HSV im Pokal weiter: Mit Tor-Debütant David und Elfer-Killer Heuer Fernandes gegen alle Widerstände!

Pure Erleichterung bei den HSV-Profis nach einem dramatischen Pokalfight beim Club
Pure Erleichterung bei den HSV-Profis nach einem dramatischen Pokalfight beim Club / Daniel Kopatsch/GettyImages
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In einem phasenweise mitreißenden Match der zweiten Runde des DFB-Pokals hat sich der Hamburger SV beim 1. FC Nürnberg durch ein 4:2 im Elfmeterschießen durchgesetzt und das Achtelfinale (im kommenden Januar) erreicht. Auch dank eines überragenden Daniel Heuer Fernandes.


Denn der konnte den vierten Strafstoß der Nürnberger per Fußabwehr zunichte machen und seinem Mannschaftskameraden Jonas David somit die Chance geben, gleich den ersten von zwei Matchbällen für die Hamburger zu verwandeln. Und David blieb nervenstark und versenkte auch den vierten Elfmeter seines Teams.

Heuer Fernandes und David die Matchwinner des HSV

Mit Heuer Fernandes, oder einfach nur Ferro, und David sind auch schon die beiden Helden des Abends aus Hamburger Sicht genannt.

Erstgenannter war immer dann da, wenn er gebraucht wurde. Das heißt, wenn die Gastgeber es mal schafften, hinter die von David und Schonlau umsichtig dirigierte Verteidigungskette der Hamburger zu gelangen.

Dies gelang den Clubberern in der ersten Halbzeit noch relativ selten. Auch weil seine Vorderleute Heuer Fernandes sehr viel Arbeit abnahmen. So wie David in der 7. Minute, als dieser, hochstehend und als letzter Mann, einen Steilpass von Geis mit einer Monstergrätsche gerade noch vor dem Pass-Adressaten Mats Möller-Dähli abfangen konnte.

Tatsächlich machte der HSV im ersten Durchgang den etwas ballsichereren und zielstrebigeren Eindruck, freilich ohne dabei ein Festival an klaren Torchancen zu kreieren.

Startelfdebütant Mikkel Kaufmann mit einem mutigen Schuss von der rechten Strafraumkante (25.), sowie der sehr agile Tommy Doyle (ebenfalls zum ersten Mal in der Startelf) mit einem Schuss aus etwas zentralerer Position, den Nürnbergs Klaus so gerade eben über die Latte lenken konnte (38.), hatten die gefährlichsten Aktionen.

Zwischendurch hatte sich auch der Club, ebenfalls per Distanzschuss, in der Partie angemeldet. Doch Geis' Schuss in der 28. verpasste das HSV-Gehäuse nur knapp. Ferro wäre aber wohl dran gewesen.

Endlich mal: Ecke - Tor!

Als man sich schon auf ein torloses Remis zur Pause eingestellt hatte, fasste sich der emsige, aber oftmals unglücklich agierende Reis nochmal ein Herz und zog ebenfalls aus der Entfernung ab.

Aus der hieraus resultierenden Ecke von Sonny Kittel fiel dann das verdiente Führungstor für die Gäste, weil Jonas David sich am höchsten schraubte und platziert einköpfte.

Jonas David
Jonas David (li.) gelang in seinem 20. Einsatz für die HSV-Profis sein erster Treffer / Daniel Kopatsch/GettyImages

Leibold fällt wohl länger aus

Balsam für die geschockten Seelen beim HSV. Denn eine knappe halbe Stunde zuvor hatte die Mannschaft ihren letztjährigen Mannschaftskapitän Tim Leibold verloren.

In einem harten aber fairen Zweikampf an der Seitenlinie auf Höhe der Mittellinie war Nürnbergs Krauß dem Hamburger in die Parade gefahren.

Dabei knickte Leibolds rechtes Knie unglücklich weg - und Sekundenbruchteile später lag der Routinier mit Schmerzensschreien am Boden. Schon bald war klar, dass es für ihn nicht mehr weiter gehen würde. Leihgabe Miro Muheim kam für ihn ins Spiel.

Tim Leibold
Musste in der 22. Minute vom Feld getragen werden: Tim Leibold / Daniel Kopatsch/GettyImages

Die schon im ersten Durchgang hohe Intensität beider Teams blieb auch in der zweiten Hälfte bestehen.

Schock gleich nach Wiederanpfiff

Diese begann mit einem neuerlichen Schock, als Muheim und Krauß in einem Luftduell kollidierten. Krauß blieb eine Weile offenbar bewusstlos liegen, konnte dann aber nach einer gefühlten Ewigkeit, und wieder zu Bewusstsein gekommen, mit einer Bahre vom Platz getragen werden.

Tom Krauss
Auch für Tom Krauss, der entwarnend den Daumen hebt, war die Partie vorzeitig beendet / Daniel Kopatsch/GettyImages

Unter dem warmen Applaus der erleichterten Zuschauer im weiten Rund des knapp zur Hälfte gefüllten Max-Morlock-Stadions.

Es war dann ausgerechnet der für Krauß ins Spiel gekommene Duman, der nur wenige Minuten nach seiner Hereinnahme das Spiel egalisierte.

Duman trifft kurz nach seiner Einwechslung

Mehrmals bekam der HSV keinen Zugriff auf die angreifenden Nürnberger, bevor Geis mit einer perfekten Flanke den im Zentrum stehenden Duman bediente, der mit toller Direktabnahme den Ausgleich besorgte (59.). Heuer Fernandes war bei diesem Gegentor absolut chancenlos.

Die Nürnberger fanden jetzt immer besser ins Spiel, doch auch der HSV zeigte sich vom Gegentor nicht übermäßig geschockt. Als logische Folge entwickelte sich in den folgenden Minuten ein echter Schlagabtausch beider Teams.

Die größte Chance zur möglichen Entscheidung hatten jedoch die Hausherren, als erneut Duman einen stark getretenen Freistoß von - na, klar! - Geis über den Scheitel laufen ließ und den Ball nur Zentimeter über die Latte setzte (78.)

Doch auch der HSV zeigte, dass er das Spiel noch vor der Verlängerung für sich entscheiden wollte.

Vor allem der in der 79. Minute für Glatzel reingekommene Jatta sorgte mit seinen typischen unorthodoxen tiefen Läufen für Gefahr. Allein - in der wirklich gefährlichen Zone rund um den Strafraum der Nürnberger agierte auch er ein ums andere Mal zu hektisch und ungenau.

Da sich auch in der spektakulären siebenminütigen Nachspielzeit, trotz einiger Chancen auf beiden Seiten, nichts mehr am Resultat änderte, ging es in die Verlängerung.

Der Club in der Verlängerung zunächst überlegen

In selbiger hatten dann die Gastgeber ein optisches Übergewicht. Auch weil der HSV nun immer fehlerhafter agierte und viele gefährliche Standards provozierte, die der Club aber allesamt nicht für sich zu nutzen wusste.

Und so ging ein dramatischer Pokalfight tatsächlich in seinen allerletzten und entscheidenden Akt. Der wiederum schnell erzählt ist: Die ersten vier Schützen verwandelten allesamt recht souverän - ehe der dritte Nürnberger Schütze, Lino Tempelmann, ranmusste.

Ob der frühere U20-Nationalspieler während seines Ganges zum Elfmeterpunkt an seine beiden Riesenchancen aus der 90. und 98. (die Heuer Fernandes glänzend parieren konnte) dachte, ist nicht überliefert.

Im Elfmeterschießen wird Heuer Fernandes zum Helden des Spiels

Fakt ist: sein Schuss ging über die Latte - und der HSV lag nach Schonlaus folgendem und sicher verwandeltem Strafstoß nunmehr ein Mini-Break in Front. Für den Dänen Asger Sörensen war der nun immense Druck offenbar zu viel.

Er scheiterte am Fuß von Heuer Fernandes. Und nun hatte Jonas David die Möglichkeit, alles klar zu machen. Und der Youngster blieb kühl und verwandelte, wenn auch etwas glücklich. Hinterher gestand er, in diesem Moment gar nicht gewusst zu haben, dass sein Team in der nächsten Runde war.

Daniel Heuer Fernandes
Ließ sich zu recht von den mitgereisten HSV-Fans feiern: Daniel Heuer Fernandes / Daniel Kopatsch/GettyImages

Die HSV-Spieler in der Einzelbenotung:

Daniel Heuer Fernandes: Zwei Monsterparaden in den 120 Minuten zuvor, dann noch ein gehaltener Strafstoß im Elfmeterschießen - der Deutschportugiese war der große Rückhalt der Hamburger. Note: 10/10

Tim Leibold: Musste nach einer womöglich schweren Knieverletzung in der 22. Minute vom Feld getragen werden. Von dieser Stelle aus: Alles Gute, Leibe. Note: -

Sebastian Schonlau: bisweilen mit starken Spieleröffnungen, sei es im eins gegen eins oder per Pass in die Tiefe, wurde er mit zunehmender Spieldauer fehleranfälliger. Beim Gegentor nicht nahe genug an Duman dran, der die Geis-Flanke dann aber auch bockstark veredelte. Eine Schludrigkeit von ihm hätte in der 92. Minute fast für das Siegtor der Nürnberger gesorgt. Note: 6/10

Jonas David: Deutete schon mit seiner Monstergrätsche in der 7. Minute an, dass an ihm nicht leicht vorbeizukommen sein würde. Hielt das hohe Level über die gesamten 120 Minuten und bewies im finalen shoot-out auch noch Nervenstärke. Note: 9/10

Moritz Heyer: Seine Lieblingsposition wird die rechte defensive Außenbahn sicherlich nicht mehr. Mit einigen etwas unkontrollierten Befreiungsaktion zum Ende der Partie. Kämpferisch wie fast immer ohne Fehl und Tadel. Note: 5/10

Jonas Meffert: Gewohnt unspektakulär, aber zuverlässig und robust in den Zweikämpfen. Traute sich auch mal was aus der zweiten Reihe zu. Note: 6/10

Tommy Doyle: Wirkte vor allem in der ersten halben Stunde wie aufgedreht. Bissig in den Zweikämpfen, sehr diszipliniert im Defensivverhalten und mit ein paar gefährlichen Aktionen in der Offensive. Dürfte in der Zukunft wohl öfter in der Startelf stehen. Note: 7/10

Ludovit Reis: Trifft immer noch zu oft die falschen Entscheidungen - mit denen er sich selbst viel kaputtmacht. Sehr engagiert in den Zweikämpfen, aber auch sehr hektisch in einigen aussichtsreichen Offensivaktionen. Note: 5/10

Sonny Kittel: Nicht so auffällig wie in den letzten Wochen in der Liga, aber fast alles, was er gestern anstellte, hatte Hand und Fuß. Hätte sich bei einer guten Schusschance kurz vor Ende der regulären Spielzeit selbst belohnen können. Note: 6/10

Mikkel Kaufmann: Kam nur schwer in die Partie. Ein frecher Torschuss in der 25. - viel mehr war nicht von ihm zu sehen. Note: 5/10

Robert Glatzel: Schiri Bastian Dankert schien den Mittelstürmer irgendwie auf dem Kieker zu haben und pfiff ihn ein paar Mal unverständlicherweise zurück. Spätestens nach der ebenfalls diskussionswürdigen frühen Gelben Karte (39.) war Glatzel wohl auch gedanklich etwas aus der Partie genommen. Note: 5/10

Miro Muheim: Ersetzte Tim Leibold in der 22. Minute, und kam nach anfänglichem Stottern immer besser in die Partie. In dieser Form muss einem, angesichts eines wohl längeren Ausfalls von Leibold, nicht bange sein. Note: 6/10

Manuel Wintzheimer: Zündete nach seiner Einwechslung (für Kaufmann) in der 60. Minute leider nicht so, wie noch vor vier Tagen in Paderborn. Note: 4/10

Bakery Jatta: Kam in der 79. für Glatzel - und hatte bald nach seiner Hereinnahme ein paar starke Szenen, als er mit raumgreifenden Schritten durch die Nürnberger Hälfte stieß. Nur der letzte Pass (oder Torschuss) fehlte dann meist. Note: 6/10

Faride Alidou: Wurde für Doyle eingewechselt (79.) - und versuchte gleich, genauso frech wie bei seinen bisherigen Einsätzen aufzutreten. Das gelang ihm nicht immer. Dennoch macht der Youngster Lust auf mehr. Note: 6/10

David Kinsombi: Lange Zeit war kein großer Unterschied zum stets bemühten, aber häufig unglücklich agierenden Ludovit Reis auszumachen. Doch wenigstens behielt Kinsombi beim Elfmeterschießen (als erster HSV-Schütze) die Nerven. Note: -