Gladbach und die Causa Strobl: To be - or not Tobi?
Von Christian Gaul

Tobias Strobl ist vermutlich der meistunterschätzte Spieler von Borussia Mönchengladbach. Besonders nach der Verpflichtung von Marco Rose sahen viele Beobachter den Defensivakteur schon aussortiert, da er ob seiner Anlagen nicht in den von Rose präferierten Spielstil zu passen schien. Seine persönliche Statistik in dieser Saison scheint diese Vorahnung zu untermauern, doch nicht nur sein bockstarker Auftritt beim Sieg in Frankfurt spricht für eine Verlängerung des im Sommer 2020 auslaufenden Vertrages.
Tobias Strobl kam in der laufenden Spielzeit bislang nur auf elf Einsätze, doch stand er zu Beginn der Saison verletzungsbedingt auch nicht zur Verfügung. Zudem bestritt er acht seiner Spiele über mindestens 60 Minuten, sechsmal davon über die volle Distanz - Strobl war immer dann zur Stelle, wenn er gebraucht wurde. Vorrangig jedoch, wenn sich ein Mitspieler verletzte oder gesperrt war.
So zum Beispiel am 20. Spieltag der Bundesliga beim 2:2 in Leipzig, als er nach einer halben Stunde den angeschlagenen Christoph Kramer ersetzte und mithalf, einen klasse Auftritt der Borussia zu ermöglichen. Oder in den drei Partien, die Denis Zakaria bislang aufgrund einer Sperre und der aktuellen Knieverletzung verpasste.
Strobl in der Startelf als gutes Omen - ein Backup vom Feinsten
Bemerkenswerterweise sieht die Bilanz der Borussia erstaunlich gut aus, wenn Strobl lange auf dem Feld stand. Wirkte der 30-Jährige mindestens eine Stunde mit, verlor die Borussia nur einmal - und das relativ unglücklich beim 1:2 in Wolfsburg kurz vor der Winterpause. Die letzten drei Partien mit Strobl in der Startelf gewannen die Gladbacher allesamt (3:2 in Augsburg, 2:1 gegen Köln, 3:1 in Frankfurt).
Zudem gehört Strobl zu der Sorte Profi, die sich niemals öffentlich über einen Bankplatz beschweren oder durch sonstige Aussagen oder Verhaltensweisen auf und neben dem Platz negativ in Erscheinung treten. Aufgrund der beschriebenen Zuverlässigkeit Strobls, wäre der Borussia anzuraten, ernsthaft über eine Ausdehnung des Kontraktes für ein weiteres Jahr nachzudenken. Des Weiteren wäre er relativ günstig zu überzeugen und benötigt - im Gegensatz zu eventuellen Neuverpflichtungen - keine Eingewöhnungszeit.
Überangebot in der Zentrale - Strobls Alleinstellungsmerkmal
Nachdem ein Verbleib von Denis Zakaria über die Saison hinaus konkrete Formen annimmt, wird es auch in der nächsten Spielzeit einen harten Konkurrenzkampf um die Positionen in der Mittelfeldzentrale der Borussia geben, bei dem der junge Schweizer seinen Stammplatz sicher haben wird. Zudem befinden sich mit Christoph Kramer, dem in seiner Defensivarbeit zulegenden Florian Neuhaus und dem eher offensiveren Laszlo Benes (noch) drei weitere Spieler im Kader, die diese Rolle übernehmen können.
Jedoch besitzt Strobl neben Zakaria als einziger der genannten Mittelfeldspieler eine herausragende Robustheit. Gerade bei Ausfällen des Schweizers hat Strobl hier einen Vorteil gegenüber seinen Konkurrenten. Natürlich wird aus dem ruhigen und passsicheren Arbeiter kein sprintstarkes Laufwunder mehr werden, aber eventuell muss es das auch nicht. Abhängig von der gewünschten zukünftigen Ausrichtung der Mannschaft und den dann folgenden Neuverpflichtungen, wird man Strobls Platz im Kader beurteilen müssen.
Stand jetzt wäre somit eine Verlängerung von Strobls auslaufendem Vertrag anzuraten. Sollte jedoch im Sommer der Fokus auf der Verpflichtung von athletischeren und schnelleren Mittelfeldspielern liegen, um somit die Weichen für eine Evolution des Spielstils zu stellen, dann könnte es für Tobias Strobl eng werden.