Gladbach-Minus geringer als gedacht: Mehr Geld für den Umbruch
Von Yannik Möller
Der finanzielle Schaden für Borussia Mönchengladbach durch die Pandemie und ihre Einschränkungen fällt kleiner aus, als befürchtet. Damit bekommt Roland Virkus sogar etwas mehr Geld für die Kaderplanung.
Die deutschen Fußballvereine haben logischerweise finanzielle Schäden aus den Corona-Einschränkungen davongetragen. Schon alleine die ausgebliebenen Ticket-Einnahmen, die aufgrund der Maßnahmen im europäischen Vergleich nochmals deutlicher wurden, spielen dabei eine wichtige Rolle.
Davon ist selbstverständlich auch Gladbach nicht ausgenommen. Für das Jahr 2021 wird ein weiteres Minus erwartet. Doch wenn Finanzchef Stephan Schippers Ende Mai bei der Mitgliederversammlung mit seinem Bericht auftritt, wird er laut der Sport Bild ein spürbar geringeres Minus verkünden können, als zunächst befürchtet.
Kleineres Minus als befürchtet: Gladbach denkt auch an Staatshilfen
Etwa 14 Millionen Euro werden es sein, die im Vorjahr verloren gingen. 2020 waren es noch an die 17 Millionen Euro - während Hertha BSC etwa zuletzt einen Jahresfehlbetrag von 78 Millionen Euro vermeldete.
Bei der Borussia war zwischenzeitlich auch der Umsatz um fast 100 Millionen Euro eingebrochen. Wiederum 70 Millionen Euro davon wurden durch die strikten Sparmaßnahmen aufgefangen. Dazu gehörte unter anderem ein Gehaltsverzicht und ein Stopp mancher Bauprojekte.
Rundum kann also ein vergleichsweise positives Fazit gezogen werden. Schlussendlich bleibt doch etwas mehr Geld bei der Fohlenelf, als gedacht.
Zusätzlich wird dem Bericht zufolge seitens des Klubs überlegt, die sogenannte Überbrückungshilfe vom Staat zu nutzen. Diese trat wegen Corona in Kraft. NRW-Nachbar Schalke 04 konnte sich auf diesem Wege rund sechs Millionen Euro sichern, die nicht zurückgezahlt werden müssen.
Virkus mit mehr Handlungsspielraum für Sommer-Transfermarkt
All das hat einen direkten Einfluss auf Roland Virkus. Der Sportdirektor wird im Sommer seine erste Transferphase als direkter Nachfolger von Max Eberl erleben - und die Herausforderungen sind alles andere als einfach.
Intern wird mit der Notwendigkeit eines zumindest anteiligen Kader-Umbruchs gerechnet. Gut: Die Rechnung zum Verkleinern des Personalaufwands fällt durch das geringere Finanz-Minus ebenfalls kleiner aus. Aus einer Reduzierung um zehn Prozent bleiben nun noch fünf bis acht Prozent.
Für Virkus bedeutet das vor allem eines: Transfer-Einnahmen, die er erzielt, müssten nicht komplett in die weitere Stopfen des entstandenen Finanz-Lochs gesteckt werden. Stattdessen könnte er einen Teil davon auch wieder in neue Spieler oder neue Verträge investieren.
Als Verkaufskandidaten, die eine größere Summe einbringen könnten, gelten beispielsweise Marcus Thuram, Breel Embolo und Alassane Plea. Gehen mehrere von ihnen zu guten Konditionen, würde das den Etat noch weiter entspannen. Vertragsverlängerungen von Jonas Hofmann oder Yann Sommer würden dadurch deutlich leichter fallen.
Alles in allem bedeutet das geringere Minus aus dem Vorjahr, dass die befürchtete Verkleinerung der Mannschaft im qualitativen Sinne alles andere als ein Muss ist. Noch Mitte März sprach Chefscout Steffen Korell von diesem Szenario: "Wir werden verkaufen, ohne gleichwertig ersetzen zu können."
Das gleichwertige Ersetzen mancher Abgänge würde für diesem Sommer nun eher an falschen Personal-Entscheidungen liegen, als an den im finanziellen Sinne gebundenen Händen. In einem gewissen Rahmen wird Gladbach auf dem Transfermarkt handlungsfähig sein.