Im Schatten der EM: Wie die anderen internationalen Frauen-Turniere im Sommer gelaufen sind
Von Helene Altgelt
Die EM stand in diesem Sommer im Fokus der Öffentlichkeit, und das zurecht. Aber auch die anderen Verbände richteten Turniere aus, mit Zuschauerrekorden, Supertalenten, Wachablösungen und Seriensiegerinnen. Ein Blick auf die Wettbewerbe von Afrika, Südamerika und Nord- und Mittelamerika.
Afrika-Cup: Zuschauerrekorde und das Ende der Dominanz Nigerias
Üblicherweise wird die Afrikameisterschaft alle zwei Jahre ausgetragen, wegen der Corona-Pandemie fiel das Turnier 2020 aber aus. Diesen Sommer wollten die "Super Falcons" aus Nigeria ihre Dominanz erneut unter Beweis stellen: Das Team hat die drei letzten Auflagen gewonnen, von insgesamt 13 Turnieren konnten sie zuvor elf gewinnen. Eine Bilanz, die ein wenig an Deutschland erinnert - aber so wie das DFB-Team 2017 im Viertelfinale scheiterte, mussten auch die Nigerianerinnen früher als geplant ihre Koffer packen.
Auch, weil der Star des Teams, Asisat Oshoala vom FC Barcelona, nicht so zielsicher war wie üblich und kein Tor erzielte. Mit dem Aus in der Runde der besten Vier gegen Marokko ist Nigeria aber dennoch für die WM qualifiziert, genau wie die anderen Halbfinalisten. Anders als bei der UEFA wurden die WM-Teilnehmer nicht durch Gruppen, sondern in einem Turnier, ausgewählt. Für Gastgeber Marokko war der Africa Cup trotz der Niederlage im Finale gegen Südafrika ein sehr gelungenes Turnier.
51.000 Zuschauer sahen das Endspiel in Rabat, zudem war beim dramatischen Halbfinale gegen Nigeria mit 45.562 Besuchern bereits ein neuer Zuschauerrekord aufgestellt worden. Rosella Ayane, die mit zwei Toren und zwei herausgeholten Elfmetern eine wichtige Spielerin für Marokko war, avancierte mit ihrem verwandelten Elfmeter zur Heldin des Finaleinzugs - in dem Moment war es ihr aber noch nicht bewusst:
Die 26-Jährige von Tottenham Hotspur ist eine der wenigen Spielerinnen, die bei einem europäischen Verein unter Vertrag sind. Ayane, die in England geboren und aufgewachsen ist, spielte zunächst für die Jugendmannschaften der "Lionesses", bevor sie vor einem Jahr ihr Debüt im A-Nationalteam Marokkos gab und prompt nach weniger als einer Minute ein Tor erzielte. Eine ähnliche Geschichte hat auch Nigerias Ashleigh Plumptre, bei Leicester CIty in der englischen Liga angestellt, die auch zunächst für Englands Jugendteams spielte und dann dieses Jahr zu ihrem ersten Einsatz für das Land ihres Großvaters kam.
Copa América Feminina: Brasilien souverän
Gastgeber zu sein, scheint diesen Sommer viel Glück gebracht zu haben: Neben England und Marokko erreichte auch Kolumbien das Finale, wo sie sich allerdings Seriensieger Brasilien geschlagen geben mussten. Das Team der schwedischen Trainerin Pia Sundhage fuhr damit seinen achten Titel ein und konnte sich vor 28.000 Zuschauern mit 1:0 durchsetzen. Generell waren die Spiele Kolumbiens immer gut besucht und zogen mindestens 15.000 Zuschauer an.
Mit dem Sieg ist Brasilien für die WM 2023 qualifiziert, ebenso wie Kolumbien und der Drittplatzierte, Argentinien. Wie in Afrika gab es zudem zwei Play-Off-Plätze, die an Paraguay und Chile gingen. Brasilien hatte in der Gruppenphase wenig Mühe und erzielte in vier Spielen 17 Tore, in der K.O.-Phase waren sie dann aber weniger überlegen. Das Innenverteidigerinnen-Duo mit Bayerns Neuzugang Tainara und Rafaelle, im Winter zum FC Arsenal gewechselt, wusste dabei aber zu überzeugen und Brasilien musste kein einziges Gegentor hinnehmen.
17-Jährige Spielerin des Turniers - Argentinien mit emotionaler Qualifikation
Die Kräfteverhältnisse sind also recht eindeutig, Brasilien ist auch das Land mit den meisten Spielerinnen, die außerhalb von Südamerika aktiv sind: Elf Spielerinnen schnüren für US-amerikanische oder europäische Klubs ihre Schuhe. Bei Kolumbien sind es immerhin auch neun, viele davon in der spanischen Liga. Eine zehnte könnte bald dazukommen: Die erst 17-jährige Linda Caicero gilt als Supertalent und wurde sogar zur Spielerin des Turniers gewählt - an Interessenten soll es nicht mangeln.
Argentinien qualifizierte sich mit einem späten Sieg um Platz drei für die WM. Bei dem 3:1-Sieg fielen die beiden entscheidenden Tore erst nach der 90. Minute. Es war ein emotionaler Sieg, für den vor allem die Torschützenkönigin des Turniers, Yamila Rodriguez mit einem Doppelpack verantwortlich war. Nach einem 0:4 gegen Brasilien hatte es bereits einige Zweifel an dem Team gegeben, von daher war die Erleichterung groß.
Ein besonderer Sieg war es auch für Estefania Banini: Die Mittelfeldspielerin von Atlético Madrid hatte nach der WM 2019 den Trainer kritisiert, ebenso wie andere erfahrene Spielerinnen, und von dem Verband professionellere Bedingungen gefordert. Daraufhin wurde sie, ebenso wie weitere wichtige Spielerinnen, nicht mehr zu der Nationalmannschaft eingeladen. Im März gab sie unter einem neuen Trainer ihr Comeback, nun konnte sie bei dem Turnier glänzen.
CONCACAF Championship: Business as USuAl, Desaster für Gastgeber
Mexiko konnte sich, anders als die anderen Gastgeber, nicht für das Finale qualifizieren. Für die talentierte Elf von Trainerin Monica Vergara wurde das Turnier gar zum Desaster: Mit null Punkten schied "La Tri" in der Gruppenphase aus, hinter den USA, Jamaika und Haiti. Eine Mischung aus mangelhafter Chancenverwertung und eklatanter Defensivschwächen nahm den Mexikanerinnen die Hoffnung, sich für die WM qualifizieren zu können. Gegen Jamaika konnten sie ihre spielerische Überlegenheit nicht in Tore ummünzen, gegen ein junges haitianisches Team kassierten sie dagegen drei Tore. Eine couragierte Leistung gegen die USA am letzten Gruppenspieltag kam zu spät.
Haiti hat als Gruppendritter, wie Panama, noch einen Play-Off-Platz ergattert, während die üblichen Verdächtigen, die USA und Kanada, sowie Jamaika und Costa Rica, direkt qualifiziert sind. Die USA standen gegen den Erzrivalen Kanada im Finale, eine bekannte Konstellation: Neun-, beziehungsweise achtmal waren die beiden Teams schon im Endspiel gewesen. Aber während die USA bei dem Wettbewerb noch nie ein Finale verloren haben, mussten sich die Kanadierinnen schon sechsmal mit der Silbermedaille zufriedengeben.
Und so war es auch dieses Jahr. Damit gelang auch die Rache für die schmerzhafte Niederlage beim Halbfinale der Olympischen Spiele letztes Jahr. Vielleicht hat es geholfen, einfach das kanadische Erfolgsrezept zu kopieren: Solide verteidigen, durch einen späten Elfmeter in Führung gehen, dann den knappen Vorsprung clever verteidigen. Letztes Jahr gewann Kanada mit 1:0, nach einem verwandelten Elfmeter in der 75. Minute, dieses Jahr die USA mit 1:0 nach einem Elfmeter in der 78. Minute - eine Ironie des Fußballs.
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