Gladbachs Transfer-Sommer: Max Eberls persönlicher Deadline Day

Max Eberl hatte am letzten Tag des Transfer-Fensters gute Laune!
Max Eberl hatte am letzten Tag des Transfer-Fensters gute Laune! / TF-Images/Getty Images
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Während am 05. Oktober 2020 in den Büroräumen der Fußball-Klubs die Telefone, Faxe und Kaffeemaschinen glühten, konnte sich Max Eberl einen relativ entspannten Tag machen. Der Manager von Borussia Mönchengladbach nutzte die allgemeine Anspannung der Liga, um sich gewohnt antizyklisch dem Beobachten der Geschehnisse zu widmen.

90min kam exklusiv an Eberls Tagebuch vom Deadline Day heran und sieht sich verpflichtet, die Allgemeinheit nicht dumm sterben zu lassen.

Den ersten Liga-Sieg in der Tasche und die Bande auf Länderspielreise geschickt wunderte sich Eberl am Montagmorgen, dass schon zu früher Stunde sein elektronischer Posteingang mit den Meldungen des Tages überquoll. "Hat man denn nicht ein einziges Mal Ruhe hier in dem Laden? Meine Fresse, ach so, Deadline Day!", fiel dem Gladbacher Manager wieder ein.

"Als ob man das nicht alles früher erledigen konnte...", gab sich Eberl väterlich, hatte er doch schon vor Wochen Hannes Wolf und Valentino Lazaro aus den Großstädten Europas in die Provinz gelockt.

Während Wolf sich noch akklimatisieren muss, hatte sich Lazaro bei seinem ersten Testspiel-Einsatz verletzt. Doch für den gewitzten Geschäftsmann Eberl waren dies keine Gründe, noch einmal aktiv zu werden. "Der Hannes Wolf kommt noch in Fahrt, da werden die doofen Dortmunder noch staunen, wenn er die im Rückspiel im Alleingang zerlegt", ließ Eberl den Propheten raus.

"Und der Valentino war ja eh nur gekommen, damit einer das bäuerliche Alpen-Gebrabbel vom Lainer versteht - der Hannes hatte sich ja vorher schon in den Vertrag schreiben lassen, dass er nicht den Übersetzer spielen will", plauderte der gebürtige Bogener verständlich in sein Diarium.

Stevie Lainer hat immer einen Witz auf den Lippen - verstehen tut's aber keiner.
Stevie Lainer hat immer einen Witz auf den Lippen - verstehen tut's aber keiner. / DeFodi Images/Getty Images

Während die Meldungen sich teilweise überschlugen, überlegte Eberl, ob er noch einen Spieler auf dem Flohmarkt für leidlich Interessierte inseriert, doch Michael Lang, Andreas Poulsen und Julio Villalba blieben vorerst im Kader.

Herrmanns Haare und Eberls Lippen - Gladbach als Oase der Ästhetik

"Der Andreas und der Julio werden es schwer haben, aber einer muss ja auch die Tornetze tragen und Besorgungen machen - Herrmann schickt die Boys immer zum Rossmann, wenn seine tägliche Tube Haargel alle ist. Und der Michi fügt sich prima ein, keine Sorge, und wenn es nur darum geht, ein wenig Druck auf Kaan Kurt auszuüben", wusste Eberl um die Vorzüge seines Inventars.

"Julio, Andreas - DIE TUBE IS ALLE, MANN EY!!!"
"Julio, Andreas - DIE TUBE IS ALLE, MANN EY!!!" / DeFodi Images/Getty Images

Immerhin hatte Eberl es geschafft, Keanan Bennetts und Tobi Strobl an den Mann zu bringen und für eine emotionale wie faire Trennung von Raffael zu sorgen. "Der Papi war halt nicht so stark im Pressing wie seine Frau", urteilte der Gladbacher Macher über den Abgang des vierfachen Vaters Raffael.

Raffael wurde gegangen - klarer Fall von Sonntagspressing
Raffael wurde gegangen - klarer Fall von Sonntagspressing / TF-Images/Getty Images

Besonders zwei Ereignisse des Transfer-Finales amüsierten den sonst eher wenig schadenfrohen Eberl dann doch. "Ahh, der Cuisance verlässt die Bayern wieder. Dass der sich da nicht durchsetzen konnte, hat ja nun wirklich niemand kommen sehen. Da gibt man den netten Jungen für 12 Millionen ab und nur ein Jahr später muss man resümieren, dass sich der Deal im Prinzip nur für uns gelohnt hat. EMBOLO > CUISANCE, ihr Noobs!!! Wenn ich mich selbst küssen könnte, dann würde ich Lippenstift tragen", überraschte Eberl mit modischer Attitüde.

Eberls Sinn für Ästhetik zieht sich durch seine Karriere
Eberls Sinn für Ästhetik zieht sich durch seine Karriere / PATRIK STOLLARZ/Getty Images

Zudem zeichnete sich am Abend ab, dass der geplante Transfer des Bremers Rashica zu Bayer Leverkusen wohl scheitern würde. Für den Hausaufgaben-Weltmeister Eberl war die Verlockung groß, sich dazu öffentlich zu äußern.

"Da verhandeln die am letzten Tag und sind sich eigentlich einig und dann scheitert das an der Höhe der Kaufoption. Wäre ich nicht schon Manager, würde ich jetzt Manager werden wollen, um denen zu zeigen, wie sowas gemacht wird. Ich hau mal unsere Medien-Abteilung an, ob die nicht was Passendes posten können. Irgendwas mit Aussagekraft. Irgendwas Gewagt-Aufmüpfiges. Irgendwas das klar stellt, dass wir uns hier von so einer Eierei am letzten Tag nicht anstecken lassen und deutlich formulieren, was wir von diesem Deadline Day halten", zettelte Eberl die Revolte an.

Und die Medien-Abteilung musste nicht lange suchen, um einen passenden Beitrag zu finden. Dieser Mut und dieses Gespür für die Komik im stressigen Moment sind es, die Gladbach zum absoluten Kult-Klub und Eberl zum Manager der Revolution machen:


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