Immer dieselbe Kritik am BVB-Coach: Die ewigen Favre-Diskussionen nerven!

Favre musste erneut machtlos zuschauen, wie seine Spieler ihre Qualität nicht auf den Platz bekamen
Favre musste erneut machtlos zuschauen, wie seine Spieler ihre Qualität nicht auf den Platz bekamen / Pool/Getty Images
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Wenn ein Schiff vom Kurs abweicht, ist immer der Kapitän dafür verantwortlich. Doch beim BVB ist es nicht der Steuermann, der das Schiff wanken lässt. Es sind die Matrosen, die sich immer wieder Aussetzer leisten.

Und alle Wochen wieder grüßt das schwarz-gelbe Murmeltier. Nachdem beim BVB in den vergangenen Wochen - trotz der Niederlage gegen die Bayern - alles bestens zu laufen schien, folgte am Samstagnachmittag wieder mal ein herber Dämpfer. 1:2 gegen zuvor 18 Spiele sieglose Kölner und der Rückstand auf die Spitze wächst wieder auf vier Punkte an. So wird das nichts mit den Titelträumen, liebe Borussen!

Im Fokus der Kritiker: Lucien Favre. Wie immer! Benedikt Höwedes ließ sich im Sport1 Doppelpass zu der These hinreißen, dass der Schweizer eben kein Meistertrainer sei. Wasser auf die Mühlen aller Favre-Kritiker, auch wenn sie von einem Schalker stammen.

Favre-Kritik dreht sich im Kreis

Die ewige Favre-Kritik: Sind es die Fans nicht langsam leid? Die Argumente gegen den BVB-Coach sind ohnehin immer dieselben: Er kann die Mannschaft in solchen Spielen nicht motivieren, er ist nicht emotional genug, lässt die Mannschaft zu behäbig spielen.

Als Anhänger der Schwarz-Gelben muss man sich doch wirklich langsam fragen, wie stichhaltig diese Kritik tatsächlich ist? Und hier geht es nicht um die Tatsache, dass Favre gemessen am Punkteschnitt der erfolgreichste BVB-Coach aller Zeiten ist!

Na gut, irgendwie doch ein wenig. Denn allein diese Tatsache zeigt doch, dass das System des Schweizers funktioniert! Warum also immer wieder diese Fehlermeldungen in diesen schon im Vorfeld als Pflichtsiege abgestempelten Partien?

Das Team steht in der Pflicht

Und genau hier kommt die Mannschaft ins Spiel! Gegen Köln stand keine "junge Mannschaft" auf dem Feld, der es an der nötigen Erfahrung fehlt, wie nach solchen Partien gerne angeführt wird. Witsel, Hummels, Bürki, Reus, Can - alles gestandene Spieler mit Führungsansprüchen!

Genau jene Herren schaffen es aber nicht, das Team in brenzligen Situationen wieder in die Spur zu bringen. Etwas ausgenommen von dieser Kritik ist Emre Can, der immer vorangehen will - fußballerisch aber nicht der Spieler ist, der eine kompakte Defensive auseinandernehmen kann.

Wo sind die Witsels, Reus' und Brandts wenn es mal nicht so gut läuft?

Vielmehr sind es die Witsels, Reus' und auch Brandts, die das BVB-Spiel immer wieder bremsen. Witsel, in seiner Premierensaison beim BVB noch das Metronom des Spiels, macht aktuell vor allem nur noch eins: es langsam. Quergeschiebe und Sicherheitspässe, endlose Pirouetten - selbst Toni Kroos bringt mehr Tempo in eine Partie. Der Belgier beschränkt sich auf Alibi-Aktionen. Gegen einen kompakt stehenden Gegner fehlt so komplett die Durchschlagskraft.

In dieser Form ist Axel Witsel mehr Last als Hilfe für das BVB-Offensivspiel
In dieser Form ist Axel Witsel mehr Last als Hilfe für das BVB-Offensivspiel / Pool/Getty Images

Ähnliches gilt auch für Marco Reus, der nach seiner x-ten Verletzungspause einfach nicht konstant abliefern kann. Hier mal eine gelungene Aktion, da mal ein Abschluss - der Kapitän ist längst nicht mehr der Offensivanker dieser Mannschaft.

Was Julian Brandt nie war! Ach, was wurde schon geschrieben über dessen herausragenden Fähigkeiten. Nur, wenn es ein Spieler einfach nicht schafft diese zu zeigen - allein was bringt's? Wenn Brandt mal eine Chance von Beginn an bekommt, taucht er all zu gerne unter. Ist das die Schuld von Favre oder vom Spieler selbst?

Und so gilt für Witsel, Reus und Brandt, was auch für die anderen gilt: An die eigene Nase packen! Dass Youngster wie Haaland oder Sancho mal schlechtere Partien abliefern, sei ihnen gegönnt. Gerade dann müssen aber die vermeintlichen Leitwölfe übernehmen und mitziehen. Das passiert beim BVB aber nicht - und so wird man immer mal wieder stolpern. Anders als die Konkurrenz im Süden, die auch schlechte Spiele irgendwie durchbringt.

Siegeswille ist Qualität!

Denn die Bayern schaffen, was der BVB nicht schafft: In jedem Spiel den absoluten Siegeswillen auf den Platz zu bringen. Womit wir bei der leidigen Mentalitätsdebatte wären. Motivation und Siegeswille haben auch mit Qualität zu tun! Die Motivation, auch einen Gegner wie Köln zu schlagen, muss und darf nicht (allein) vom Trainer kommen - sie muss aus den Spielern selbst heraus wachsen. Wer den Anspruch hat, ganz oben zu stehen, muss das immer und immer wieder zeigen.

Gelingt das nicht - so wie beim BVB -, muss man entweder die Ansprüche herunterschrauben oder dafür sorgen, dass das nicht mehr in dieser Häufigkeit passiert. Mit dem Finger auf Favre zu zeigen, lenkt da nur vom wesentlichen Problem ab!