Hertha BSC: Preetz fordert - mal wieder - Zeit für die Entwicklung

Michael Preetz musste die bislang schwache Vorbereitung erklären
Michael Preetz musste die bislang schwache Vorbereitung erklären / DeFodi Images/Getty Images
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Hertha BSC hat eine chaotische Saison hinter sich. Sportlich lief es lange sehr schlecht und die Posse um Jürgen Klinsmann wird für lange Zeit unvergessen bleiben. Für die kommende Spielzeit hofft der Verein auf mehr Ruhe, Manager Michael Preetz fordert - wie schon seit mehr als zehn Jahren - Zeit, um den Klub zu entwickeln.

Seit 2009 befindet sich Michael Preetz bei der Hertha im Amt als Manager und hat seitdem einiges erlebt. Nach zwei Abstiegen ging er mit den Berlinern jeweils direkt wieder in die Bundesliga hoch und stabilisierte den Klub über mehrere Jahre in der höchsten deutschen Spielklasse. Man wolle sich entwickeln, war Jahr für Jahr von den Verantwortlichen zu hören. Mehr war allerdings bislang auch nicht zu holen für die Hertha, die nach einer guten Phase unter Trainer Pal Dardai in der letzten Saison völlig zu kollabieren drohte.

Doch Klinsmann und die Abstiegssorgen sollen aus den Köpfen verbannt werden, immerhin hat der neue Investor nicht mehrere hundert Millionen Euro in den Verein gepumpt, um aus dem BSC den HSV zu machen.

Preetz und sein Lieblingswort

Das weiß natürlich auch Michael Preetz, doch weiß er das nicht erst, seitdem die Hertha zu 49,9% einer Investmentgruppe gehört. Wie in jedem Sommer in den letzten zehn Jahren forderte der Manager auch in diesem Jahr auf einer Medienrunde die nötige Zeit, damit sich der Verein in Ruhe entwickeln kan.

Die bisher relativ maue Ausbeute in den Testspielen ist auch Preetz nicht verborgen geblieben (via herthabsc.de): "Wir haben gerade offensiv noch Luft nach oben. Zum jetzigen Stand der Vorbereitung und nach zwei Testspielen sollte man dies jedoch nicht überbewerten. Durch Corona müssen wir viele gewohnte Abläufe umstellen, zudem ist uns dadurch mit dem Test in St.-Étienne auch ein wichtiger Test kurzfristig weggebrochen. Wir kommen mit dem Spiel gegen Ajax und der Doppelpartie gegen die PSV Eindhoven am Samstag nun in eine Phase, in der wir zulegen und an der Entwicklung unseres Spiels weiterarbeiten müssen."

Da war es wieder: das Wort "Entwicklung".

Stabilisator Labbadia soll das Spiel entwickeln
Stabilisator Labbadia soll das Spiel entwickeln / DeFodi Images/Getty Images

Ob der unbestritten erfahrene, jedoch eher als Hecking-esquer Stabilisator funktionierende Trainer Bruno Labbadia allerdings für den angestrebten Fortschritt und den Angriff auf die internationalen Ränge steht, ist fraglich. Preetz jedoch sieht in Labbadia den Macher für den "Big City Club".

"Wir haben phasenweise bereits in der abgelaufenen Saison gezeigt, wie das aussehen kann und was wir uns vorstellen. Es handelt sich um einen permanenten Entwicklungsprozess, der mit Sicherheit auch nicht in der kommenden Spielzeit abgeschlossen sein wird. Jeder einzelne Spieler kann sich weiterentwickeln und seine individuelle Qualität noch besser in die Mannschaft einbringen", blickt Preetz gleichwohl in die Zukunft und die Vergangenheit.

Und siehe da, schon wieder, gleich zweimal: "Entwicklung".

Volle Taschen schlendern gern - aber nicht mit Preetz

Der durch den nun vorhandenen externen Druck teuer erkaufte Wohlstand, verleitet den Manager zur Nachsicht im Hinblick auf den immer noch fehlenden Hauptsponsor für die kommende Saison.

"Idealerweise wollen wir bis zum Pflichtspielauftakt einen Partner präsentieren, das ist jedoch kein Muss. Wir sind in Gesprächen, haben zum jetzigen Zeitpunkt aber noch keinen Abschluss erzielt. Wir haben uns jedoch ganz bewusst für diesen Schritt entschieden und sind zuversichtlich, bald eine vernünftige Lösung präsentieren zu können." Soll ja nachher auch keiner behaupten, es wäre der Hertha egal, ob man jetzt ein paar mickrige Milliönchen mehr oder weniger zur Verfügung hat.

Das aktuelle Trikot ohne Sponsor auf der Brust soll übrigens ein echter Verkaufsschlager sein. Eventuell sollte man es dabei belassen, denn ein aufgrund der vorher schon existierenden Gif-Suchmaschine falsch geschriebenes "Tenor" auf der Brust wäre vermutlich nicht so der Renner.

Leere Brust auch bei Dilrosun
Leere Brust auch bei Dilrosun / BSR Agency/Getty Images

Geld hat man ja momentan auch schon genug in der Hauptstadt und Preetz weiß auch, wofür er die Investitionen gebrauchen kann - man ahnt es schon.

"Wir versuchen, die Mittel, die uns zur Verfügung stehen, dafür einzusetzen, unserer Mannschaft Möglichkeiten zur Weiterentwicklung zu verschaffen. Wir müssen Spieler finden, die zu uns zu passen, die etwas mit Hertha BSC erreichen und den Verein auf das nächste Level heben zu wollen. Unsere finanziellen Mittel sind größer als zuvor, nichtsdestotrotz muss es uns weiterhin gelingen, sorgsam mit unseren Ressourcen umzugehen und gute Entscheidungen zu treffen", mahnt Preetz zur Umsicht, nicht ohne einen gewissen Wunsch nach Entwicklung zu betonen.

Abschließend sendet der Manager ein Signal des Aufbruchs in die Runde, das in seiner Dauerschleife an "lemon tree" oder "last christmas" zu erinnern vermag:

"Uns alle eint das Ziel, Hertha BSC auf sämtlichen Ebenen gemeinsam zu verbessern!"

Dabei heißt es doch "zu entwickeln", Michael...


Es geht hier aber nicht darum, die sehr wohl bestehenden Verdienste von Michael Preetz im schwierigen Umfeld der Hertha zu verunglimpfen. Vielmehr soll verdeutlicht werden, dass auch im Sommer 2020 dieselbe Leier aus Berlin zu berichten ist - trotz der Millionen.