Hoffenheims Baumann droht Geldstrafe - DFB im Aktionismus verhaftet

Oliver Baumann muss seine Äußerungen erklären
Oliver Baumann muss seine Äußerungen erklären / TF-Images/Getty Images
facebooktwitterreddit

Nachdem die TSG Hoffenheim am vergangenen Sonntag mit 1:4 in Leverkusen unterlag und dabei die Partie mit acht Feldspielern beendete, droht nun auch Oliver Baumann ein Nachspiel. Der TSG-Torhüter hatte sich nach der Begegnung kritisch zur Leistung des Schiedsrichters Martin Petersen geäußert und der DFB will den 30-Jährigen nun dafür belangen - aus neutraler Sicht wirkt diese Methodik des Verbands veraltet und überflüssig.

Nach Angaben des kicker hat der Kontrollausschuss des DFB ein Ermittlungsverfahren gegen Baumann eingeleitet, welches eine Geldstrafe für den Keeper nach sich ziehen könnte. Der Torhüter hatte sich nach der Niederlage in Leverkusen dazu hinreißen lassen, die Leistung des Unparteiischen Petersen zu kritisieren. "Es ist sehr bitter, gegen Zwölf gespielt zu haben", waren Baumanns Worte, die aus neutraler Sicht allerdings auch angebracht waren.

Petersen hatte in der 18. Minute ein Foul von Leverkusens Sinkgraven an Baumgartner im Strafraum der Werkself nicht mit Elfmeter, sondern Freistoß für die Heimmannschaft bewertet. Während in dieser Szene der VAR stumm blieb, verkniff er sich auch ein Eingreifen, als Petersen in der 64. Minute den Hoffenheimer Grillitsch mit Gelb-Rot des Platzes verwies, obwohl dieser in seinem Tackling gegen Leverkusens Amiri klar den Ball spielte.

Die Gelb-Rote für Hoffenheims Posch in der 79. Minute aufgrund eines absichtlichen Handspiels war dabei weniger Zweifelhaft, als die Gelbe in der 74. Minute für Amiri, der seinen Gegenspieler Vogt an den Ohren zog und sich dabei auch nicht über Rot hätte beschweren können.

Letztlich griff der Unparteiische dabei mehrfach in den Ausgang des Spiels ein, da er jede strittige Situation zu Gunsten der Leverkusener auslegte. Dass Baumann, der allgemein als absoluter Sportsmann gilt, im Nachgang nun deutliche Kritik übte, darf aus Sicht des in der letzten Zeit immer offensichtlicher vom Aktionismus getriebenen DFB einfach nicht sein.

Schiedsrichter müssen geschützt werden - aber lasst bitte die Kirche im Dorf

Denn während rassistische Vorfälle gerne einmal heruntergespielt oder ignoriert werden, will man Kritik der Spieler in Richtung der Schiedsrichter knallhart sanktionieren. Ebenso wie Kritiker es generell in der DFB-Auswahl schwer haben, sind sie auch im Liga-Alltag unerwünscht. Dabei sei gesagt, dass die Unparteiischen sicherlich einen gewissen Schutz verdient haben, da sie - in der Regel - nicht absichtlich Fehler begehen. Doch wenn sich ein Spieler nur Sekunden nach solch einer Partie zu einer gemäßigten Kritik veranlasst fühlt, könnte man auch einfach mal die Füße stillhalten.

Denn weder hat Baumann den Schiedsrichter beleidigt, noch wurde er anderweitig ausfallend. Wenn der Verband weiterhin blinden Aktionismus betreibt und jede kritische Stimme mit einem Verfahren beantwortet, dann können wir uns die Interviews nach dem Spiel auch schenken und einfach Einspieler von weichgespülten Aussagen der Nationalspieler nach einem Sieg oder einer Niederlage der DFB-Elf als Schablone für die Liga-Partien verwenden.

Baumann fand die richtigen Worte - doch was richtig ist, entscheidet der DFB
Baumann fand die richtigen Worte - doch was richtig ist, entscheidet der DFB / THILO SCHMUELGEN/Getty Images

"Der Kontrollausschuss hat Baumann nunmehr angeschrieben und zu einer zeitnahen Stellungnahme aufgefordert", heißt es im offiziellen Schreiben des DFB. Sollte der Hoffenheimer für schuldig befunden werden, droht im nach Angaben des kicker eine Geldstrafe in Höhe von bis zu 12.000 Euro. Ein Großteil dieser Summe würde vermutlich gerade einmal die Verfahrenskosten decken und hätte angesichts der Profi-Gehälter wenig erzieherische Wirkung.

Doch der DFB präsentiert sich auch bei diesem Thema als "platzfremde" Ansammlung von Funktionären, denen doch bitte nicht nachgesagt werden soll, sie würden nichts unternehmen, um die Unparteiischen zu schützen. Dabei könnte der Verband seine so geliebte "Vorbildfunktion" für die Gesellschaft auch dazu verwenden, eine gewisse Differenzierung vorzuleben und Menschlichkeit zuzulassen. Oder gemäßigte emotionale Kritik. Oder ein Leistungsprinzip in der Nationalmannschaft.