Herbert Hainer ordnet umstrittenes Interview über Nagelsmann-Zukunft ein
Von Oscar Nolte

In Sachen Kommunikation ist die Trennung von Julian Nagelsmann beim FC Bayern gelinde gesagt eine einzige Katastrophe. Präsident Herbert Hainer bezog mittlerweile Stellung zu seinem umstrittenen Interview, in dem er Nagelsmann noch den Rücken stärkte.
Stell dir vor, du bist Präsident des FC Bayern. Du gibst dem kicker ein Interview, das hohe Wellen schlägt. In diesem Interview unterstreichst du die Absicht des Vereins, langfristig mit dem aktuellen Trainer zu arbeiten, bezeichnest ihn als "Langzeitprojekt". Keine Woche später ist - ohne das etwas außerordentliches vorgefallen ist - ebendieser Trainer vom Verein freigestellt worden.
Das wirft Fragen auf: ist Herbert Hainer beim FC Bayern nur Maskottchen und hat eigentlich keine Ahnung, was im Verein vor sich geht? Wurden rund um die Nagelsmann-Trennung vielleicht Unwahrheiten erzählt, zum Beispiel, dass die Freistellung Ergebnis eines Prozesses und nicht eine Reaktion auf die Niederlage gegen Bayer Leverkusen und oder die Dringlichkeit bei der Markt-Verfügbarkeit von Thomas Tuchel war?
Fragen, die faktisch noch nicht beantwortet werden können, aber tief blicken lassen, wie beim FC Bayern kommunikativ gearbeitet wird.
Hainer betrübt: "Gewünscht und gehofft, es mit Julian durchzuziehen"
Herbert Hainer hat zu seinem "Langzeitprojekt"-Interview mittlerweile auch Stellung bezogen. Bei Magenta Sport sagte der Bayern-Präsident: "Ja, ich hab Julian Nagelsmann vor nicht allzu langer Zeit auch noch voll unterstützt und Langzeitprojekt gesagt. Das war in der Woche nach dem Augsburg-Spiel und vier Tage vor dem Leverkusen-Spiel, weil ich es mir auch gewünscht und gehofft hab, es mit Julian durchzuziehen."
Hainer fügte an, dass Nagelsmann zwar ein guter Trainer sei, Fußball aber stets Ergebnissport ist. Na klar. Außerdem erklärte Hainer: "Leverkusen hat uns dann schon zum Nachdenken gebracht." Das Nachdenken über diese eine Niederlage ging dann auch recht schnell in die Entscheidung über, Nagelsmann einfach vor die Tür zu setzen. "Am Ende des Tages waren wir alle drei der Meinung: Wir müssen reagieren."
Klingt eher nach dem plumpen Versuch der Schadensbegrenzung, als nach tatsächlichen Antworten, die Herbert Hainer als Präsident durchaus geben könnte. Die unangenehmen Fragen rund um Professionalität, Hierarchie, Menschenwürde und Fairness in der Nagelsmann-Causa bleiben jedenfalls unbeantwortet.