Hecking will Nürnberg wieder nach vorne bringen: "Stabilisieren wäre zu demütig"

Dieter Hecking will den 1. FC Nürnberg wieder nach vorne bringen
Dieter Hecking will den 1. FC Nürnberg wieder nach vorne bringen / DeFodi Images/Getty Images
facebooktwitterreddit

Bei seiner offiziellen Vorstellung und den ersten Worten zu seiner neuen Aufgabe als Sportvorstand beim 1. FC Nürnberg hat Dieter Hecking direkt einen ambitionierten Weg vorgeschlagen. Der vorige Coach erklärte, der Verein müsse nun auch zukunftsorientiert denken und sich nicht nur stabilisieren.

Am Montag verkündete der 1. FC Nürnberg, dass Dieter Hecking zurückkehren und das Amt des Sportvorstands übernehmen wird. Sein Vorgänger, Robert Palikuca, war als Resultat der vergangenen Saison - in der der Klub sogar in die (schlussendlich knappe) Relegation musste - entlassen worden.

Hecking zeigte sich angesichts seiner Rückkehr optimistisch und voller Tatendrang. Zwischen Dezember 2009 und Dezember 2012 hatte er die Franken bereits als Trainer betreut, eher er den Wechsel zum VfL Wolfsburg vollzog. Nun, fast acht Jahre später, kehrt er in einer für ihn neuen Position zurück.

Hecking betont "zukunftsorientiertes Denken" in Nürnberg - "wahnsinnig spannende Aufgabe"

"Ich glaube, dass der Klub nach wie vor ein Verein ist, der Ambitionen haben darf, haben muss, der nicht nur Tradition verwalten soll, sondern jetzt auch zukunftsorientiert denken muss", erklärte der 55-Jährige optimistisch gegenüber dem vereinseigenen Club-TV. In dieser Aufgabe mitgestalten zu können, so Hecking weiter, wird vermutlich "wahnsinnig spannend" werden.

Seine größte Aufgabe sieht er - in einer gewissen Parallele zum Trainer-Job - in der Kommunikation und Führung. Was zuvor die Mannschaft als Konstrukt betraf, betrifft nun den gesamten Verein: "Das wird das Wichtigste sein - dass man eine Aufbruchsstimmung erzeugt, dass man versucht jeden mitzunehmen und dass jeder bereit sein muss, diesen Weg mitzugehen." Darin sieht er auch den Grundsatz seiner Arbeit: Mit allen Beteiligten "an einer erfolgreichen Zukunft zu arbeiten".

Was Hecking innerhalb seiner Vorstellung schnell klar macht und es auch dementsprechend frei äußert: Nur den Status Quo zu verwalten, das hat er sicherlich nicht vor. Ambitioniert und mutig möchte er die nächste Zeit in Nürnberg angehen. "Da wird der Hauptschwerpunkt erstmal liegen müssen", betonte er bezüglich des noch freien Trainerpostens: Idealerweise soll bereits zum Trainingsauftakt ein neuer Coach bereitstehen - zu einem gewissen Profil äußerte er sich wenig überraschend nicht.

"Stabilisieren wäre zu demütig" - stolpert Hecking über seinen eigenen Ruf?

Mit klaren Zielen wollte sich Hecking zwar noch zurückhalten - viel eher ginge es darum "jetzt erst einmal anzupacken und Steine umzudrehen". Auf der Pressekonferenz erklärte er aber eine gewisse Marschroute, die aufgrund seiner eigenen Person vermutlich kritisch hinterfragt werden dürfte: "Stabilisieren wäre zu demütig." (via kicker) Wichtig sei es, einen guten Start in die Saison zu schaffen und in Folge dessen Ehrgeiz zu entwickeln. "Der Club ist besser als Platz 16 in der 2. Liga, das ist uns allen klar", so der ehemalige Bundesliga-Profi.

Heißt im Klartext: Früher oder später muss und wird der Aufstieg in die Bundesliga das Ziel werden - im Optimalfall, wer will es ihm verübeln, schon in der nächsten Spielzeit. Dass Nürnberg über einen Kader verfügt, der deutlich mehr Potenzial verinnerlicht als die Drittliga-Relegation, ist offensichtlich.

Auch Gladbach musste Hecking schlussendlich verlassen
Auch Gladbach musste Hecking schlussendlich verlassen / TF-Images/Getty Images

Kritisch beäugt werden dürfte Heckings Aussage, es ginge nicht nur um das Stabilisieren, aber trotzdem. Immerhin ist es genau der Ruf als Stabilisator, der ihm seit Jahren vorweg eilt. Diesen Ruf hat er innerhalb der Branche inne, vor allem bei vielen Fans wird sein Name oft damit in Verbindung gebracht, einen Verein gut in ruhige Gewässer bringen zu können, aber an der weitsichtigen Entwicklung zu scheitern. Der Hauptgrund, weshalb er bei Borussia Mönchengladbach durch den Reformer Marco Rose ersetzt wurde.

Auch beim Hamburger SV hat er das Ziel des Aufstiegs nicht erreichen können, obwohl der Verein insgesamt - fast bis zum Saisonende - eine ruhige Spielzeit absolvieren konnte. Allerdings: Diesen Ruf hatte der Trainer Dieter Hecking. Was der Sportvorstand Dieter Hecking macht, wie er seinen Job sieht und ihn umsetzt, steht auf einem anderen Blatt. Klar ist jedoch, dass sich der FCN nicht nur nach leidenschaftlichem Fußball sehnt, sondern früher oder später auch wieder nach dem Oberhaus des deutschen Fußballs.