Horror-Zahlen beim BVB - Watzke kündigt Vertragsgespräche mit Favre an

Auf der Jahreshauptversammlung ordnete Hans-Joachim Watzke die BVB-Zahlen ein
Auf der Jahreshauptversammlung ordnete Hans-Joachim Watzke die BVB-Zahlen ein / TF-Images/Getty Images
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Dass die Coronakrise auch an eigentlich finanzstarken Vereinen wie dem BVB nicht spurlos vorbei geht, eher im Gegenteil, erklärte Hans-Joachim Watzke auf der digitalen Jahreshauptversammlung - bis zum Jahresende könnte es Verluste von über 70 Millionen Euro geben. In sportlicher Hinsicht brach er eine Lanze für Lucien Favre, mit dem es Vertragsgespräche geben soll.

Schon die fehlenden Einnahmen durch die Zuschauer in den Stadien schmerzen die Fußballvereine sehr. "Jedes Geisterspiel kostet uns vier Millionen Euro", erklärte Hans-Joachim Watzke (via Sport1) am Donnerstag auf der digitalen Jahreshauptversammlung von Borussia Dortmund. "Gerade die großen Klubs" seien durch die Coronakrise stärker bedroht, "uns trifft die Krise am heftigsten", führte er weiter aus.

Dazu passten auch die Zahlen, die der Geschäftsführer vorstellte: Für das abgelaufene Geschäftsjahr 2019/20 stellte er einen Umsatz in Höhe von 486,9 Millionen Euro vor, was bereits 2,6 Millionen Euro weniger sind, als es im vorigen Jahr der Fall war. Deutlich macht sich die schwierige Lage jedoch vor allem im Jahresfehlbetrag, der bis zum 30. Juni in diesem Jahr reicht: Ganze 49,7 Millionen Euro stehen dabei zu Buche - eine Summe, die sich laut der Geschäftsführung bis zum Jahrendende noch auf bis zu 70 oder 75 Millionen Euro, wenn nicht gar noch mehr, hochrechnen wird.

Hans-Joachim Watzke sprach am Donnerstag über die erschreckenden BVB-Zahlen
Hans-Joachim Watzke sprach am Donnerstag über die erschreckenden BVB-Zahlen / Thomas Lohnes/Getty Images

"Wir waren bis Anfang März auf einem stabilen Wachstumspfad", betonte Watzke, der zwar die Deutlichkeit dieser Coronakrise und ihrer finanziellen Folgen hervorhob, gleichzeitig aber auch Sicherheit vermittelte: "Wir sind mit ausreichend Liquidität versorgt. Die Situation bleibt trotzdem schwierig." Den BVB hätte die Pandemie demnach mit "enormen Auswirkungen" getroffen.

Einsparungen werden etwa durch den Gehaltsverzicht der Profis gemacht, woran sich auch der Aufsichtsrat mit 80.000 Euro beteiligt (via Sky). "Der Verzicht läuft bis zum 31. Dezember - er beläuft sich auf rund elf Millionen Euro. Es laufen Gespräche, den Gehaltsverzicht bis Saisonende fortzuführen", kündigte Watzke zudem an. Auch der Revier-Rivale Schalke 04 hatte kürzlich einen zweiten Verzicht ausgehandelt, der zurückwirkend von August bis zum Ende der laufenden Saison gültig ist.

Eine zusätzliche, wenn auch erstmal kleine Entlastung, wären wieder vermehrt Zuschauer in den Stadien. Darin sah der 61-Jährige allerdings keine Option, die in naher Zukunft erreichbar sein wird: "Es geht nichts ohne Impfstoff. Sollte die rechtliche Möglichkeit [zur teilweisen Zulassung ins Stadion] bestehen, werden wir sie beim BVB in kürzester Zeit umsetzen." Etwas Optimismus verteilte er ebenfalls: "Der BVB wird zu einer Stärke finden, die noch größer sein wird als vor Corona. Borussia Dortmund hat eine tolle Zukunft vor sich, wenn wir in den kommenden Monaten Geduld haben."

"Es gibt keinen Dissens": BVB-Boss Watzke bricht eine Lanze für Lucien Favre

Geduld war ebenfalls ein gutes Stichwort bei der Versammlung. Ein Aktionär fragte (via Sport1): "Wann trennen sie sich von Favre?" Dass auch das Gegenteil möglich ist, dass Lucien Favre also auch über den Sommer hinaus auf der Trainerbank von Schwarz-Gelb sitzt, machte Watzke umgehend klar: "Ich werde hier keine Trainerdiskussion führen und möchte an dieser Stelle eine Lanze für Lucien Favre brechen. Eine Qualität an einer Meisterschaft zu messen, ist zu kurz gegriffen. Wir haben es als Gegner mit der besten Mannschaft der Welt zu tun."

Watzke und Favre könnten auch in der nächsten Saison zusammenarbeiten
Watzke und Favre könnten auch in der nächsten Saison zusammenarbeiten / TF-Images/Getty Images

Damit meinte er natürlich der FC Bayern, der automatisch als Favorit ins Rennen um die Meisterschaft geht und bis zu dem Zeitpunkt gelten würde, an dem es auch rein rechnerisch nicht mehr möglich wäre. "Es gibt keinen Dissens", fügte er vielsagend hinzu. Er sich sich auch sicher, dass man zusammen "die Dominanz des FC Bayern München irgendwann durchbrechen" werde. Man sei ihnen schon näher gekommen.

An dieser Stelle sprach er auch dem Team ein Lob aus, in dem er auf die Qualität verwies: "Wir haben eine Mannschaft, die höchst talentiert ist und großes Potenzial verspricht. Wir haben viele junge Spieler, 17-, 18-, 19-Jährige, jetzt kommt auch noch Youssoufa Moukoko dazu mit 16 Jahen. Ich glaube, dass wir sportlich eine sehr gute Ausgangsposition haben." Allerdings, das mahnte er auch an, brauche man "aber auch Geduld". Sportliche Erfolge würden zudem etwas vom nicht selbstverschuldeten, aber sehr großen Minus in der Kasse ablenken.