Kommentar: Last-Minute-Sieg des HSV in Paderborn - aller guten Wechsel sind drei!

Schonlau und Muheim bejubeln den späten Sieg der Hamburger. Im Hintergrund freuen sich Doyle (Nr. 8) und Vuskovic
Schonlau und Muheim bejubeln den späten Sieg der Hamburger. Im Hintergrund freuen sich Doyle (Nr. 8) und Vuskovic / Martin Rose/GettyImages
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Der Hamburger SV blieb seiner diesjährigen Linie der späten Tore auch beim Auswärtsspiel in Paderborn (1:2) treu und kam in der Nachspielzeit durch Leihspieler Tommy Doyle zum nicht unverdienten Siegtor. Auch weil Trainer Tim Walter ein gutes Näschen bewies.


Denn als der HSV-Coach in der 90. Minute Tommy Doyle für Sonny Kittel ins Spiel brachte, und damit sein Wechselkontingent ausgeschöpft hatte, lief seine Mannschaft wieder einmal Gefahr, sich für ein über neunzig Minuten ansprechendes Spiel nicht zu belohnen.

Ähnlich wie schon in Durchgang eins beherrschten die Rothosen den Gegner auch im zweiten Abschnitt eigentlich zu jeder Phase des Spiels. Was beim HSV aber nicht unbedingt was heißen muss.

Denn war die Anzahl an guten bis sehr guten Chancen bis zum Halbzeitpfiff noch sehr einseitig zugunsten der Gäste aus Hamburg verteilt, kam Paderborn im zweiten Durchgang auch zu einigen klaren Abschlussmöglichkeiten.

HSV bringt sich beinahe wieder um den Lohn seiner Arbeit

Und wieder einmal schien es für den Gegner zu reichen, trotz optischer Unterlegenheit gegen den HSV zumindest einen Punkt mitzunehmen.

Vor Doyle hatte Walter schon Muheim, Kinsombi (beide in der Halbzeitpause) und Wintzheimer ins Spiel gebracht. Und ausgerechnet die beiden Letztgenannten sowie der Engländer fabrizierten dann den Spielzug, der zum vielumjubelten Siegtreffer der Hamburger führte.

Die vom Sky-Reporter überreichten Blumen für das glückliche Näschen bei seinen Einwechslungen wollte Tim Walter dann aber doch nicht annehmen. Vielmehr stellte er, ganz Pädagoge, seine Mannschaft in den Vordergrund.

Hamburger SV v Fortuna Düsseldorf - Second Bundesliga
War mit der gestrigen Leistung seines Teams hochzufrieden: Tim Walter / Martin Rose/GettyImages

"Wir sind froh, dass wir gewonnen haben. Wir haben ein tolles Spiel abgeliefert, hatten extrem viel Intensität in unserem Spiel und haben bis zum Schluss an uns geglaubt." (via mopo.de)

Zwar hob der Coach bei seinem Kurzfazit namentlich Innenverteidiger Jonas David hervor ("Wie Jonas David einen starken Sven Michel abgemeldet hat, das war schon sehr, sehr gut."), doch vor allem begeisterte den 45-Jährigen die kollektive Leistung seiner Mannschaft.

"Wir sind bei uns geblieben!"

"Wir sind bei uns geblieben. Wir arbeiten bis zum Ende daran zu gewinnen. Die Jungs glauben daran, die Fans unterstützen uns bis zum Ende. Unser Weg ist, dass wir junge Spieler weiterbringen und verbessern. Das wollen die Fans sehen, und wir stehen dahinter. Ich bin sehr glücklich über die Art und Weise, wie meine Mannschaft performt hat."

Bei sich bleiben - auch wenn die Zeit davon zu rinnen droht. Ein auffälliges (und neues) Merkmal dieses HSV in der Saison 2021/22. Zum insgesamt vierten Mal in dieser Saison erzielten die Rothosen jenseits der 90. Minute einen Treffer. Bestwert in der Zweiten Liga.

Und untrügliches Zeichen dafür, dass die Mannschaft von sich und ihrem Potential überzeugt ist. Was wiederum zu einem Großteil der Arbeit von Tim Walter zuzuschreiben ist.

Ja, er mag nicht so geschliffen und elegant daherreden wie noch seine Vorgänger - aber die Tatsache allein, dass die Mannschaft bis zum Schlusspfiff an ihre Chance glaubt, spricht dafür, dass er die Truppe hinter sich gebracht hat. Unabdingbar, um eine erfolgreiche Saison zu spielen.

Und Spielverläufe wie der gestrige in Paderborn werden das ihrige tun, um dieses Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten noch weiter zu stärken.

Paderborn aus dem Spiel heraus praktisch ohne Chancen

Einen Gegner über neunzig Minuten hinweg zu praktisch keiner einzigen herausgespielten Torchance kommen zu lassen, spricht für enorme Disziplin und Konzentration - und zwar in allen Mannschaftsteilen.

Vor allem in der ersten Hälfte brillierte die Walter-Elf mit starker Raumaufteilung und nimmermüdem Pressing, gepaart mit schnellem Umschaltspiel. Paderborn kam eigentlich nur durch Fernschüsse von Justvan (8. Minute) und Michel (40.) zu halbwegs gefährlichen Abschlüssen, profitierte jedoch in der 38. Minute durch eine kollektive Passivität der Gäste, die bei einem der wenigen gut vorgetragenen Konter der Hausherren lediglich Begleitschutz anboten.

Mit dem 1:1-Pausenstand waren die Ostwestfalen jedenfalls mehr als gut verdient. Bei konsequenter Chancenverwertung hätte der HSV auch 2:0 oder 3:0 führen können. Wenn nicht gar müssen.

In einem etwas ausgeglicheneren zweiten Durchgang sah es dann lange Zeit nach einer abermals unbefriedigenden Punkteteilung aus (wie schon in den drei vorausgegangenen Partien), bis Walters Einwechselspieler den Sieg doch noch unter Dach und Fach brachten.

Brutale Effizienz von Tommy Doyle

Tommy Doyle
Braucht nicht viel Zeit, um torgefährlich zu werden: Leihgabe Tommy Doyle / Cathrin Mueller/GettyImages

Mit seinem Tor schraubte Doyle seine Scorerbilanz auf 2 (1 Tor, 1 Assist). Das bemerkenswerte daran: Der Engländer brauchte dafür gerade mal sieben Minuten addierte Einsatzzeit. Für das kommende Heimspiel gegen Angstgegner Holstein Kiel (gegen den der HSV noch kein Zweitliga-Spiel gewinnen konnte) hätte sich der 21-Jährige eigentlich mal einen Platz in der Startelf verdient.