Identifikation ist Trumpf: So will Heidel Mainz wieder in die Spur bringen
Von Yannik Möller

Mit Christian Heidel wieder als Sportvorstand am Steuer, soll es bei Mainz nicht nur durch Können und Fähigkeiten, sondern auch mit Identifikation wieder nach vorne gehen. Martin Schmidt, neuerdings Sportdirektor, hat ebenso Klub-Vergangenheit wie Bo Svensson, der als aussichtsreicher Kandidat auf den Trainerposten gilt.
Fast ein Vierteljahrhundert hatte Christian Heidel schon bei Mainz 05 gearbeitet, ehe er den Verein verließ, um das Experiment Schalke 04 anzugehen. Etwa viereinhalb Jahre nach diesem Schritt ist er wieder am Bruchweg zurück und gilt als große Hoffnung, den Klub nicht nur vor dem drohenden Abstieg zu bewahren, sondern ihm auch wieder eine grundlegende Stabilität und Sicherheit zu geben.
Die Gespräche mit dem 57-Jährigen fanden am Montag ein Ende, die offizielle Bekanntgabe seiner Verpflichtung sorgte für eine große Reichweite und viele Diskussionen. Auch, weil er mit Martin Schmidt einen alten Bekannten mitbringt. Aber nicht als Trainer, wie man beim Lesen des Namens zunächst vermutet hätte, sondern als Sportdirektor. Damit arbeitet er direkt unter, bestenfalls mit Heidel zusammen an der Kaderplanung, an Transfers, Vertragsverlängerungen und sonstigen sportlichen Entscheidungen.
Hinter dieser Personalie steckt aber mehr als lediglich die zuletzt fehlende Tätigkeit Schmidts, abgesehen von seinem Posten als Sky-Experte. Es ist die Identifikation, die einen großen Teil der zukünftigen Arbeit einnehmen soll. Der Schweizer, der diese Aufgabe nun erstmalig übernehmen und deshalb zunächst etwas eingearbeitet wird, betreute zwischen 2010 und 2015 die zweite Mannschaft der Mainzer. Weitere 27 Monate stand er anschließend für die Profis an der Seitenlinie. So bringt auch er ganze sieben Jahre Bruchweg-Erfahrung mit, abgesehen von der weiteren Bundesliga-Kenntnis.
Laut Sport1 war es auch kein schwieriges Unterfangen, Schmidt für diese Aufgabe zu gewinnen. Am Vollzug der Personalie hingen demnach lediglich gewöhnliche vertragliche Details, die noch geklärt und somit im Verbund mit Heidel als "Vorstand Strategie, Sport und Kommunikation" bekanntgegeben wurden. Der erste, aber nicht letzte Punkt des Rückkehrers, sein Team mit der Nullfünfer-DNA zu versehen.
Bo Svensson als Trainerkandidat - Heidel plant Umstrukturierungen mit Mainz-DNA
Nach dem Aus von Jan-Moritz Lichte, für den interimsweise Jan Siewert übernehmen wird, hat die Trainersuche oberste Priorität für das Duo Heidel/Schmidt. Seit der Freistellung von Achim Beierlorzer schien der vorige Co-Trainer nie eine Optimallösung zu sein, wird nach elf Liga-Partien mit sechs Punkten (darunter lediglich ein Sieg) und dem Pokal-Aus vom letzten Mittwoch (2:5 n.E. gegen den VfL Bochum) nicht mehr die Rettung des Teams begleiten dürfen.
Als offenbar aussichtsreicher Trainerkandidat gilt Sport1 nach Bo Svensson. Auch er kennt den Verein, spielte seine letzten sieben Karriere-Jahre in Mainz, wo der ehemalige Innenverteidiger ganze 122 Pflichtspiele absolvierte. Dazu fungierte er unter Schmidt für knapp ein halbes Jahr bereits als Co-Trainer, trainierte anschließend vom Sommer 2015 bis 2019 in der Jugend des Klubs, u.a. die U19 für zwei Jahre.
Das derzeitige Problem: Svensson ist seit etwa anderthalb Jahren beim FC Liefering in der zweiten Liga in Österreich aktiv. Sein Vertrag dort ist bis zum Saisonende 2023 datiert, sodass es keinen einfachen Wechsel geben kann. Dem Magazin zufolge ist eine Verpflichtung trotzdem "äußerst realistisch" - eine kleine Ablösesumme wäre wohl notwendig, um den in der RB-Schule ausgebildeten Coach zu holen. Domenico Tedesco war ebenfalls ein Thema, ist zumindest bis zum Sommer aber an Spartak Moskau gebunden. Sollte Svensson kommen, wäre es wohl ein langfristiger Plan seitens Heidel.
Doch nicht nur in der sportlichen Ausführung will der Sportvorstand den Status Quo ändern. Auch im Aufsichtsrat könnte es Veränderungen geben: Heidel, so heißt es, plane ein kompetentes Team um sich herum aufzubauen. Am 9. Februar wird es die Mitgliederversammlung mit Neuwahlen für das Kontrollgremium geben - gut möglich, dass es dann schon zu ersten wichtigen Umstrukturierungen kommt. Vieles nach der Identifikations-Devise, aber nicht auf Kosten der Fähigkeiten - so sieht der Plan des Rückkehrers aus.