"Bisher kaum am Erfolg gezweifelt": Gündogan über die DFB-Krise & das Kapitäns-Amt
Von Yannik Möller
Als Kapitän der Deutschen Nationalmannschaft ist Ilkay Gündogan besonders gefragt, wenn es um den Erfolg bei der heimischen Europameisterschaft geht. Er gibt sich nach wie vor optimistisch und sieht Gründe für den bislang fehlende positive Konstanz.
Auch unter Julian Nagelsmann bleibt Ilkay Gündogan der Kapitän der Deutschen Nationalmannschaft. Angesichts der vielen Diskussionen und Kontroversen rund um die Auswahl, ihre ausbleibenden Erfolge und der im nächsten Sommer anstehenden Europameisterschaft im eigenen Land, wird er dadurch deutlich mehr im Fokus stehen, als die allermeisten anderen Spieler.
Im Interview mit der Zeit hat er sich trotz der letzten zwei Rückschläge gegen die Türkei und Österreich noch optimistisch gezeigt, was die EM betrifft. "Ich habe bisher kaum daran gezweifelt, dass wir erfolgreich sein werden, obwohl die Ergebnisse und Leistungen in den vergangenen Monaten überhaupt nicht gut waren", stellte er unmissverständlich klar.
Er freue sich "nach wie vor auf diese EM", führte er aus und ergänzte: "Vielleicht kommen die Zweifel noch, aber bisher ist da nur Vorfreude."
Nationalelf in der Dauerkrise: Gündogan mit vielsagenden Erklärungsversuchen
Diese Zweifel wären dann natürlich am ehesten durch die Formschwäche des DFB-Teams getrieben. Hatte man zunächst die Hoffnung auf einen positiven Turnaround, wurde diese durch die vergangene Länderspielpause wieder deutlich getrübt.
Auf die Frage, wieso die Mannschaft die eigentliche Klasse nicht konstant abgerufen bekommt, erklärte Gündogan: "Ich habe in gewissen Phasen das Gefühl, dass jeder Einzelne von uns zu viel mit sich selbst beschäftigt ist. Wir haben es bis jetzt nicht geschafft, als Mannschaft zu wachsen."
Das Problem: Bis zur EM ist nur noch wenig Zeit übrig, lediglich vier Testspiele stehen noch aus - zwei im März und zwei als Generalprobe kurz vor dem Turnierstart. "Aber manchmal ist Zeitdruck gut", wollte der gebürtige Gelsenkirchener auch daraus etwas Positives sehen. Der Hintergrundgedanke: "Wir Fußballer kennen nichts anderes als Druck, und der wirkt sich bei guten Spielern selten negativ aus."
Bei einem genaueren Blick auf die Probleme sieht Gündogan die Tatsache, dass jeder Spieler wieder "klare Aufgaben" bräuchte, um auch als Kollektiv erfolgreich zu sein. Diese habe man in der notwendigen Klarheit noch nicht, weil sich die Mannschaft "noch in der Entwicklungsphase" befinde.
Dazu erklärte er: "Jeder muss wissen, was er auf dem Platz zu tun hat. Dann muss eine Symbiose entstehen. Eigentlich kann es nicht so schwer sein, denn wir sind ein Team mit Charakter und Anstand. [...] Im Training gelingt vieles bereits gut. Warum wir bisher im Ernstfall scheitern, ist auch für mich etwas unerklärlich. Nächsten Sommer haben wir vor der EM eine richtige Vorbereitungsphase – das wird uns guttun."
Eine andere Mutmaßung seitens Gündogan, weshalb es vielleicht noch nicht richtig geklickt hat: "Vielleicht liegt das Problem auch darin begründet, dass wir so viele außergewöhnliche Fußballer in unseren Reihen haben." Bei Manchester City habe er unter Pep Guardiola gelernt, dass eine Mannschaft dann "am stärksten ist, wenn man es schafft, den Mitspielern etwas zuzutrauen" und sich dementsprechend etwas zurückzunehmen.
"Natürlich denkst du als Nationalspieler immer, du selbst hast die Gabe, den wichtigen Pass zu schlagen oder das entscheidende Tor zu schießen. Aber nicht alle elf Spieler können den Unterschied machen. Das müssen wir verinnerlichen", so sein Gedankengang zu diesem Aspekt.
"Verantwortung trage ich gerne": Gündogan ist stolz auf das Amt als DFB-Captain
Er selbst wird diese Probleme als Kapitän auch mit angehen müssen. Er sei sehr stolz darauf, dieses Amt überhaupt bekleiden zu dürfen. "Ich bin nicht nur Kapitän der Spieler, es fallen auch viele andere Verpflichtungen an. Das bedeutet noch mehr Verantwortung, und Verantwortung trage ich gerne", so Gündogan deutlich.
Dass er dafür ausgewählt wurde, nun auch seitens Nagelsmann, hänge womöglich mit seinem Charakter zusammen. "Ich bin umgänglich, werde von vielen Mitspielern akzeptiert. Das ist eine gute Basis, um eine Mannschaft zu führen. Und ich habe mich durch mein Kapitänsamt bei Man City bemerkbar gemacht", wusste er seine Qualitäten für diesen Posten zu beschreiben.
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