Gladbachs Vorteil des nicht gegebenen Ausgleichs - Warum das 2:3 besser als ein 3:3 ist
Von Christian Gaul
Was war das für ein Spiel am Dienstagabend? Selten sah man in der jüngeren Vergangenheit dermaßen viel Spektakel auf dem Feld, dass man die fehlenden Fans komplett ausblenden konnte. Trotz einer starken Leistung musste sich die Borussia den Stars von Inter Mailand mit 2:3 geschlagen geben, doch das Minimalziel Gruppendritter hat man bereits erreicht.
Dabei war die Niederlage unter Umständen wertvoller als ein Unentschieden, so absurd das klingen mag.
Stindls frühe Gelbe Karte, mehrere Fouls einfach durchgewunken, kein Freistoß für Gladbach bei der Entstehung von Inters 2:1 und natürlich das zurückgenommene 3:3 - Schiedsrichter Danny Makkelie machte sich bei Borussias Partie gegen die Italiener nur bedingt Freunde bei den Gastgebern. Für jeden nachvollziehbar, konnte sich Marco Rose nach der Partie einen kleinen Disput mit dem einseitigen Unparteiischen nicht verkneifen.
"Ich habe dem Schiedsrichter in den Emotionen des Spiels frohe Weihnachten gewünscht", sagte Rose im Anschluss augenzwinkernd und zähneknirschend. Dabei tat das holländische Pfeifenwunder der Borussia unter Umständen sogar einen Gefallen, denn das nicht gegebene 3:3 hätte eine schlechtere Ausgangsposition für das "Endspiel" in Madrid zur Folge gehabt.
Den dritten Platz sicher - CL oder EL 2021?
Sicherlich hätte der Ausgleich nochmal für einen Schub gesorgt und die Gladbacher hätten noch mehr als zehn Minuten Zeit gehabt, das Spiel zu gewinnen und somit den Gruppensieg perfekt zu machen. Allerdings hätte ein 3:3-Endstand dafür gesorgt, dass Inter definitiv Gruppenletzter gewesen wäre und das abschließende Spiel gegen Donezk mit ziemlicher Sicherheit abgeschenkt hätte. Dies hätte für die Borussia bedeutet, in jedem Fall in Madrid punkten zu müssen.
Nachdem Inter nun jedoch noch alle Chancen auf das Achtelfinale in der eigenen Hand hat, kann Gladbach auch eine Niederlage in Madrid für den zweiten Platz reichen, wenn sich Inter und Donezk unentschieden trennen.
Wem das übermäßige Nutzen des Konjunktivs im letzten Absatz gefallen hat, der darf sich im Weiteren freuen, wenn wir einen Blick auf die möglichen Szenarien des abschließenden Spieltags werfen.
Ganz ehrlich, wer hätte denn vor Beginn der Champions League gewettet, dass die Borussia am letzten Spieltag aus eigener Kraft Gruppensieger werden kann - mit Inter, Real und Donezk im Topf? Auch wenn die vergangenen Spiele viele unglückliche Momente boten, hat man sich ein Überwintern auf internationaler Ebene bereits gesichert und wird auch in Madrid noch einmal für Furore sorgen.
Schlachten wie Nico Elvedi oder Denis Zakaria gegen Romelu Lukaku, Stevie Lainer gegen Sergio Ramos oder Fußballgott Jantschke gegen Lautaro Martinez kann den Fans keiner mehr nehmen. Dass Alassane Plea aktueller Topscorer der Königsklasse ist, vor einem Herrn Messi, trägt ebenso seinen Teil zum europäischen Renommee der neuen Fohlen-Generation bei, nur leider drang dies noch nicht bis nach Holland durch - aber lassen wir das.
Die Borussia hat überzeugt und viele neue Fans in aller Herren Länder gefunden. Dabei ist die Reise in der Königsklasse noch gar nicht beendet.
Wie Florian Neuhaus nach dem bitteren 2:3 gegen Inter tiefgründig und ausführlich analysierte, präsentiert sich Gladbachs Ausgangslage vor dem Spiel in Spanien simpel. "Dann machen wir es eben gegen Real Madrid fest", war Neuhaus' Abhandlung in ihrer Verständlichkeit unübertroffen.
Gladbach wird Gruppensieger
Gewinnt die Borussia bei Real, darf man sich - unabhängig des Resultates in Mailand - über den Gruppensieg freuen. Holt man einen Punkt bei den Spaniern und Donezk gewinnt nicht in Italien, ist man ebenso Erster.
Gladbach wird Gruppenzweiter
Holt Gladbach ein Remis in Madrid und Donezk gewinnt zeitgleich in Mailand, ziehen die Ukrainer als Erster in die KO-Runde ein und die Fohlen als Zweiter. Verliert die Borussia in Madrid und in Italien wird unentschieden gespielt, wäre Real Erster vor der Elf vom Niederrhein.
Gladbach wird Gruppendritter
Um Dritter zu werden, muss die Borussia verlieren und entweder Donezk oder Inter in deren Duell drei Punkte einfahren. Der Sieger würde sich hinter Real als Zweiter qualifizieren.