Gérard Piqué über Abschiedspläne: "Dann höre ich auf und gehe!"
Von Guido Müller
Kurz vor dem mit Spannung (nicht nur in Spanien!) erwarteten Clásico, den der FC Barcelona letztlich mit 1:2 verlor, hatte Barça-Verteidiger Gerard Piqué noch Zeit, der Tageszeitung El País Rede und Antwort zu stehen.
Nachdem der 34-Jährige seine Begeisterung für die Sozialen Netzwerke kundgetan hatte (die er für die Außendarstellung der Profis für weniger problematisch hält als die konservativen Medien), kam das Gespräch auch schnell auf die sportliche Situation beim FC Barcelona zu sprechen.
Starker Konkurrenzkampf in der Innenverteidigung
Mit Ronald Araújo, Eric García, Clément Lenglet, Samuel Umtiti und eben ihm, Piqué, selbst, stehen fünf überdurchschnittliche Innenverteidiger im Kader. Ob er sich jemals einer solchen Konkurrenz habe erwehren müssen?
"Nein, nie. Aber das ist gut so. Als junger Spieler lernst du, auf welchem Niveau du bestehen kannst. Ich, als 19-Jähriger und ausgeliehen an Saragossa, entdeckte, dass ich das Zeug für die Primera División hatte und mit den Großen mithalten konnte. Mit 34 weißt du dann, welches Niveau du hast, und sogar, ob du spielst oder nicht."
Gefragt, ob es nicht eigentlich ein schlechtes Zeichen sei, dass beim Champions-League-Sieg gegen Dynamo Kiew zwei Verteidiger, Jordi Alba und er, dafür sorgen mussten, dass das erlösende Tor fiel, entgegnet er ebenso überzeugt.
"Diese Debatte um jung und alt generieren die Medien, und von dort wird es zu den Fans getragen. Zu meiner Zeit als Neuling in der Nationalmannschaft hieß es auch immer: 'Ist Piqué schon bereit dafür? Ist er es nicht?' Und daraus entstanden dann Pfiffe. Jetzt heißt es: jung und alt. Ich verstehe, dass die Jungen attraktiv sind, weil sie ein Versprechen für die Zukunft abgeben, denke aber auch, dass die Alten ebenfalls wichtig sind."
Über sein Karriereende
Ob er sich überhaupt schon alt fühle? "Nein, absolut nicht. Neulich habe ich erfahren, dass ich der älteste Barça-Spieler bin, der ein Tor im Europapokal geschossen hat. Das hat mich total deprimiert. Ich hätte es vorgezogen, nicht zu treffen. Dann aber sah ich, dass ich auch der Verteidiger mit den meisten Toren bin, zusammen mit Roberto Carlos, und das hat mich dann wieder aufgebaut."
Aber selbstverständlich habe er "auch schon ein gewisses Alter erreicht. Wenn ich eines Tages sehe, dass ich nicht mehr so wichtig sein kann, wie ich es immer gewesen bin, höre ich auf und gehe."
Auf die zu erwartende Fangfrage, ob er also als Auswechselspieler den Verein verlassen würde, wird Piqué abermals deutlich: "Ich werde meine Karriere beim FC Barcelona beenden. Das ist sicher. Was ich nicht akzeptieren werde, ist, meine Karriere als Einwechselspieler zu beenden. Also, wenn es die letzten drei Monate einer Saison sind, und ich mal dran bin [die Bank zu drücken], ok - aber eine ganze Spielzeit auf der Bank zu sitzen? Darauf habe ich keine Lust."
Piqué glaubt an die neuen Talente
Doch die Zukunft für die Zeit nach Piqués Karriere hat natürlich auch beim FC Barcelona schon längst begonnen. Junge, aufstrebende Talente suchen ihren Weg nach oben.
"Sie sind richtig gut, und sehr, sehr jung. Nico, Gavi, Pedri, Balde, Ansu. Das ist eine Generation, die, wenn man sie richtig leitet, sich konsolidieren und Erfolg haben wird. In ein paar Jahren werden wir wieder langfristig mithalten können und Favorit auf alle Titel sein."
Aktuell sieht es danach nicht aus. Was auch Piqué anerkennt. "Noch sind wir nicht soweit. Zumindest was die Champions League begrifft. Aber Geduld! Diese neue Generation erinnert mich stark an meine. Und es geht hier nicht darum irgendwelche Vergleiche anzustellen - und womöglich die heutigen Spieler noch mehr unter Druck zu setzten. Aber Pedri und Gavi könnten locker die neuen Iniesta und Xavi werden."
Ein neuer Messi hingegen ist fürs erste nicht in Sicht. Ob der Abgang des Superstars aus seiner Sicht unumgänglich gewesen sei? "Ich denke, wenn man mit Messi verlängert hätte, wäre es schwierig mit den Bilanzen geworden. Ich weiß nicht, ob es, mit einer riesigen Kraftanstrengung aller, machbar gewesen wäre oder nicht. Dafür fehlen mir die Informationen."
Dennoch sieht der Routinier sein Team auch ohne Messi, zumindest im heimischen Wettbewerb, nicht chancenlos. "Ich bin davon überzeugt, dass wir am Ende der Saison oben stehen werden. In der Liga zumindest. In der Champions League hoffe ich es, aber da ist das Niveau höher."