"Kahn lügt": Matthäus und Nagelsmann-Management mit heftigen Vorwürfen
Von Daniel Holfelder
Die Entlassung von Julian Nagelsmann schlägt beim FC Bayern weiter große Wellen. Vor allem die Art und Weise wirft Fragen auf. Nun hat die Nagelsmann-Seite ein Statement veröffentlicht. Implizit bezichtigt der Ex-Coach seinen alten Arbeitgeber der Lüge.
Schon kurz nach der Entlassung in der vergangenen Woche hatte es Kritik daran gegeben, dass Nagelsmann von seiner Freistellung aus den Medien erfahren hatte. Im Vorfeld des Spitzenspiels gegen Borussia Dortmund wies Vorstandsboss Oliver Kahn diese Kritik vehement zurück.
Es sei eine "Katastophe", gab Kahn am Sky-Mikrofon zwar zu, dass Nagelsmann aus den Medien von seiner Beurlaubung erfahren habe. Den FC Bayern treffe daran aber keine Schuld. Vielmehr habe der Klub schon vor der Zusage des neuen Trainers Thomas Tuchel versucht, Nagelsmann über seine Entlassung zu informieren.
Da der 35-Jährige aber im Urlaub weilte, sei es ihm nicht möglich gewesen, an die Säbener Straße zu kommen. Nagelsmann telefonisch über sein Aus zu unterrichten, insistierte Kahn, wäre nicht angemessen gewesen. Zwischenzeitlich habe man deshalb sogar überlegt, zu Nagelsmann ins Zillertal zu fahren, sich dann aber dagegen entschieden.
Statement der Nagelsmann-Seite
Noch am Samstagabend meldete sich Nagelsmanns Berateragentur Sports 360 zu Wort und widersprach Kahns Darstellung der Ereignisse. Die Agentur ließ via Sky folgendes Statement verbreiten: "Es gab keinen Kontakt und keinen Kontaktversuch der Bayern. Das Management von Julian Nagelsmann hat selbst nach den diversen Gerüchten in den Medien bei Hasan Salihamidzic angerufen."
Starker Tobak. Implizit wirft das Nagelsmann-Management Oliver Kahn vor, über Nagelsmanns Entlassung zu lügen. Genauso sieht es auch TV-Experte Lothar Matthäus, mit dem Kahn schon während des Sky-Interviews aneinandergeraten war.
"Kahn lügt"
Matthäus erklärte gegenüber t-online: "Ich weiß, dass Oliver Kahn lügt. Oliver Kahn will nur von seinen Problemen ablenken, und dann greift er mich an. Aber darauf war ich vorbereitet. Er hat die Frage von [Sky-Moderator] Sebastian Hellmann gar nicht beantwortet. Ich sage nur das, was ich höre, sehe und fühle. Die zeitliche Abfolge, so wie sie Kahn schildert, passt nicht zusammen."
Den tatsächlichen Ablauf der Nagelsmann-Entlassung skizziert der Rekord-Nationalspieler wie folgt: "Bayern war längst mit Tuchel klar. Deshalb wurde es ja auch aus Italien geleakt. Und wenn ich Julian Nagelsmann im Urlaub nicht telefonisch erreiche, dann fahre ich eben zu ihm nach Südtirol und rede dort mit ihm. Ich kenne viele Leute im Umfeld des FC Bayern, die Oliver vielleicht nicht kennt. Und habe erfahren, wie es gelaufen ist."
Die Causa Nagelsmann sorgt also weiterhin für Unruhe beim Rekordmeister - und geht am Sonntagabend in die nächste Runde. In der Sendung "Sky90 - die Fußballdebatte" wird Oliver Kahn zu Gast sein und zum ersten Mal mit dem Statement des Nagelsmann-Managements konfrontiert werden. Die Zuschauer dürfen gespannt sein, wie der Vorstandsvorsitzende auf den Lügen-Vorwurf reagieren wird.
Update:
Inzwischen hat Kahn bereits Stellung bezogen. Hier unser Artikel dazu.