Schwarz wird Hertha-Trainer - Magath kritisiert Vereinsführung scharf

Sandro Schwarz, damals noch in Diensten von Mainz 05
Sandro Schwarz, damals noch in Diensten von Mainz 05 / THOMAS KIENZLE/GettyImages
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Auf der Suche nach einem neuen Trainer ist Hertha BSC offenbar fündig geworden. Sandro Schwarz soll künftig die Geschicke in der Hauptstadt lenken. Derweil übt Ex-Coach Felix Magath harsche Kritik an der Vereinsführung.


Schwarz steht am Sonntag mit seinem Klub Dynamo Moskau im russischen Pokalfinale gegen den Lokalrivalen Spartak. Im Anschluss wird der 43-Jährige seinen bis 2024 datierten Vertrag in Moskau auflösen und nach Berlin wechseln. Das berichtet der kicker.

Die Hertha erhofft sich vom ehemaligen Mainz-Trainer eine aktivere, aggressivere und variablere Spielanlage als zuletzt. Zudem soll Schwarz sein Augenmerk auf die vielen Berliner Talente legen und für eine höhere Durchlässigkeit zur Profimannschaft sorgen. Dem Vernehmen nach hatte Sportvorstand Fredi Bobic Schwarz schon in seiner Zeit bei Eintracht Frankfurt auf dem Zettel.

Bei Dynamo hatte Schwarz im Oktober 2020 übernommen. Diese Saison schloss der Klub auf dem dritten Platz ab - die beste Platzierung für den russischen Hauptstadtklub seit einem Jahrzehnt. Ein Sieg im Pokalendspiel wäre der erste Titel der Weiß-Blauen seit 1995.

Trotz Ukraine-Invasion - Schwarz entschied sich für Verbleib in Moskau

Im Gegensatz zu seinen deutschen Kollegen Markus Gisdol (ehemals Lok Moskau) und Daniel Farke (ehemals FK Krasnodar) hatte sich Schwarz nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine im Februar für einen Verbleib in Russland entschieden. "Ich bin nicht der Mensch, der einfach nur auf sich schaut und sagt: Ich setzte mich ins nächste Flugzeug und bin hier weg. Es geht nicht um mich. Ich fühle mich verantwortlich und werde hier im Klub bleiben", erklärte der Ex-Profi damals seine Entscheidung.

Unterstützung erhielt Schwarz von seinem Co-Trainer Andrey Voronin. Der Ukrainer verließ Dynamo nach dem russischen Einmarsch, stellte jedoch klar: "Sandro hat alles richtig gemacht. Er kann in Moskau nicht einfach alles liegen lassen." Mit Angreifer Fedor Smolov steht bei Dynamo zudem der erste russische Nationalspieler unter Vertrag, der den Einmarsch in die Ukraine öffentlich kritisiert hat.

Schwarz wäre auch bei Abstieg gekommen

Nach kicker-Informationen hätte die Übereinkunft, die die Hertha-Verantwortlichen mit Schwarz über eine Zusammenarbeit erzielt haben, auch im Abstiegsfall gegolten. Die Bild-Zeitung weist außerdem darauf hin, dass die Verpflichtung von Schwarz maßgeblich auf das Betreiben von Fredi Bobic zurückgeht und von der Vereinsspitze noch abgesegnet werden muss. Dass die Führungsriege den wochenlang ausgehandelten Deal blockiert, ist allerdings nur schwer vorstellbar.

Neben Schwarz werden zukünftig auch dessen Assistent Volkan Bulut und Videoanalyst Daniel Fischer dem Trainerstab der Berliner angehören. Dasselbe gilt für Offensivcoach Vedad Ibisevic und Torwarttrainer Andreas Menger, die auch unter Felix Magath zum Mitarbeiterstab zählten. Da dessen Assistent Mark Fotheringham sowie Athletiktrainer Werner Leuthard den Verein verlassen, könnte Schwarz noch ein weiterer Co-Trainer zur Seite gestellt werden.

Felix Magath
Felix Magath / Martin Rose/GettyImages

Magath: "Hatte das Gefühl, keine Hilfe zu haben!"

Derweil blickt Feuerwehrmann Felix Magath auf seine Rettungsmission in der Hauptstadt zurück und spart nicht mit Kritik an den Berliner Vereinsbossen. Im kicker-Interview schildert der gebürtige Aschaffenburger zunächst ein Gespräch mit seinem Vorgänger Tayfun Korkut.

"Ich habe zufällig meinen Vorgänger Tayfun Korkut, als er Berlin verlassen musste, in der Hotel-Tiefgarage getroffen. Da haben wir kurz geredet. Tayfun sagte mir, dass es für ihn schwer war, weil er überhaupt keine Hilfe hatte. Und ich kann nur sagen: Ich hatte in den neun Wochen auch das Gefühl, keine Hilfe zu haben", nimmt Magath kein Blatt vor den Mund.

Insbesondere im Vergleich zu seiner Arbeit beim VfB Stuttgart im Jahr 2001, als der 68-Jährige die Schwaben vor dem Sturz in die Zweitklassigkeit bewahrte, stoßen Magath seine neun Wochen bei der Hertha übel auf: "Das war eine genauso schwierige Nummer. Aber dort war eine breite Unterstützung von allen da. In Berlin war die Stimmung eher: Paragraph eins - jeder macht seins."

Über seine ehemalige Mannschaft gibt Magath folgendes zu Protokoll: "Wir haben sie so weit gekriegt, dass sie zusammenhält. Als ich zu Hertha kam, herrschte dort die reine Hoffnungslosigkeit. Ich habe fast nirgendwo Unterstützung gespürt. Der ein oder andere hat es versucht, aber ich hatte in der Breite nie das Gefühl, dass sich der Klub gegen den Abstieg wehrt."

"Fredi ist einer der Leidtragenden!"

Felix Magath

Sportvorstand Fredi Bobic nimmt Magath ausdrücklich von seiner Kritik aus: "Er ist jetzt ein Jahr im Verein und musste Altlasten übernehmen. Ich kenne das von meinen Stationen: dass man die ganzen Probleme in ihrer Tiefe erst sieht, wenn man da ist. Wer wäre schuld gewesen am Abstieg? Außer mir wahrscheinlich keiner. Ich denke, dass Fredi einer der Leidtragenden ist. Er hat Probleme übernommen, die nicht erst seit letzter Woche da sind. Dieser Verein war jetzt das dritte Jahr hintereinander in der Nähe des Abstiegs. Das kam nicht plötzlich, sondern muss ein strukturelles Problem sein."


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