HSV-Transferstrategie am Deadline-Day: Hoffen auf das "Riesenpotential"

Wusste in der Rolle des Spielgestalters zu gefallen: Sonny Kittel
Wusste in der Rolle des Spielgestalters zu gefallen: Sonny Kittel / Martin Rose/Getty Images
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Der Hamburger SV hat auf den letzten Metern der Sommer-Transferperiode mit Mario Vuskovic (19, kommt leihweise plus Kaufoption vom kroatischen Spitzenklub Hajduk Split) und Tommy Doyle (19, reine Leihe von Manchester City) zwei "interessante" Talente an Land ziehen können - und, ohne das Duo, am Mittwoch ein Testspiel gegen den FC Groningen überzeugend gewonnen.


Seit Dienstag um 18.00 Uhr ist das Transferfenster für diesen Sommer nun endgültig geschlossen. Vereinslose Spieler können hingegen weiterhin verpflichtet werden.

Nicht ausgeschlossen, dass der HSV in diesem Segment (der vertragslosen Spieler) auch noch mal aktiv wird. Denn der von den Fans erhoffte ganz große Wurf am Deadline-Day-Dienstag ist den Verantwortlichen nicht gelungen.

Ganz großer Wurf blieb aus

Zwei, eher drei Neuverpflichtungen waren angepeilt. Nach der kurzfristigen Freistellung Toni Leistners war klar, dass auf der Innenverteidigerposition noch mal eins zu eins nachgelegt werden würde.

Situativ und erst recht perspektivisch ist die Verpflichtung des kroatischen U21-Nationalspielers somit mehr als gerechtfertigt. Vuskovic' Landsmann, Ex-HSVer Ivica Olic, hat jedenfalls keinen Zweifel: "Für den HSV ist er auf jeden Fall eine Verstärkung!" (mopo.de)

Bryan Gil, Bosko Sutalo
Füllt die Lücke, die der Leistner-Abgang hinterlassen hat: Mario Vuskovic / Pixsell/MB Media/Getty Images

Für die offensiven Außenbahnen, auf denen Sonny Kittel (links) und Bakery Jatta (rechts) für gewöhnlich zu finden sind, wurde hingegen kein Backup oder gar Upgrade geholt.

Angesichts der Verletzungsanfälligkeit des einen (Kittel) und der immer noch vorhandenen Formschwankungen des anderen (Jatta), und eingedenk der ziemlich leeren Kassen, regiert hier wohl auch ein Stück weit das Prinzip Hoffnung am Volkspark.

Nämlich dass verletzungstechnisch nichts passiert und beide Spieler darüber hinaus auch endlich mal eine gewisse Konstanz (und zwar über Monate hinweg) in ihre Leistungen bekommen.

Des Weiteren wurde für das zentrale offensive Mittelfeld mit Tommy Doyle eine spannende (oder, in der Diktion der HSV-Verantwortlichen, "interessante") Personalie an Land geholt. Der bei Manchester City noch bis 2025 unter Vertrag stehende 19-Jährige wurde per einjähriger Leihe (ohne Kaufoption) verpflichtet.

"Tommy ist ein sehr interessanter Box-to-Box-Player, den wir schon lange und intensiv beobachten. Er besitzt eine gute Übersicht, ein exzellentes Passspiel und ist trotz seiner jungen Jahre ein Spieler, der auf dem Platz vorangeht. Wir freuen uns daher sehr, dass wir Einigkeit über die Leihe erzielen konnten", frohlockte Sportdirektor Michael Mutzel über diesen Deal. (via mopo.de)

Tommy Doyle
Tauscht für ein Jahr das Etihad-Stadium gegen das Volksparkstadion: Tommy Doyle / Visionhaus/Getty Images

Und auch der so Gelobte scheint voller Vorfreude und Tatendrang zu sein. "Es fühlt sich großartig an. Ich bin froh, dass der Wechsel über die Bühne gegangen ist. Ich kann es kaum erwarten, in diesem schönen Stadion zu spielen und mit diesem Team durchzustarten."

Überzeugender Test gegen Groningen - vor allem die Talente konnten sich zeigen

Das Testspiel gegen den holländischen Erstligisten FC Groningen (3:1) kam für beide jüngsten Neuzugänge indes noch etwas zu früh. Dennoch gab es bei dem aus Hamburger Sicht sehr überzeugenden Test gegen die Niederländer einige Erkenntnisgewinne.

Denn endlich, nach langen Jahren des Wartens, sieht man das Jugend-Konzept der Hamburger Konturen annehmen. Und die jüngsten blumigen Worte von Nachwuchsdirektor Horst Hrubesch ("Haben ein Riesenpotential!") von der Realität bestätigt.

Mit Faride Alidou (20), der auf den offensiven Außenbahnen zuhause ist, aber auch zentral als Spitze eingesetzt werden kann, stand einer der Hamburger Youngster sogar in der Startelf.

Faride Alidou
Sein heutiger Auftritt macht Appetit auf mehr: Faride Alidou / Christof Koepsel/Getty Images

Ihm folgten in Durchgang zwei Maximilian Großer (20), Juho Kilo (19) sowie Robin Velasco (19). Allesamt machten sie einen mehr als akzeptablen Job - und dürften den Fans die Hoffnung auf eine mittel- bis langfristig bessere Zukunft ein Stück weit zurückgegeben haben.

Kittel als zentraler Spielgestalter

Und auch die Frage nach dem künftigen Spielmacher könnte mit dem Test-Kick gegen Arjen Robbens ersten und letzten Profi-Klub einer Antwort zumindest näher gekommen sein: Tim Walter probierte es mal mit Sonny Kittel in der Schaltzentrale.

Offensichtlich ein guter Schachzug - denn Kittel wusste in neuer Rolle zu überzeugen und belohnte sich für seinen überzeugenden Auftritt mit dem Foulelfmeter zum zwischenzeitlichen 2:1 der Gastgeber (das Spiel fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit auf dem Trainingsgelände neben dem Volksparkstadion statt).

Und ohne den Testspielsieg zu hoch hängen zu wollen: ein gestandenes Mitglied der Eredivisie (seit dem letzten Aufstieg zur Saison 2000/01 hat der im Jahr 1971 gegründete Klub das Oberhaus des holländischen Fußballs nicht mehr verlassen) in überzeugender Manier mit 3:1 nach Hause zu schicken, lässt zumindest auf ein gewisses Grundpotential im Hamburger Team schließen.

Ein Mix aus mengenmäßig überschaubaren, preiswerten Neuverpflichtungen und der Aktivierung der eigenen Nachwuchskräfte für die Profi-Mannschaft: das könnte das Rezept dieses Hamburger SV in der Saison 2021/22 sein.

Von Alidou, Velasco & Co. werden wir, da hänge ich mich einfach mal aus dem Fenster, in dieser Spielzeit noch einiges hören.