Neuer Hertha-Präsident: 5 Kandidaten kämpfen ums Amt
Von Daniel Holfelder
Seit dem Rücktritt von Werner Gegenbauer am 24. Mai sucht Hertha BSC nach einem neuen Vereinspräsidenten. Bislang gab es vier Bewerber, die sich auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung am 26. Juni zur Wahl stellen werden. Nun gesellt sich ein prominenter fünfter Kandidat hinzu.
Neben dem ehemaligen Hertha-Ultra Kay Bernstein, Michael Baumgärtner, Marvin Brumme und dem aktuellen Präsidiumsmitglied Ingmar Pering wirft nun auch Frank Steffel seinen Hut in den Ring. Als Präsident des Handball-Bundesligisten Füchse Berlin sowie als langjähriger Bundestagsabgeordneter ist Steffel der bekannteste der fünf Kandidaten.
Steffels Kandidatur ist auf die Bemühungen von Aufsichtsratsboss Klaus Brüggemann zurückzuführen, der den 56-Jährigen von einem Engagement beim Tabellensechzehnten der abgelaufenen Saison überzeugt hat. Auch das obligatorische Eignungsgespräch mit dem Aufsichtsrat hat bereits stattgefunden.
Gegenüber dem kicker erklärte Brüggemann sein Votum für Steffel wie folgt: "Ich schlage Frank Steffel als Präsident vor. Er steht für einen kompletten Neuanfang, hat mit den Füchsen eine Erfolgsgeschichte geschrieben, kann also Verein - und er hat ein unglaubliches Netzwerk im Sport, in der Wirtschaft und in der Politik."
Steffel selbst ließ über Twitter verlauten: "Der Vorsitzende des Aufsichtsrats von Hertha BSC Klaus Brüggemann hat mich heute gebeten als Präsident zu kandidieren und für das Amt vorgeschlagen. Ich danke dem Aufsichtsratsvorsitzenden und dem neuen Aufsichtsrat für dieses Vertrauen und das sehr angenehme sowie zielführende Gespräch am heutigen Nachmittag. Die Mitglieder von Hertha müssen nun entscheiden, ob sie ein 'Weiter so!' oder einen Neuanfang möchten. Und die bisherigen Verantwortlichen müssen ein gemeinsames Verständnis und eine stabile Grundlage für den Erfolg von Hertha BSC finden!"
Weiter schrieb der gebürtige Hermsdorfer: "Das gemeinsame Ziel muss es sein, Präsidium, Aufsichtsrat und Geschäftsführung auf eine gemeinsame Strategie festzulegen, Streit zu beenden und Herthas großartige Jugendarbeit stärker zur Identifikation in der Region Berlin-Brandenburg zu nutzen. Nur in einem ruhigen Umfeld kann die sportliche Führung die Mannschaft kontinuierlich weiterentwickeln. Alle Nebengeräusche und Eitelkeiten lenken vom entscheidenden Ziel nur ab: Stabilität und sportlicher Erfolg für die nächsten Jahre! Alle und alles muss sich dem sportlichen Erfolg unterordnen!"
CDU-Politiker Steffel war von 2009 bis 2021 Mitglied des Deutschen Bundestages und kandidierte 2001 für das Amt des Regierenden Bürgermeisters von Berlin. Seit 2005 hat er das Präsidentenamt bei den Füchsen Berlin inne, die unter seiner Ägide je zwei Mal die Klubweltmeisterschaft sowie den EHF-Pokal gewinnen konnten.
Sollte er zum neuen Hertha-Präsidenten gewählt werden, kündigte Steffel an, werde er das Amt bei den Füchsen niederlegen: "Nach 17 außergewöhnlich erfolgreichen Jahren als Präsident der Füchse Berlin ist diese Herausforderung natürlich eine schwierige Entscheidung für mich, aber das Gespräch mit dem neuen Aufsichtsrat stimmt mich sehr zuversichtlich für die Zukunft von Hertha BSC!"
Einen Makel in der Vita Steffels bildet die Aberkennung seines Doktortitels vor drei Jahren. Die Freie Universität warf dem Wirtschaftswissenschaftler vor, in seiner Dissertation aus dem Jahr 1999 plagiiert zu haben. Steffel klagte zwar gegen die Entscheidung der Hochschule ("Das ist die Höchststrafe wegen ein paar Anführungszeichen"), doch das Berliner Verwaltungsgericht bestätigte den Entzug des Doktortitels.
Weitere Bewerbungen erwartet
Ingmar Pering, der das Hertha-Präsidium im Moment interimsweise als Sprecher anführt und selbst als neuer Präsident kandidiert, betont: "Wir müssen zuerst die Zerrissenheit des Vereins kitten" (zitiert via kicker). Neben Pering kandidieren mit Peer Mock-Stürmer und Fabian Drescher noch zwei aktuelle Präsidiumsmitglieder als Vize-Kandidaten.
Bei der Wahl am 26. Juni werden neben einem neuen Präsidenten und einem Vize-Präsidenten noch drei Beisitzer gewählt. Bislang liegen dem Aufsichtsrat, der mit allen Bewerbern Eignungsgespräche durchführt, rund ein Dutzend Bewerbungen vor. Es ist davon auszugehen, dass die Zahl bis zum Ende der Bewerbungsfrist am 19. Juni noch weiter steigt.
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