Hertha BSC: Der heimliche Gewinner der Coronakrise?
Von Janne Negelen

In den vergangenen Wochen mussten einige Bundesligisten mit dem aufkommenden Trubel zurecht kommen. Personalfragen und Geldsorgen rückten viele Teams in den Fokus. Ganz ruhig ging es dagegen bei der Hertha aus Berlin zu. Die Zwangspause kam für den gebeutelten BSC zum richtigen Zeitpunkt.
Die Hertha durchlebte eine schwierige und turbulente Saison. Zu keinem Zeitpunkt schien die Mannschaft gefestigt. Stets fehlte es an Konstanz, dem letzten Willen und vor allem an Überzeugung von der Seitenlinie. Nach drei Trainerwechseln, enorm viel Trubel zu Jahresbeginn und einer sportlichen Krise, konnten sich die Berliner nun neu formieren.
Allen voran hat das Team erst einmal den Kopf frei bekommen. Viele Spieler litten unter dem enormen Druck; speziell die Youngster traten zumeist auf der Stelle. An freies Aufspielen war bei der Hertha nie zu denken, obwohl der Aufbruch doch gerade in diesem Jahr so aussichtsreich erschien. Deshalb werden vergangenen Wochen mental sehr gut getan haben.
Labbadias reibungslose Ankunft
Dazu konnte Anfang des Monats eine wegweisende Entscheidung getroffen werden. Nach monatelanger Überzeugungsarbeit wurde Bruno Labbadia als Cheftrainer vorgestellt. Anders als seine Vorgänger wurde er nicht sofort ins Rampenlicht gedrängt, sondern besonnen an den Klub und die Mannschaft herangeführt.
Seit seiner Ankunft wird der erfahrene Fußballlehrer schon intensiv an den Problemzonen gearbeitet haben. Dass die Hertha bei einem Neustart in ein ähnliches Loch wie zu Beginn des Jahres fallen wird, scheint unwahrscheinlich. Schon eher kann sich bis zum Sommer eine Einheit formen, die mit neuem Selbstvertrauen und Spielfreude für die nächste Saison gewappnet wird.
Mit dem Saisonbeginn wurde klar, welche Ziele die Alte Dame in den nächsten Jahren verfolgt. Bisher rächte sich die forsche und überwiegend voreilige Kaderplanung und das ohnehin fragwürdige Management-Projekt. Doch aus diesen Fehlern werden die Verantwortlichen gelernt haben.
Die Hertha ist finanziell bestens aufgestellt
Auch geht es den Berlinern finanziell gut. Im Gegensatz zu manch anderem Traditionsklub gab es keine Gerüchte über weitreichende Geldsorgen oder Existenzängste. Zwar musste auch innerhalb des Vereins auf Gehalt verzichtet werden, doch die Zukunft ist gesichert. Die vielen Mittel aus dem Sommer werden für die Stabilisierung im wahrsten Sinne des Wortes Gold wert gewesen sein.
Mit kontinuierlicher Arbeit und dem mentalen Neustart will die Hertha perfekt auf die restlichen Saisonspiele vorbereitet sein. Seit einigen Wochen spürt man bei der Alten Dame wieder Aufbruchsstimmung und das Vertrauen in die eigenen Stärken. Daran wollen die Fans und Spieler auch in den kommenden Wochen nur zu gerne festhalten.