"Pro eigene Spieler": Auch in der Jugend geht Werder den familiären Weg

Eren Dinkci (l.) und Jean Manuel Mbom (r.) stammen aus dem Werder-Nachwuchs
Eren Dinkci (l.) und Jean Manuel Mbom (r.) stammen aus dem Werder-Nachwuchs / Christian Kaspar-Bartke/Getty Images
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Der Saisonabbruch des Nachwuchsfußballs ist besiegelt. Der große Traum abertausender Fußballtalente droht mehr und mehr zu platzen. Die Pandemie schlägt selbstredend auch aufs Bremer Gemüt. Nichtsdestotrotz möchte man im Jugendleistungszentrum am Osterdeich auch künftig den typischen Werder-Weg einschlagen.

Björn Schierenbeck, Sportlicher Leiter der Bremer Nachwuchsabteilung, gibt im vereinseigenen Podcast interessante Einblicke in die (post-)pandemischen Prozesse des Klubs.


Wirklich zugeben und beurteilen möchte Schierenbeck es (noch) nicht, aber: die Pandemie ist ein Zeitfresser. Gerade den Jugendlichen raubt sie viele wertvolle Momente und eine grandiose Zeit, die sie nicht einfach so zurückbekommen. Analog dazu pochen im Nachwuchsbereich des Fußballs tausende Youngsters auf ihre Chance, den Schritt auf die große Fußballbühne zu erklimmen. Für all jene war das vergangene Jahr ein verlorenes.

Ob das wirklich so ist, "das können wir erst in naher Zukunft beurteilen", glaubt Schierenbeck und fügt hinzu: "Wir hoffen es nicht, aber uns fehlen natürlich unheimlich viele Eindrücke. Die Live-Eindrücke basieren aus dem Herbst letzten Jahres." Seither steht der Jugend- und Amateurfußball still. Videomaterial gebe es dennoch eine Menge. "Die Scouts waren ganz häufig im stillen Kämmerlein und haben enorm viele Videos geschaut", verrät Schierenbeck.

Kaum externe Neuzugänge: Werder geht den Werder-Weg

Trotz alledem wolle man sich im Sommer keineswegs extern umschauen. Potenzielle Neuzugänge für die Jugendmannschaften der Grün-Weißen bleiben größtenteils aus - zumal ein Spieler im Falle eines Wechsels im kommenden Juli bereits acht Monate kein einziges Spiel bestritten hat. Dementsprechend möchte man sich "pro eigene Spieler" entscheiden - und geht damit auch in der Jugend den familiären Werder-Weg.

Man wolle den Spielern keineswegs sagen: "Versuche noch einmal über den zweiten Bildungsweg oder einen anderen Verein den Anschluss zu finden." Stattdessen befinden sich schon jetzt U19-Spieler in der U23, um in einem (zwar etwas) aufgeblähten Kader eine längere Vorbereitungszeit zu genießen und sich für die neue Saison zu qualifizieren. Die Kader der (nun abgebrochenen) Saison 2020/21 bleiben also auch für Saison 2021/22 weitestgehend bestehen.

Denn trotz der geringen Spielzeit stecke viel Potenzial in den Jugendmannschaften des Klubs. Man habe immer wieder "gute, spannende Spieler in den Jahrgängen", lobt Schierenbeck mit Verweis auf den aktuellen Bundesliga-Kader etwa die vergangene Entwicklung von Jean Manuel Mbom, Nick Woltemade und Eren Dinkci.

Schierenbeck fordert bessere Bedingungen - NLZ-Bau rückt nach hinten

Für eine noch bessere Entwicklung am Bremer Osterdeich bedarf es künftig verbesserter Bedingungen. "Ich bin 1995 in die Amateurmannschaft gekommen und die Kabine hat sich nicht groß verändert", lacht Schierenbeck, der 16 Bundesliga-Spiele für Grün-Weiß bestritt.

Der Bau des zuvor geplanten, neuen Nachwuchsleistungszentrums sei dennoch erst einmal in der Prioritätenliste nach hinten gerutscht. Vorerst müsse man die wirtschaftliche Stabilität des Klubs wiederherstellen, "um dann aber auch genau zu prüfen: Wie kann es möglich sein, die Infrastruktur an diesem Standort nicht nur für den Nachwuchs, sondern auch für die Bundesliga-Mannschaft und den Frauen- und Mädchenfußball zu optimieren." Da habe man in der Hansestadt weiter großen Nachholbedarf.