er außerhalb Madrids nie wirklich übermittelt. Und auch in Madrid gab es stets Spieler, die den Stürmer ins zweite Glied rutschen ließen.

Dabei ist Benzema im Grunde genau das, was man einen Vollblutstürmer nennt - und noch mehr. Denn das der in den Lyoner Banlieues aufgewachsene Angreifer in den vergangenen zehn Jahren konstant zu treffsichersten Vertretern seiner Zunft gehört, geht gerne unter. Und dass er darüber hinaus auch noch zu den wohl besten Vorbereitern unter den Topstürmern Europas zählt ebenfalls.

Statistiken: Benzema auf einem Level mit Lewandowski

Vergleicht man beispielsweise Benzemas Werte der letzten zehn Jahre mit denen eines Lewandowski wird eines schnell klar: Der Pole hat mehr Tore geschossen, aber eben auch nicht deutlich mehr als Benzema, der sich viele seiner Jahre in Madrid den Ball mit Cristiano Ronaldo und Gareth Bale teilen musste. Lewandowski erzielte in den vergangen zehn Spielzeiten, und da ist auch seine allererste in der Bundesliga für den BVB dabei, 236 Tore. Dem gegenüber stehen 161 Tore Benzemas im selben Zeitraum. Auf der Haben-Seite hat Benzema jedoch auch noch 90 Vorlagen in dieser Zeit auf dem Papier stehen - Lewandowski wartet mit 65 Vorlagen auf.

Hier schließt sich zumindest schonmal der Kreis des Statements zum Einstieg. Denn anders als Lewandowski, der erst in Dortmund und seit seiner Ankunft in München Dreh- und Angelpunkt der Offensive ist, dem von anderen zugearbeitet wird, musste Benzema eben häufiger die Rolle des Zuarbeiters überehmen. Notiz am Rande: Benzema durfte in den letzten zehen Spielzeiten ganze 2.000 Minuten weniger auf dem Platz stehen als Dauerbrenner Lewandowski.

"Benzema ist der Beste der Welt, er verdient es, den Ballon D'Or zu gewinnen."

Real-Präsident Florentino Perez

In Madrid scheint man sich der Qualitäten Benzemas mittlerweile wieder bewusst zu sein, nachdem nicht nur wenige nach einer schwächeren Saison 2017 forderten, Benzema dürfe das ehrenvolle Trikot der Königlichen nicht mehr tragen. Madrid-Präsident Florentino Perez forderte vor einigen Tagen, sein Stürmer müsse den Ballon D'Or gewinnen, so gut sei er: "Benzema ist der Beste der Welt, er verdient es, den Ballon D'Or zu gewinnen", ließ sich der mächtigste Mann Fußball-Madrids zitieren.

Denn seine Klasse hat Benzema auch in dieser Spielzeit erneut auf internationaler Ebene unter Beweis gestellt. Nach vier Toren und zwei Vorlagen in acht Spielen in der letzten Champions-League-Saison, steht der Franzose auch in diesem Jahr im noch laufenden Wettbewerb bei gleichen Werten und einem absolvierten Spiel weniger. Zeigt: Auch International ist KB nach wie vor gut genug für die Weltspitze.

Benzema als überlebender von RBB

Es ist schon ironisch. Vom einst gefürchteten Sturm-Triumvirat bestehend aus Ronaldo, Benzema und Bale, fällt nur noch der Mittelstürmer mit konstanten Leistungen für die Königlichen auf. Ronaldo hat es wie bereits erwähnt zu Juventus gezogen. Bale ist zwar nach wie vor im Verein, fällt aber eher mit Späßen auf der Bank als mit Spaß auf dem Platz auf. Bleibt Benzema, der in dieser Saison mit 21 Toren und acht Vorlagen in 37 Spielen seine Kritiker Lügen strafte.

Schaut man sich Benzemas Karrierestatistiken an, wird der Eindruck, dass da jemand auf wirklichem Weltklasse-Niveau performt, noch größer. Um das zu verdeutlichen, eine Gegenüberstellung der Leistungen Benzemas bis heute für Madrid, mit derer einer absoluten Klub-Legende. Benzema hat für die Königlichen bisher 512 Mal auf dem Platz gestanden und in dieser Zeit 248 Tore und 135 Vorlagen erzielt. Der andere Spieler kommt in insgesamt 741 Begegnungen für Madrid auf 325 Treffer und 109 Vorbereitungen.

Die Auflösung des ganzen: Der nicht genannte Spieler hört auf den Namen Raúl Gonzalez Blanco und gilt bis heute als einer der besten Stürmer Madrids und der Welt aller Zeiten. Schaut man sich die Statistiken an, könnte man schnell auf den Gedanken kommen, dass nur auf die Werte konzentrierend Benzema mindestens genauso gut, beinahe besser sein könnte als der Spanier.

Was nach einem banalen Zahlenspiel ausschaut soll im Grunde genommen eins verdeutlichen: Benzema wird in der Endabrechnung, also der Bewertung seiner Leistungen und seiner Karriere oft falsch dargestellt und gehört eigentlich in das Regal der besten Angreifer aller Zeiten. Und das nicht nur in der zweiten Reihe. Die Fans haben das mittlerweile übrigens verstanden und den 32-Jährigen jüngst zum Spieler der Saison in Spanien gewählt - noch vor Lionel Messi.