Gutachten bestätigt: Gehaltsobergrenzen im Profifußball möglich
Von Janne Negelen

In der Zukunft des Profifußballs könnten Gehaltsobergrenzen eine wichtige Rolle spielen. Das geht aus gerade erst veröffentlichten Gutachten hervor. Als Initiator müsste die UEFA vorangehen.
In den letzten Monaten wurde der Salary Cap immer wieder zum Streitthema. Die steigenden Gehälter sind speziell in Zeiten der Coronakrise für viele unverständlich. Neben der Wettbewerbsdichte wird vor allem die finanzielle Existenz vieler Vereine angezweifelt.
SPD-Politiker Thomas Oppermann gab vor einer Weile zwei Rechtsgutachten in Auftrag, so die Süddeutsche Zeitung. Im Zuge dessen sollten die Möglichkeiten eines Salary Caps ausgelotet werden. Nun wurden die Ergebnisse der Überprüfung des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags intern veröffentlicht.
Gehaltsobergrenze denkbar - Knackpunkt UEFA
Beide Expertisen kamen zu dem Schluss, dass eine solche Gehaltsobergrenze in den höchsten Spielklassen durchaus eine Option ist. Allerdings müsste die UEFA als Vorreiter an diesem Projekt arbeiten und die Obergrenzen auf ganz Europa ausweiten. Den deutschen Klubs aus erster und zweiter Bundesliga sollen die Ergebnisse der Gutachten bei der nächsten Mitgliederversammlung vorgestellt werden.
Oppermann, der Mitglied des Ethikkomitees beim DFB ist, möchten den Vorschlag auch international bewerben. "Das ganze Geschäftsmodell des Fußballs stand durch die Corona-Krise mit einem Schlag auf der Kippe", wird 66-Jährige im kicker zitiert. Dementsprechend sind Lösungsansätze dringend benötigt.
In einer für den Herbst angesetzten Klausurtagung in Brüssel will Oppermann weitere Gespräche führen und die Möglichkeiten abwägen, "eine entsprechende Regelung europarechtlich abzusichern." Vorerst dürfte der Politiker einigen Gegenwind erwarten. Auch aus der Bundesliga waren die Stimmen bisher durchwachsen. Unter dem Strich wurde ein Salary Cap kritisch gesehen.
"Meiner Ansicht nach ist ein Salary Cap eine sozialromantische Idee", erklärte etwas Subotic-Berater Frieder Gamm im Gespräch mit 90min. "Die eigene Jacke zählt immer zuerst. Das auf Europa auszuweiten, unter Umständen noch mit der Türkei und Russland - das können Sie vergessen. Ich halte das für absolut illusorisch. Nur wenn von oben eine UEFA oder FIFA das durchdrücken will. Aber auch dann wird die Kreativität groß sein, Seitenlösungen zu finden", so Gamm.
Doch Oppermann betont die positiven Aspekte der Obergrenzen. Für den Unterhaltungswerte wäre sie essentiell, weil "die Ungewissheit des Ausgangs eines Spieles gesteigert wird." Speziell in der Bundesliga erfassten die Gutachter einen Abfall der Spannung. Der einst kleine Wunsch Einzelner könnte also bald konkrete Formen annehmen.