Wird Benjamin Goller noch mal wichtig für Werder und Florian Kohfeldt?

Goller spielt aktuell bei Werder keine Rolle
Goller spielt aktuell bei Werder keine Rolle / TF-Images/Getty Images
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Im vergangenen Sommer kam Benjamin Goller vom FC Schalke 04 zum SV Werder Bremen. Der damals 20-jährige Außenstürmer sollte mittel- bis langfristig an die erste Elf herangeführt werden, schließlich ist die Konkurrenz in der Bremer Offensive (mit Milot Rashica, Yuya Osako, Davie Selke, Oldie Claudio Pizarro oder US-Talent Josh Sargent, unter anderen) nicht ohne. Doch nach einer für Goller recht positiv verlaufenden Hinrunde scheint er in der entscheidenden Phase der Saison für seinen Coach keine Rolle mehr zu spielen.

Die Saison begann für Goller schon schwierig. Die ersten vier Spiele verpasste der gebürtige Reutlinger verletzungsbedingt (Muskelfaserriss), erhielt dann aber am 5. Spieltag eine erste, wenn auch nur einminütige, Bewährungschance gegen den Aufsteiger Union Berlin. Diese Mini-Chance nutzte er, machte danach auch in den Trainingseinheiten auf sich aufmerksam - und verdiente sich so seinen ersten Startelfeinsatz am folgenden Spieltag. Der ging zwar mit 0:3 in die Binsen - aber Gegner war ja auch nicht irgendwer, sondern der damalige Tabellenführer aus Leipzig. Zudem wurde er in diesem Spiel auch auf der für ihn eher ungewohnten Mittelstürmer-Position aufgeboten.

In der Folge wechselten sich Bank-Aufenthalte und kürzere Einsätze zwischen 5 und 23 Minuten ab, ehe er am letzten Spieltag der Hinrunde abermals über die vollen neunzig Minuten gehen durfte. An der 0:1-Niederlage beim 1.FC Köln konnte aber auch er nichts ändern. Dennoch zeigte sich sein Vorgesetzter damals sehr angetan von der Entwicklung seines Angreifers. "Er ist jemand, der definitiv für den Mannschaftserfolg in der Rückrunde eine relevante Rolle spielen wird!", sagte Kohfeldt damals gegenüber dem Weserkurier. Doch dem so gelobten Schützling gewährte der Trainer dann nur noch zehn weitere Minuten im ersten Rückrundenspiel (bei Fortuna Düsseldorf). Seitdem, also seit nunmehr 11 Spielen, wartet Goller auf einen weiteren Einsatz.

Für Goller gab's warme Worte von Kohfeldt, aber keine Einsätze mehr
Für Goller gab's warme Worte von Kohfeldt, aber keine Einsätze mehr / Pool/Getty Images

Goller verbreitet gute Stimmung - trotz seines Reservistendaseins

Dies tut er aber nicht aus dem Schmollwinkel heraus, sondern mit viel Geduld. Und Vertrauen in eine bessere Zukunft. Dass diese auch von ihm entscheidend geprägt werden könnte, daran hat sein Coach keine Zweifel. Der souveräne Umgang mit seiner aktuellen Reservisten-Rolle lässt diesen Rückschluss auch durchaus zu. Denn natürlich ist auch Kohfeldt nicht entgangen, dass sich Goller trotz seiner aktuellen sportlichen Bedeutungslosigkeit weiterhin für seine Mannschaft einsetzt. So sei er, neben dem ebenfalls zur Zeit außen vor stehenden Johannes Eggestein, "sehr aktiv beim Aufmuntern vor dem Spiel und beim Schreiben von Glückwünschen nach dem Spiel" (Quelle: weser-kurier.de) .

Und unter diesem Aspekt gesehen, hat Kohfeldt sogar Recht behalten. Zwar liefert Goller momentan keine sportlichen Glanzlichter ab (weil er gar nicht die Chance dazu bekommt!), aber durch sein mannschaftsdienliches Verhalten sorgen er und andere Reservisten, wie Johannes Eggestein, für eine gute Stimmung innerhalb des Teams. Bei einem Klub in akuten Abstiegsnöten ist dies eine nicht zu unterschätzender Faktor.

Warten auf die nächste Bewährungschance

Und es spricht gleichzeitig für eine gesunde Einstellung zum Beruf des Mannschaftssports Fußball. Zwar stimmt auch der Spruch, dass sich ein Spieler für derart warme Worte seines Chefs üblicherweise nicht viel kaufen kann - doch Goller sollte nicht den Fehler begehen, aus falsch verstandenem Ehrgeiz vorschnell die Flinte ins Korn zu werfen. Wenn es ein nahezu ideales Habitat für talentierte Spieler in Deutschland gibt, dann liegt dies schon seit vielen Jahren in Bremen.

Doch momentan ist es schwierig für den ehemaligen Schalker, in die erste Elf zu kommen. Was auch sein Trainer unumwunden zugibt. "Die, die spielen", so Kohfeldt, "machen es ordentlich. Dazu haben wir gerade wenige Einheiten durch die englischen Wochen." Heißt übersetzt: bis zum Ende der Saison, in der noch eine weitere Englische Woche auf die Kicker wartet, wird sich an der Situation für Goller nur dann etwas substanziell ändern, wenn das Verletzungspech die Norddeutschen wieder heimsucht. Dass Kohfeldt aber dann auf Goller bauen kann (und wird), ist ja auch irgendwie beruhigend. Für Kohfeldt. Und auch für Benjamin Goller.