Hannes Wolf über Anfeindungen im Netz: "Damit beschäftige ich mich gar nicht!"

Hannes Wolf geht mit breiter Brust in die neue Saison
Hannes Wolf geht mit breiter Brust in die neue Saison / Stuart Franklin/Getty Images
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Zuletzt bewies der in den sozialen Medien oft angefeindete Hannes Wolf eine ansteigende Formkurve. Ausgerechnet jetzt, wo der Österreicher bei der Borussia so langsam Fahrt aufnimmt, verabschiedet sich dessen langjähriger Trainer Marco Rose Richtung Dortmund.

Doch für Wolf ist Roses Abgang ebenso wenig von Belang wie die oftmals überzogene Kritik im Netz. Vielmehr will er mit den Fohlen in der kommenden Saison wieder voll angreifen.


Mit satten 40 Einsätzen steht Hannes Wolf in der laufenden Saison auf Rang vier des Gladbacher Kaders, nur Matthias Ginter (43), Stevie Lainer und Florian Neuhaus (beide je 42) haben mehr Spiele in den Knochen.

"Ist ja auch klar, dass Wolf so oft spielte. Immerhin ist er ja Roses Liebling", werden die üblichen Couch-Kritiker jetzt in die Tasten hämmern wollen. Doch Wolf machte von diesen 40 Spielen nur 15 von Beginn an. Meist kam er für die letzten zehn oder 20 Minuten in die Partie.

"Natürlich möchte man als Spieler öfter von Beginn an ran. Aber ich hatte auch so Möglichkeiten, mich zu zeigen. Beim 4:0 gegen Frankfurt bin ich in der 90. Minute eingewechselt worden – und habe in der sechsminütigen Nachspielzeit noch mein drittes Saisontor geschossen. Man muss immer versuchen, das Beste daraus zu machen", gab sich Wolf im Interview mit der Bild diesbezüglich bescheiden.

Die generell ihm gegenüber geäußerte Kritik in den einschlägigen Foren und Portalen juckt den 22-Jährigen glücklicherweise wenig. "Ganz ehrlich – damit beschäftige ich mich gar nicht. Wahrscheinlich liegt es aber daran, dass ich nach meiner langen Verletzungspause in Leipzig meine Zeit gebraucht habe, um wieder zu einer guten Form zu finden, das ist mir in den letzten Wochen immer besser gelungen", brachte Wolf den wohl wichtigsten Punkt ins Spiel.

Denn der Offensivspieler stand seiner schweren Verletzung im Sommer 2019 ewig nicht auf dem Feld und musste im Anschluss noch wochenlang mit einer Platte im Fuß leben. Die zu Beginn der laufenden Saison sicherlich nicht erfüllten Erwartungen haben einen klaren Grund, zumal die Mannschaft auch insgesamt zu oft unter ihren Möglichkeiten blieb.

In den letzten Partien konnte Wolf sich jedoch viel selbstbewusster und spielfreudiger präsentieren. Ohnehin kann er die Nörgler nur mit seiner eigenen Leistung auf dem Platz ruhig stellen. Dass mit Marco Rose nun sein langjähriger Trainer einen anderen Klub übernehmen wird, stellt für Wolf kein Hindernis dar, auch in der kommenden Saison wieder oben mitmischen zu wollen.

"Hütter ist für Gladbach eine sehr gute Entscheidung" - Roses Abgang überraschte Wolf nicht

"In der Bundesliga gibt es um die ersten sechs, sieben Plätze viel Konkurrenz. Durch die Doppelbelastung in dieser Saison haben wir in der Liga den einen oder anderen Punkt liegen lassen. Ich denke aber, dass wir sicher auch nächste Saison wieder um die internationalen Plätze mitspielen wollen und auch werden", ordnete Wolf den aktuellen Kampf um die Tabellenplätze ein und blickte schon in die nächste Spielzeit voraus.

Dann wird mit Adi Hütter ein Landsmann die Geschicke bei der Borussia übernehmen, doch die Herkunft des Trainers soll Wolf keinen Bonus geben.

"Alleine dadurch werde ich aber sicher keinen Vorteil bei ihm haben. Als er sehr erfolgreich in Salzburg Trainer war, habe ich in der U16 bei RB gespielt und damals schon gesehen, dass er sehr gute Arbeit macht. Hütter ist für Gladbach eine sehr gute Entscheidung. Und ich freue mich jetzt schon sehr auf die Arbeit und die neue Saison mit ihm", zeigte sich Wolf bereit für die Aufgabe.

Hannes Wolf, Marco Rose
Hannes Wolf verabschiedet sich von Marco Rose / THILO SCHMUELGEN/Getty Images

Für Wolf könnte es sogar von Vorteil sein, wenn die oftmals angeführte "Kumpelei" zwischen ihm und Rose nicht mehr als Ausgangspunkt für den gepflegten Feierabend-Hass der Internet-Meute gelten kann. Zudem deutet sich eine vorteilhafte Änderung an, da Hütter eventuell ein System spielen lassen wird, in dem Wolf auf einer zentraleren Position agieren darf.

In jedem Fall trauert Wolf seinem Weggefährten Rose nicht nach. In die Entscheidungen seines zukünftigen Ex-Trainers war er im Vorfeld nicht eingeweiht. "Nein, aber ich war auch nicht überrascht, so ist das Profi-Geschäft. Ich habe immer gerne mit ihm zusammengearbeitet. Ich nehme ihm den Wechsel nicht übel, sondern respektiere seine Entscheidung", wird zwischen den beiden kein böses Blut fließen.

Wenn Hannes Wolf weiterhin seine Form bestätigen kann, werden auch die Kritiker im Netz irgendwann verstummen müssen - wie sie es auch bei Jonas Hofmann taten.

Doch trotz der Anfeindungen der eigenen "Fans" freut sich Wolf auf ein baldiges Wiedersehen. "Ich hoffe, dass die Stadien schon bald wieder voll sein werden. Wir haben zwar auch in vielen Spielen gezeigt, dass man ohne Fans ans Limit gehen kann. Aber in manchen Spielen haben Sie auch unglaublich gefehlt. Zum Beispiel, als wir beim 2:2 gegen Real kurz vor Schluss 2:0 geführt haben. Die Fans hätten mit dafür gesorgt, dass wir das Spiel gewonnen hätten. Fest steht ganz klar, dass ich mich extrem auf den Tag freue, an dem unser Stadion wieder voll sein wird. Ich glaube, das geht uns allen so", erklärte Wolf.

Am kommenden Samstag, wenn die Borussia in der Allianz Arena beim FC Bayern gewinnen wird, bleiben die Ränge allerdings noch leer. Dennoch will Wolf keinesfalls die eigenen Stärken vergessen wissen. "Noch haben wir ja die Chance, auch die Europa League zu schaffen. Wir können bei jedem Gegner etwas holen. Und wir haben Anfang Januar schon gezeigt, dass wir Bayern schlagen können", zeigte sich der Spielmacher motiviert.