Wolf reagiert auf Watzke-Kritik an geplanter Jugendreform
- DFB-Pressekonferenz zu Reformen im Kinder- und Jugendfußball
- Hannes Wolf bezieht Stellung zur Kritik von Hans-Joachim Watzke
- Wolf erläutert die beschlossenen Reformen
Von Daniel Holfelder
Die geplanten Reformen im deutschen Kinder- und Jugendfußball haben zuletzt heftige Kritik ausgelöst. Hannes Wolf, DFB-Direktor für Nachwuchs, Training und Entwicklung und maßgeblich für die Reformen verantwortlich, verteidigt das neue Konzept.
In einer am Mittwoch eigens einberufenen Pressekonferenz zum Kinder- und Jugendfußball wehrte sich Wolf gegen kritische Stimmen wie die von DFB-Vize-Präsident Hans-Joachim Watzke, der die Reformen zuletzt als als "unfassbar" und "nicht nachvollziehbar" bezeichnet hatte.
Zwischen ihm und seinem ehemaligen Boss beim BVB - Wolf arbeitete einst in Dortmund als Jugendtrainer - sei "alles völlig in Ordnung", betonte der neue DFB-Nachwuchschef. "Wir haben zweimal telefoniert. Ich sehe das nicht so eng", erklärte Wolf, der Watzkes Aussagen sogar etwas Positives abgewinnen konnte. "Wir haben das erste Mal in Deutschland eine öffentliche Debatte über Nachwuchsfußball. Darüber freuen wir uns riesig."
Zukünftig will der DFB im Kinderfußball (G- und F-Jugend, optional auch E-Jugend) statt der bislang üblichen Sieben-gegen-Sieben-Spiele auf flexible Kleinfeldturniere mit kleineren Teams und teilweise vier Minitoren setzen. Wolf äußerte Verständnis dafür, dass die Neuerungen auf den ersten Blick Skepsis hervorrufen können. "Wenn du weißt, dass uns aktuell Intensität und Zweikampfverhalten in der Ausbildung ein bisschen fehlen, und das dann zum ersten Mal hörst, denkst du im ersten Moment: Jetzt verstärken wir das noch. Deshalb wollen wir die Bildungsoffensive starten und das Ganze in den Kontext rücken", kündigte er an.
Kleingruppen-Spielformen im Fokus
Die Idee hinter der Reform bestehe darin, die Widerstandsfähigkeit der jungen Fußballer zu stärken. Indem die Kinder im Drei gegen Drei oder Vier gegen Vier auf kleine Tore spielen, "kannst du dich nicht mehr verstecken". Außerdem würden die noch nicht so starken Kleineren und Spätgeborenen dadurch profitieren, dass sie im neuen Spielsystem mehr Ballkontakte bekämen. Gleichzeitig fördere die Reform auch die begabtesten Spieler. "Du spielst auch öfter mit den drei Besten gegen die drei Besten", betonte Wolf.
In Zukunft sollen die Kleingruppen-Spielformen deutschlandweit das Training dominieren. Das gilt sowohl für die Kleinsten im Breitensport als auch im Jugendbereich in den Nachwuchsleistungszentren. Dafür hätten sich auch alle U15-, U17- und U19-Trainer der Nachwuchsleistungszentren bei einem Treffen in Nürnberg ausgesprochen, sagte Wolf. Eine optimale Trainingseinheit bestehe zu zweiten Dritteln aus Spielblöcken und nur zu einem Drittel aus Warm-up und Techniktraining.
Vorgesehen ist zudem, dass es bei den Kindern keine Tabellen mehr gibt. "Wenn du aus zwölf Spielern vier Dreiermannschaften bildest und die anderen auch, dann kannst du keine Tabelle mehr machen. Wer soll das leisten, das zu zählen?", begründete Wolf diese Entscheidung. "Es geht trotzdem volles Programm ums Gewinnen. Wenn du sechs Minuten spielst, willst du sechs Minuten gewinnen. Danach geht es bei 0:0 weiter." Dieser Ansatz sei motivierender als der Status quo, wo häufig sehr einseitige Ergebnisse wie ein 16:1 vorkämen.
Unterstützung erhielt Wolf auf der Pressekonferenz von U21-Nationaltrainer Antonio di Salvo und U18-Nationaltrainer Hanno Balitsch, die neben ihm auf dem Podium saßen und die Reformen ebenfalls befürworten. Dasselbe gilt für den frischgebackenen Co-Trainer der A-Nationalmannschaft, Sandro Wagner, und die Zwillinge Lars und Sven Bender (beide Ex-Nationalspieler), die während der Pressekonferenz in Videoausschnitten zugeschaltet wurden.