Der Kampf gegen die Zweifel: So teuer wäre ein Wagner-Aus für Schalke

David Wagner steht auch zum Saisonstart unter Druck
David Wagner steht auch zum Saisonstart unter Druck / Christof Koepsel/Getty Images
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In der Vorbereitung arbeitet Schalke an der Wiedergutmachung einer katastrophalen Rückrunde 2020. Besonders unter Druck steht Trainer David Wagner, der zur neuen Saison verschiedene Zweifel und Kritikpunkte aus dem Weg räumen muss - eine Trennung vom Coach wäre für den Klub ein Worst-Case-Szenario.

Neue Saison hin oder her, für David Wagner geht es direkt mit ordentlich Druck weiter. Es ist alles andere als eine fingierte Hexenjagd, schließlich zieht er eine enorme Hypothek mit in die nächste Spielzeit: Unter ihm hat Schalke 04 ganze 16 Liga-Spiele in Folge nicht gewinnen können. Ein Negativ-Rekord, gespickt mit unterschiedlichen Kritikpunkten - und die kommen nicht nur aus dem Fanlager.

Sportvorstand Jochen Schneider musste seinen Trainer, mit dem er eigentlich eine ähnliche Spielphilosophie umsetzen wollte, wie sie bei RB Leipzig an der Tagesordnung ist, schon häufiger verteidigen. Nicht vor den Fans im Stadion, die ihre kritische Stimmen laut hätten erklingen lassen. Sondern vor dem eigenen Aufsichtsrat und Kaderplaner Michael Reschke: Funktionäre, die Wagner gegenüber kritisch sind, weil die vergangene Saison zu viele Zweifel aufgebracht hat.

Körpersprache, Spielidee und Zusammenhalt: Wagner muss vielen Kritikpunkten entgegentreten

Über die letzten Wochen hieß es beispielsweise, dass seine Körpersprache intern fragwürdig gesehen wird. In der Regel stand der Coach regungslos an der Seitenlinie. Trotz Geister-Kulisse im Stadion war er nur sehr selten zu hören, während die Trainer von gegnerischen Mannschaften ihre Teams zum Sieg anfeuerten. Exemplarisch dafür das Heimspiel gegen Werder Bremen, wo die Auswechselspieler mitsamt Florian Kohfeldt den Eindruck erweckten, es seien gar keine Schalker ins Stadion gekommen.

Stille an der Seitenlinie: Wagner beim Spiel gegen Bremen
Stille an der Seitenlinie: Wagner beim Spiel gegen Bremen / Pool/Getty Images

Will Wagner wieder einen guten Eindruck hinterlassen, gehört es auch dazu, dass er emotional, griffig und aktiv der Mannschaft hilft. Das hat nichts mit dem Mythos zu tun, bei Königsblau müsse man nur Emotionen zeigen und ein paar Kampfbegriffe wie Malocher zum Besten geben - es ist schlicht notwendig, seine Spieler auch zu elektrisieren, anzutreiben, wenn man sie zum Erfolg coachen möchte.

Dieser Erfolg kommt aber auch nur mit einer grundfesten Spielidee. Während in der Rückrunde die Defensiv-Brechstange ausgepackt und kaum noch attackiert wurde, war die mutige und pressing-intensive Herangehensweise in der Hinrunde noch erfolgreich. Allerdings auch nicht über die ganze Hinrunde und zu großen Teilen wurden auch Fehler und Schwachstellen verdeckt, weil das Team überperformte: Torchancen herausspielen, Kreativität und Tempo - oftmals Mangelware.

Auch im S04-Training muss wieder härter gearbeitet werden
Auch im S04-Training muss wieder härter gearbeitet werden / Christof Koepsel/Getty Images

Ein weiterer Faktor, um die Dinge wieder halbwegs ins Lot zu bekommen und besonders wichtig bei dem schwierigen Startprogramm in der Bundesliga: Der Zusammenhalt. Der muss nicht nur unter den Spielern passen, wo Wechselgedanken oder derartige Themen Gift wäre, sondern auch in Verbindung zum Trainer. Sinngemäße Aussagen, der Kader sei schlecht und die - zu dem Zeitpunkt in der Rückrunde - fitten Spieler wären nicht in der Lage, ordentlichen Fußball zu spielen, sind ein absolutes No-Go, egal in welcher Lage. Dem einen oder anderen werden diese und ähnliche Aussagen sehr sauer aufgestoßen sein - Zeit, um sich wieder zusammenzuraufen.

Wagner-Aus käme Schalke sehr teuer zu stehen: Schneider demonstriert Vertrauen

Sollte David Wagner den Turnaround nicht schaffen und immer tiefer in immer neue Krisen gezogen werden, wird Jochen Schneider früher oder später vermutlich nicht mehr um eine Trennung herumkommen. Im Fall der Fälle, den sich natürlich kein S04-Anhänger wünscht, würde es richtig teuer für Königsblau.

Jochen Schneider zeigt sich immer wieder von David Wagner überzeugt
Jochen Schneider zeigt sich immer wieder von David Wagner überzeugt / DeFodi Images/Getty Images

Laut Sport Bild verdient Wagner im Jahr etwa 2,5 Millionen Euro inklusive Prämien. Ein sehr stattliches Gehalt, wenn man bedenkt, dass der Verein bereits vor einem Jahr ordentlich sparen musste. Da er direkt einen Dreijahresvertrag bis 2022 bekommen hat, müsste das Gehalt wohl auch bis dahin weitergezahlt werden. Auch, weil es keine Klausel geben soll, die eine Entlassung finanziell regeln würde. Solche Klauseln gibt es oft, auf Schalke für Wagner offenbar nicht.

Schneider habe in letzter Zeit erneut vor dem Aufsichtsrat vorsprechen müssen, heißt es zudem. Dabei habe er erneut betont, dass er dem Trainer voll und ganz vertraut. Schon während der vergangenen Saison stellte sich der Sportvorstand demonstrativ vor Wagner und erklärte, die Fehler zusammen umkehren zu wollen. Im Sinne des Klubs sollte das auch gelingen: Sonst wird es nicht nur sehr teuer, sondern auch sehr chaotisch. Wieder einmal...