Gladbach gegen Leipzig vor dem nächsten Schritt in der Entwicklung
Von Christian Gaul

Wenn die Borussia am Samstagabend RB Leipzig empfängt, kann sie für das Ende einer rabenschwarzen Serie sorgen - noch nie konnten die Fohlen gegen die Sachsen gewinnen. Dafür muss Gladbach aber die zuletzt gezeigten Leistungen bestätigen und eventuell sogar den nächsten - entscheidenden - Weg in seiner Entwicklung machen.
Nach dem Top-Spiel ist vor dem Top-Spiel. Vor wenigen Tagen konnte Borussia Mönchengladbach noch ein letztlich tragisches 2:2 gegen Real Madrid vorweisen, schon geht es am Samstag gegen den Tabellenführer der Bundesliga.
Die Spiele in der Königsklasse bei Inter Mailand und gegen die Königlichen haben gezeigt, dass Gladbach im zweiten Jahr unter Trainer Marco Rose mit den europäischen Größen mithalten kann. Zudem war jedoch auch erkennbar, was der Elf vom Niederrhein noch fehlt. Gegen Leipzig hat die Mannschaft nun die Möglichkeit, weiter zu lernen.
Die letzte Überzeugung fehlt noch - der bisherige Weg ist dennoch beachtlich
Sinnbildlich für den momentanen Leistungsstand der Mannschaft steht Nico Elvedi. Der Schweizer nahm unter Marco Rose nochmal eine erhebliche Entwicklung und gehört mittlerweile zu den besten Innenverteidigern der Liga. Gegen Inter lieferte er dem Mailänder Sturm-Tank Romelu Lukaku einen beeindruckende Schlacht, gegen Real hielt er Karim Benzema fast gänzlich vom eigenen Tor fern.
Doch Lukaku machte zwei Tore, Benzema eines zum jeweiligen 2:2-Endstand. Damit soll nicht gesagt werden, dass Elvedi ein großer Vorwurf zu machen sei. Doch um die Spiele gegen Top-Teams zu gewinnen, fehlt es der Borussia scheinbar an der letzten Überzeugung, wirklich so gut zu sein, wie man sich besonders in der Königsklasse über weite Strecken präsentierte. Die letzte Entschlossenheit, der gegnerischen Mannschaft eben nicht den Ausgleich zu ermöglichen oder den eigenen Konter zur Entscheidung fokussiert vorzutragen, muss sich Gladbach in diesen Wochen hart erarbeiten.
Denn nach Inter und Real warten jetzt mit den Partien gegen Leipzig, Donezk und Leverkusen die womöglich spannendsten Aufgaben der Hinrunde. Besonders das kommende Duell gegen die Sachsen steht unter dem Stern der bisherigen Sieglosigkeit im Fokus.
Leipzig als Chance - die "zweite Reihe" wird Druck machen wollen
Während die Fohlen sich über einen Punkt gegen Real ärgern mussten, gingen die Leipziger unter der Woche bei Manchester United mit 0:5 baden - eine Niederlage, die nach dem Spielverlauf sicherlich viel zu hoch ausfiel. Dennoch steht das Ergebnis und die Mannschaft von Julian Nagelsmann damit unter Zugzwang. Gladbachs Coach Marco Rose kündigte an, gegen Leipzig "eine frische Mannschaft, die funktioniert" auf den Platz schicken zu wollen. Die zu erwartende Rotation wird aber auch die Leipziger betreffen, somit sollte sie aus Borussen-Sicht kein Nachteil sein.
Denn Spieler wie die gegen Madrid erst spät eingewechselten und an der teils konfusen Konter-Gestaltung beteiligten Breel Embolo, Hannes Wolf oder Patrick Herrmann werden Rose zeigen wollen, dass er sich dennoch auf sie verlassen kann. Besonders Hannes Wolf steht dabei natürlich im Fokus, ist er doch aktuell von RB Leipzig ausgeliehen.
Wolf bekam nach seinem unglücklichen Auftritt gegen Real ordentlich Kritik aus dem Fanlager um die Ohren. Doch Rose vertraut auf seinen Schützling, den er schon in Salzburg trainierte. "Hannes Wolf ist gut in Mönchengladbach angekommen. Der Junge hat aber eine lange Verletzungszeit hinter sich", betonte Rose. Gegen Leipzig könnte der Neuzugang in der Startelf stehen und seine voreiligen Kritiker verstummen lassen.
Auch der junge Rocco Reitz, der am letzten Spieltag in Mainz sein Bundesliga-Debüt feierte, wäre ein Kandidat für die Startelf. Das "Adlerauge" wird ebenso wie die zuletzt gescholtenen auf einen Einsatz brennen - eventuell könnte dies der entscheidende Faktor gegen Leipzig werden.
Doch wie beschrieben muss die Borussia unabhängig des Personals die letzte Konsequenz auf den Rasen bringen, um den Leipzig-Fluch zu brechen. Denn die Unentschieden gegen Inter und Real waren kein Zufall oder Glück. Harte Arbeit hat dafür gesorgt, dass man tatsächlich aufgrund der eigenen Leistungen in beiden Partien jeweils eher mit drei Punkten belohnt werden sollte. Jetzt muss die Mannschaft lernen, mit dieser Erkenntnis zu leben.