Kleff spricht Gladbach-Fans aus der Seele: "Keiner brennt, keiner rennt – außer Lainer!"

Einzig Stevie Lainer kommt gut weg
Einzig Stevie Lainer kommt gut weg / ATTILA KISBENEDEK/Getty Images
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Nachdem sich Gladbach-Legende Wolfgang Kleff mittlerweile wieder von seiner Covid-Erkrankung erholt hat, teilt der 74-Jährige nun ordentlich gegen die aktuelle Form seiner Borussia aus. Während man jedoch Kleffs Ratschläge zu Neuverpflichtungen von Spielern durchaus als gewagt bezeichnen kann, bringt er die allgemeine Stimmung am Niederrhein auf den Punkt.


Mit 421 Einsätzen ist der ehemalige Torhüter Wolfgang Kleff eine absolute Legende der Gladbacher. Auch lange nach seiner aktiven Karriere ist der vierfache Deutsche Meister noch mit einem enormen Herzblut dabei, wenn es um die Entwicklungen der Borussia geht.

Vor wenigen Wochen musste der 74-Jährige aufgrund einer schweren Covid-Erkrankung sogar für 16 Tage ins Krankenhaus eingeliefert werden, doch mittlerweile scheint der 74-Jährige wieder zu Kräften gekommen zu sein.

Seit Anfang des Jahres 2021 schreibt Kleff für die Bild in der eigenen Kolumne "Wolfgang klefft los" regelmäßig seine Eindrücke zur Borussia nieder. In der aktuellen Ausgabe lässt er kein gutes Haar an der Mannschaft und fordert teils utopische Neuzugänge.

Doch hinsichtlich der momentanen Gemütslage rund um den Borussia-Park spricht er aus, was viele Anhänger denken.

"Es tut nur noch weh!" - Kleff lässt den Fernseher aus

Verfolgt man die momentane Stimmung der Gladbacher Anhänger, dann scheinen sich aufgrund der Auftritte der Mannschaft viele schon lange mit der laufenden Saison abgefunden zu haben. Covid, Super League und Trainerwechsel taten ihr Übriges, um eine klare Distanz zwischen die Fans und den Verein zu erzeugen.

Auch Kleff nimmt sich dabei nicht aus. "Hömma, es tut nur noch weh! Da gehe ich samstagnachmittags lieber an die frische Luft zum Spazieren. Schon gegen Stuttgart habe ich den Fernseher ausgelassen, weil ich mich zu sehr ärgere. Gegen Bremen lasse ich es auch lieber sein", legt er los.

Dabei beschreibt er genau die Fankritik, welche scheinbar bei den Verantwortlichen der Borussia als anmaßende Erfolgsverwöhntheit oder fehlgeleitete Enttäuschung missverstanden wird.

"Es ist nicht mein Anspruch, Deutscher Meister zu werden und man kann auch mal schlechter sein als der Gegner. Aber das ständige Köpfehängenlassen darf doch nicht sein. Da fehlt es an Charakter! Keiner brennt, keiner rennt – außer Lainer", stellt Kleff klar.

Eben jene Leblosigkeit der Mannschaft, die besonders nach Roses verkündetem Abgang immer wieder zu beobachten war, stößt auch vielen Anhängern mehr als die Niederlagen oder verpassten Chancen dieser Saison auf.

Lars Stindl, Matthias Ginter, Nico Elvedi
Ginter und Stindl haben laut Kleff zu wenig Lautstärke / Alexander Scheuber/Getty Images

Während Kleff den aktuellen Einfluss des scheidenden Rose fast gänzlich vernachlässigt, will er mit Neuverpflichtungen benötigte Impulse setzen.

"Keiner haut mal dazwischen, keiner geht voran. Kein Zeichen, kein Kommando. Normalerweise müssten das die Älteren übernehmen, aber ein Ginter oder ein Stindl sind dafür nicht die richtigen Typen", so Kleff. Seiner Ansicht nach sollte sich Sportdirektor Max Eberl um eine Rückkehr von Granit Xhaka bemühen, um dieses Problem in den Griff zu bekommen.

"Mit all seinen Fehlern war der ein richtiger Leader. Wenn Max Eberl die Chance hat, soll er bei Arsenal zugreifen. Xhaka tut sich auch mal weh und ist nicht so lieb wie die anderen Spieler. Er hat die Mannschaft so mitgerissen, dass sich keiner verstecken konnte", erklärt die Legende.

Auch in der Offensive müsse es Veränderungen geben. "Ich wünsche mir einen Knipser! Am liebsten Andrej Kramaric von Hoffenheim, denn der hat mehr spielerisches Verständnis und Torriecher als unsere Stürmer. Und Gladbach wäre sicher auch für ihn ein Schritt nach vorne." Der aktuelle Angriff der Borussia sei "kein Fisch und kein Fleisch".

Inwiefern diese Wünsche realistisch sind, sei dahingestellt. Im Kern trifft Kleff die aus Sicht der Gladbacher Anhänger richtigen Worte. Einen kleinen Seitenhieb gegenüber Marco Rose wollte sich der - trotz der momentanen Probleme - immer noch glühende Borusse dann doch nicht verkneifen.

"So oder so: Ich bleibe trotz allem optimistisch und freue mich jetzt auf die neue Saison mit Hütter als Trainer. Der kann bei uns nur gewinnen, so wie es aktuell läuft...", lässt Kleff seinen Verein natürlich nicht fallen.