Kampf, Emotionen & Handspiel-Lotto: Stimmen und Highlights zu VfB gegen Eintracht

Kolo Muani holt den entscheidenden Elfmeter heraus
Kolo Muani holt den entscheidenden Elfmeter heraus / Photo by Fantasista/Getty Images
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Eintracht Frankfurt folgt RB Leipzig ins DFB-Pokalfinale am 3. Juni. Die SGE setzte sich am Mittwochabend in Stuttgart mit 3:2 gegen den VfB durch. Es war ein hart umkämpfter Pokalfight mit Wendungen, Diskussionen und strittigen Szenen.

Die Hausherren gingen in der ersten Halbzeit früh in Führung und waren in Durchgang eins das bessere Team. In den zweiten 45 Minuten erwischte allerdings die Frankfurter Eintracht den besseren Start und konnte die Partie drehen. Als Randal Kolo Muani seinen Elfmeter zum zwischenzeitlichen 3:1 verwandelte, schien das Duell bereits entschieden zu sein.

Doch der VfB gab nicht auf und kam durch Enzo Millot in der 83. Minute zum Anschlusstreffer. Stuttgarts Borna Sosa sah drei Minuten später Gelb-Rot. Und dennoch hätten sich die Schwaben beinahe in die Verlängerung gerettet. In der Nachspielzeit musste Schiedsrichter Daniel Schlager eine ganz knifflige Handspiel-Situation bewerten. Nach Blick auf die Bilder auf dem VAR-Bildschirm gab er keinen Elfmeter - wenige Sekunden später stand der Frankfurter Finaleinzug fest.


Die Highlights der Partie im Video


Stimmen und Reaktionen zur Handspiel-Szene

Kurz vor Ablauf der Nachspielzeit gab Hiroki Ito einen scharfen Ball in den Eintracht-Sechzehner. Im Getümmel sprang der Ball an die Hand von SGE-Verteidiger Aurelio Buta. Schlager ließ zunächst weiterlaufen, schaute sich die Szene aber am VAR-Bildschirm an. Der Schiedsrichter blieb bei seiner Entscheidung, keinen Handelfmeter zu geben.

In den beiden Lagern wurde diese Szene - fast schon zwangsläufig - unterschiedlich bewertet, auch wenn die VfB-Verantwortlichen Verständnis zeigten.

Zunächst die Erklärung vom Schiedsrichter selbst: "Für mich war es so, dass der Verteidiger eine Orientierung zu seinem Gegenspieler hatte. Und der Ball wurde kurz vorher vom Stuttgarter Spieler nochmal abgefälscht. Dann bekommt der Frankfurter Spieler den Ball zweifelsohne an den Oberarm. Für mich war das nicht strafbar, weil es ein normaler Bewegungsablauf des Verteidigers war. Aufgrund der Tragweite der Entscheidung habe ich gemeinsam mit dem Video-Assistenten entschieden, dass ich es mir noch einmal anschaue aus unterschiedlichen Perspektiven", so Daniel Schlager am ARD-Mikrofon. (Hier gehts zum kompletten Interview im Video)

VfB-Trainer Sebastian Hoeneß: "Ich habe schon viele dieser Elfmeter gesehen in den letzten Jahren. Es ist eine mutige Entscheidung, sicher auch schwierig, für mich ist das ein Handspiel." (via Sky)

Hoeneß fügte aber auch hinzu, dass "nicht ganz klar" zu sehen gewesen sei, ob Serhou Guirassy den Ball zuvor noch abgefälscht hatte.

VfB-Sportdirektor Fabian Wohlgemuth: "Wenn ich die Bilder sehe, dann kann man Hand geben, man kann sich aber auch dagegen entscheiden."

SGE-Trainer Oliver Glasner: "Wenn du zurückliegst, siehst du einen Elfmeter, wenn du führst, siehst du einen abgefälschten Ball auf Schulterhöhe."

Glasner zum Vorgang von Schiedsrichter Schlager: "Genau so gehört es sich, dass der Schiedsrichter noch mal rausgeht bei so einer Entscheidung. Das hat er großartig gemacht. Die Abfolge, so wie sie heute passiert ist, hat gestimmt und wenn der Schiedsrichter die Entscheidung trifft, dann akzeptieren wir sie auch alle." 

In der Bewertung der Handspiel-Szene muss man allen Beteiligten zustimmen. Zunächst sei betont, dass Schlager mit seinem Vorgehen vorbildlich gehandelt hat. Um spätere Diskussionen zu vermeiden, schaute er sich die Szene selbst an. Am Ende kam er zur Bewertung: kein Strafstoß. Möglicherweise auch, weil er keine klare Fehlentscheidung erkennen konnte.

Und auch das ist nachvollziehbar. Zumal es zumindest zu erahnen war, dass Guirassy den Ball von seiner Brust noch abfälschte, bevor dieser aus kürzester Distanz an Butas leicht vom Körper gestreckten Oberarm landete. Argumente für einen Elfmeter ließen sich aber auch finden. Nicht nur wegen der Armhaltung des Eintracht-Spielers, sondern auch wegen der Tatsache, dass der Ball wahrscheinlich weiter durch den Sechzehner geflogen wäre und dahinter Tanguy Coulibaly völlig frei einschussbereit stand.

Insgesamt bewegen wir uns in dieser Szene in der absoluten Grauzone der Handspielregel. Nach dem Vorgehen des Schiedsrichters kann man seine Bewertung auf jeden Fall verstehen - egal, ob man damit konform geht.

Tumulte nach provokantem Eintracht-Jubel

Nach dem Schlusspfiff kam es dann noch zu Tumulten zwischen den Spielern. Einige Eintracht-Profis jubelten offenbar demonstrativ in Richtung Stuttgarter Fankurve, was den VfB-Akteuren natürlich überhaupt nicht schmeckte.

Vor allem die Franzosen Kolo Muani, Evan N'Dicka und Junior Dina Ebimbe ließen sich zum provokanten Jubel hinreißen. Ihre französischen Landsmänner vom VfB, Dan-Axel Zagadou und Serhou Guirassy, schritten ein. Es kam zu einer Rudelbildung und lautstarken Diskussionen.

VfB-Keeper Fabian Bredlow äußerte sich dazu bei der ARD: "Das hat für mich ganz klar was mit Respekt zu tun. Deswegen haben sich alle von uns aufgeregt, einige sind aber auch hingegangen. Das ist einfach eine Sache von Respekt und gehört sich nicht."

Ähnlich sah es VfB-Rechtsverteidiger Josha Vagnoman: "Das muss nicht sein, Frankfurt hat gewonnen und gut ist es. Danach braucht man nicht unnötig zu provozieren. Aber das ist Fußball, es geht weiter."

VfB-Sportdirektor Wohlgemuth wollte die Szenen nicht zu hoch hängen: "Das Spiel war von Anfang an hitzig. Es gab in der ersten Halbzeit fünf oder sechs Gelbe Karten. Es ging um Alles oder Nichts. Wir hatten trotz allem eine überragende Atmosphäre. Von daher kochen dann auch mal kurz die Emotionen hoch. Am Ende haben sich alle entschuldigt."

Eintracht-Sportvorstand Markus Krösche stimmte Wohlgemuth zu: "Emotionen gehören dazu, man darf die Dinge jetzt nicht überbewerten. Sicherlich ist sehr viel abgefallen von den Jungs. Sie haben eine sehr harte Zeit hinter sich."

Die Stimmen der Trainer zum Spiel

VfB-Coach Hoeneß: "Heute Abend ist die Enttäuschung da. Wir haben einen Fight geliefert, wir hatten die Möglichkeiten, das Ergebnis in der ersten Halbzeit deutlicher zu gestalten. Dann sind wir nicht gut rausgekommen aus der Pause, da hat Frankfurt eine enorme Effizienz an den Tag gelegt. Wir haben an uns geglaubt und auch daran, zurückzukommen - auch in Unterzahl. Es ist bitter, man muss es akzeptieren. Auch wenn es schwer fällt."

Eintracht-Coach Glasner: "Ich muss den Jungs ein Riesenkompliment aussprechen. Was sie leisten, ist außergewöhnlich. Ich bin wahnsinnig stolz, dass sie hier auswärts das Spiel gedreht haben. Wir haben lange auswärts nicht gewonnen. Großes Kompliment an die Jungs."


Alle Stimmen via ARD, Sky & DFB