Gladbach besteht die Reifeprüfung: Die Champions League kann kommen!

Borussia Mönchengladbach feiert den Einzug in die Champions League
Borussia Mönchengladbach feiert den Einzug in die Champions League / WOLFGANG RATTAY/Getty Images
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Nach einer überzeugenden Vorstellung gegen Hertha BSC gewann Borussia Mönchengladbach das letzte Saisonspiel mit 2:1 und zog damit als Vierter in die Champions League ein. Dabei belohnte sich die Mannschaft nicht nur für eine ausgezeichnete erste Saison unter Trainer Marco Rose, sondern konnte auch ein ihr lange anhaftendes Erfolgsproblem abstreifen.

Borussia Mönchengladbach gab in der letzten Saison am 34. Spieltag den vierten Platz an Bayer Leverkusen ab. In der Spielzeit 2019/20 verdaddelte man in der Nachspielzeit gegen Basaksehir den Einzug in die KO-Runde der Europa League - oft hatte man in der jüngeren Vergangenheit das Gefühl, dass der "drohende" Erfolg die Mannschaft zu sehr lähmt. Deshalb war vor dem letzten Bundesligaspieltag dieser Saison die Anspannung bei den Fans besonders hoch.

Die Borussia ging mit einem Vorsprung von zwei Punkten in das Fernduell gegen - erneut - Bayer Leverkusen. Das Torverhältnis sprach für die Borussia und somit reichte den Fohlen gegen die Hertha mutmaßlich ein Punkt für den vierten Platz - Basaksehir ließ also grüßen.

Embolo stark - die Chancenverwertung mangelhaft

Zur Halbzeit stand es 1:0 für die Borussia - Hofmann hatte eine überragende physische Vorarbeit von Embolo veredelt. Doch hätte Gladbach schon nach 45 Minuten deutlich höher führen müssen. Wie leider zu oft in der nun beendeten Saison zu beobachten, ließ man reihenweise selbst beste Chancen ungenutzt.


Dass man in der zweiten Hälfte deshalb nicht wesentlich härter unter Druck geriet, war dem konzentrierten Verteidigen gegen einen teilweise schon in der Sommerpause befindlichen Gegner zu verdanken.

Als Embolo endlich das zweite Tor nachlegte, konnten sich jedoch die Fans so langsam beruhigen und die Minuten bis zum Einzug in die Königsklasse genießen, der Anschluss der Herthaner kam schlicht zu spät, um noch für Spannung zu sorgen.

Der Sieg war hochverdient und kam nicht unbedingt einer Sensation gleich, dennoch konnte das Team nach einigen verpassten Chancen in den letzten Monaten endlich einmal ein Schicksals-Spiel für sich entscheiden.

Ein Erfolg mit Signalwirkung

Wo man im letzten Jahr noch regelmäßig "versagte", wenn es drauf ankam, beweist der Erfolg im lange engen wie spannenden Rennen mit Bayer Leverkusen, dass die Borussia unter Marco Rose auch im mentalen Bereich einen Schritt gemacht hat. Sicherlich kann man Parallelen zu den eigenen Auftritten in der Spielzeit 2018/19 unter Dieter Hecking und dessen aktuell drohendem Desaster mit dem HSV ziehen, da sich die vor allem in den letzten Spielminuten gezeigten Rückschläge in der Endphase der Saison sehr ähneln.

Und doch musste auch Marco Rose mit Situationen wie dem Aus in der Europa League oder dem Ausscheiden im DFB-Pokal umgehen, als man jeweils eine große Chance liegen ließ. Generell zeigte sich in den drei Spielen gegen den BVB oder bei der Niederlage in München, was der Borussia noch zur absoluten Spitzenmannschaft fehlt. Viermal unterlag man mit nur einem Tor Differenz, obwohl man immer mindestens auf Augenhöhe operierte.

Erstmal 'ne Hülse - Marco Rose hat sich die vegane Kaltschale verdient!
Erstmal 'ne Hülse - Marco Rose hat sich die vegane Kaltschale verdient! / Lars Baron/Getty Images

Dennoch kann der mit 65 Punkten verdiente vierte Platz absolut als großartig für die Borussia gelten, denn auch wenn der Kaderwert der Gladbacher mit rund 250 Millionen Euro der fünft-wertvollste der Liga ist, ist die Lücke zu Leverkusen (380), Leipzig (520), Dortmund (590) und den Bayern (790) nicht marginal.

Zum Vergleich betrachte man Mannschaften, die mit einem vergleichbaren Kader durch die Saison strauchelten: Schalke (212) oder die Hertha (190) wurden am Ende Zwölfter und Zehnter und hatten jeweils über zwanzig Punkte Rückstand auf die Fohlen.

Rose selbst gab sich nach der Partie gewohnt lässig und abgeklärt."Wir spielen Champions League nächstes Jahr, das fühlt sich gut an, und jetzt sitze ich hier sehr entspannt. Wir wollten uns oben festsetzen, das haben wir geschafft, und jetzt haben wir uns belohnt. Das ist etwas Außergewöhnliches. Heute dürfen wir gerne richtig feiern, wir werden uns das eine oder andere Getränk gönnen", sagte der Coach.

Sollte die Borussia tatsächlich wie von Eberl angekündigt den Kern der Mannschaft zusammenhalten können, dann darf man auf die zweite Saison unter Rose gespannt sein. Dass nach dem Sieg gegen die Hertha und damit auch gegen die eigenen Dämonen nun in der nächsten Saison endlich wieder die Hymne der Königsklasse im Borussia Park ertönen wird, wird nicht nur wirtschaftlich einige Sorgen in Luft auflösen.

Denn wenn Rose es bewerkstelligt, sein hungriges Team besonders in den Spielen gegen die europäische Elite weiter zu entwickeln, dann ist Gladbach auf einem guten Weg, sich dauerhaft in der Spitzengruppe der Liga zu etablieren.