Gross erklärt Torwartfrage auf Schalke wieder für offen

Ungewiss, ob Frederik Rönnow wieder ins S04-Tor zurückkehren wird
Ungewiss, ob Frederik Rönnow wieder ins S04-Tor zurückkehren wird / Pool/Getty Images
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Eine der großen Personalfragen im Hinblick auf das Schalker Auswärtsspiel in Berlin: Wer wird im Tor stehen, nun, da Frederik Rönnow wieder fit und einsatzbereit ist? Christian Gross, der vor seinem Debüt als S04-Coach steht, ließ die Frage am Mittwoch noch unbeantwortet und verwies auf noch zu führende Gespräche.

Am Samstagabend kommt es zum Debüt für Christian Gross. Der Trainer von Schalke 04 geht in seine erste Partie, in Berlin wartet Hertha BSC als schwierige Aufgabe auf ihn und seine Mannschaft. Auch wenn der Hauptstadtklub nur auf dem 14. Tabellenplatz steht, so wirkte der kommende Gegner der Gelsenkirchener doch weit sicherer als der seit fast zwölf Monaten sieglose Klub.

Wie genau die Mannschaft aussehen wird, mit der Gross direkt einen Sieg einfahren und von der er 100% Einsatz sehen will, wie er am Mittwoch auf der Pressekonferenz erklärte, ist allerdings noch unklar. Schließlich stellt sich - mal wieder muss man sagen - die Torwartfrage beim S04. Zuletzt stand Ralf Fährmann zwischen den Pfosten, da er den verletzten Frederik Rönnow ersetzen musste. Dieser war unter Manuel Baum zur Nummer eins befördert worden.

Gross hat sich im Tor "noch nicht festgelegt" - Schalke-Coach kündigt Gespräche an

Gross ließ diese sehr wichtige und nicht zu unterschätzende Frage jedoch noch offen: "Ich habe mich noch nicht festgelegt. Was ich sagen kann: Alle [Torhüter] sind fit und einsatzbereit, alle wollen spielen." Um diese Entscheidung zu treffen, wolle er vorher noch das ein oder andere Gespräch führen, so der vierte Trainer in dieser Saison weiter: "Ich verlasse mich auf meine persönlichen Eindrücke, ich tausche mich natürlich aus mit unserem Trainerstab, insbesondere dem Torwarttrainer - aber sie machen einen positiven Eindruck. [...] Alle sind bereit, mal zu Null zu spielen. Das wäre sehr wichtig."

Dementsprechend wird die Entscheidung, wer gegen die Alte Dame und somit auch voraussichtlich die folgenden Wochen, im besten Fall die kommenden Monate im Tor stehen wird, erst noch gefällt werden müssen. Damit bleibt vor allem eins, abzüglich der sportlichen Möglichkeit für Rönnow und Fährmann: Ungewissheit.

Zu hoffen ist, dass es nicht wieder zu einer Situation kommt, in der kein Torhüter so richtig das Vertrauen des Trainers und seiner Mitarbeiter genießt und man dadurch nur noch Keeper zur Verfügung hätte, die eher unsicher als souverän auftreten. Allerdings dürfte wohl davon auszugehen sein, dass derjenige, der am Samstag im Tor stehen wird, auch über diese Begegnung hinaus die Nummer eins werden soll und es dadurch Gewissheit geben wird.

Ralf Fährmann rückte die letzten Partien wieder ins Schalker Tor
Ralf Fährmann rückte die letzten Partien wieder ins Schalker Tor / Alexander Hassenstein/Getty Images

Kommentar: Komplizierte Entscheidung oder klare Sache? Schalke und die (erneute) Torwartfrage

Dass Christian Gross nicht einfach so die Entscheidungen von Manuel Baum übernimmt, was die Rangordnung im Tor betrifft, war zu erwarten. Womöglich führt er sie mit Rönnow als Nummer eins fort, vielleicht auch nicht. Das hat er selbst zu entscheiden, das ist weder fatal noch problematisch, sondern schlicht verständlich und ein völlig normaler Vorgang bei einem solchen Trainerwechsel. Schließlich wird es auch Feldspieler geben, die unter seinen Vorgängern gesetzt waren, die nun potenziell eher auf der Bank Platz nehmen könnten. So läuft das nun einmal.

Wozu es allerdings nicht kommen darf: Wochenlange Diskussionen, Abwägungen und mehrere Spiele für den einen, oder den anderen Keeper, um dann zu sehen, wer besser performt. Eine solche Hängepartie darf nicht eintreten, stattdessen ist ein klares wie beherztes Vorgehen notwendig. Ein Torhüter braucht unbedingt das volle Vertrauen, wenn er spielt. Ganz besonders in einer Situation wie dieser, in der Schalke jedes einzelne Gegentor doppelt und dreifach belastet und der Schlussmann ein solches Szenario möglichst verhindern muss.

Frederik Rönnow hat seinen Job im S04-Tor souverän erledigen können
Frederik Rönnow hat seinen Job im S04-Tor souverän erledigen können / Martin Rose/Getty Images

Ob demnächst also wieder Fährmann regelmäßig zwischen den Pfosten stehen wird, oder Rönnow. Es muss ganz klar kommuniziert sein, primär selbstredend intern mit der Mannschaft selbst, wieso eine Entscheidung für Kandidaten X getroffen wurde. Nur so ist es halbwegs zu gewährleisten, dass endlich mal etwas Ruhe im blau-weißen Kasten eintritt.

Blickt man auf den bisherigen Saisonverlauf, so ist die Torwartfrage zwar nicht gänzlich eindeutig und ohne Zweifel zu beantworten, aber doch mit einer soliden Sicherheit: Rönnow hat in seinen Partien bewiesen, dass er das Zeug dazu hat, um ein sicherer Rückhalt sein zu können. Nicht nur die Schüsse, die er halten muss, konnte er abwehren - das ist ja teilweise schon schwer genug, wenn man um das kleinste Erfolgserlebnis ringt. Auch diverse Großchancen, sogar mehrere Eins-gegen-eins-Duelle konnte er für sich entscheiden. Wer sich an das schlussendlich ärgerliche 2:2-Remis gegen Mainz 05 erinnern kann, der wird wissen, was gemeint ist.

Außerdem wirkte er deutlich souveräner und gelassener mit dem Ball am Fuß. Unter Baum setzte Schalke auf ein geordnetes und mutiges Aufbauspiel aus den hinteren Reihen. Flache Pässe und Kombinationen, statt langer Hafer nach dem Kreisliga-Motto "hoch und weit bringt Sicherheit". Ob dieser Fokus auch unter Gross bestehen bleibt, wird man nach wenigen Partien beurteilen können. So oder so werden die Situationen kommen, in denen der Torwart auch mit dem Ball am Fuß gut umgehen muss. Ein Aspekt, der ebenfalls eher für Rönnow, als für Fährmann spricht. Es wäre kaum überraschend, wenn die Wahl des Schweizers auf den ausgeliehenen Dänen fällt.