Fußballer mit Corona-Infektionen: Transparenz vs. Privatsphäre

Auch in der Bundesliga kommt es derzeit häufiger zu positiven Corona-Tests bei Spielern
Auch in der Bundesliga kommt es derzeit häufiger zu positiven Corona-Tests bei Spielern / BSR Agency/Getty Images
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Seit dem Re-Start der Bundesliga im Mai gibt es immer wieder Fälle von auf Covid-19 positiv getesteten Fußballern. Das ist soweit logisch wie vorhersehbar, auch bei der größten Vorsicht. Die Frage, die nach wie vor im Raum steht und immer wieder diskutiert wird: Sollte ein solcher Befund im Namen des Spielers transparent gemacht werden, oder steht die Privatsphäre des Betroffenen an erster Stelle?

Dieser Spieler hat Corona, jener ebenso und in Verein X sogar gleich drei: Zeilen und Nachrichten wie diese sind derzeit wieder häufiger zu lesen, was angesichts der in ganz Europa stark anzeigenden Fallzahlen des Coronavirus keineswegs überraschend und auch nicht vollends zu verhindern ist. Vor allem der Umgang mit den positiven Tests ist weiterhin ein Thema.

Während der eine Klub einen positiv getesteten Spieler direkt beim Namen nennt, ihm einen möglichst milden Verlauf und eine im Rahmen der Möglichkeiten angenehme Quarantäne wünscht, geht es bei anderen Klubs über die Meldung eines positiven Falls innerhalb der ersten Mannschaft nicht hinaus. Diese unterschiedliche Handhabung der Vorfälle sorgt für unterschiedliche Auffassungen und Meinungen.

Offene Kommunikation oder nur die notwendigen Infos? Corona-Fälle im Fußball sorgen für Diskussionen

So gibt es Befürworter und Argumente für den transparenten Weg, ebenso aber für den Weg der Privatsphäre - so nennen wir diese zwei Möglichkeiten der Einfachheit halber nun. Wie man das jeweilige Vorgehen bewertet, muss jeder für sich selbst ausmachen - und doch: Es gilt, deutlich mehr Respekt für den jeweils gewählten Weg zu zeigen.

Am Montag erklärte der FC Bayern: "Niklas Süle, 25, ist positiv auf Covid-19 getestet worden. Der Abwehrspieler befindet sich in Quarantäne, es geht ihm gut." Am gleichen Tag meldete auch Königsblau einen neuen Fall, ohne aber einen Namen zu nennen: "Der FC Schalke 04 bittet darum, die Privatsphäre des betroffenen Spielers zu respektieren."

Der positive Coronatest von Niklas Süle wurde vom FCB offen kommuniziert
Der positive Coronatest von Niklas Süle wurde vom FCB offen kommuniziert / Christian Kaspar-Bartke/Getty Images

Es sind zwei einfache Beispiele, die diesen unterschiedlichen Umgang perfekt verdeutlichen. Im ersten Fall wird der Name klar benannt, im zweiten Fall wird kein Name genannt, sondern auf einen "positiven Covid-19-Test in der Lizenzspielermannschaft" und auf die Privatsphäre verwiesen.

Für beides gibt es respektable Gründe: Zum einen hat - hier der FCB - mit Süle den Weg der offenen Transparenz gewählt. Die Fans wissen direkt, was passiert ist und wer betroffen ist. Es gibt somit erst gar keinen Spielraum für Spekulationen oder Medien, die den Namen exklusiv recherchieren und an den Mann bringen können. Schalke hingegen gibt schlichtweg die Informationen heraus, die notwendig sind. Einen Namen braucht es zu diesem Zeitpunkt nicht - sieht man es doch spätestens beim nächsten Spiel, wenn man auf den Kader schaut.

Ein Punkt, der allerdings auch in die andere Richtung angewendet werden kann: Wenn man es doch ohnehin später bemerkt, warum dann nicht direkt den Namen mitteilen? Die Antwort ist ebenso einfach, wie die Frage an sich legitim ist: Weil das nicht jeder Betroffene möchte. Viele Fußballer werden aufgrund ihrer Infektionen vorschnell stigmatisiert. Von 'war ja typisch', über 'der war garantiert da und dort', bis hin zu 'was will man anderes erwarten?', war schon häufiger alles dabei. Bei einer Infektion, die durch zahlreiche völlig normale Möglichkeiten eingefangen worden sein kann.

Amine Harit musste sich beispielsweise einige Vorwürfe angesichts seiner Infektion gefallen lassen
Amine Harit musste sich beispielsweise einige Vorwürfe angesichts seiner Infektion gefallen lassen / DeFodi Images/Getty Images

Abstimmung mit dem Betroffenen: Vereine sollten dem Willen der Spieler folgen

Was ist nun also der richtige, der korrekte Weg, einen positiven Coronatest zu kommunizieren? Es gibt den perfekten Weg nicht. Manch einem Spieler ist es womöglich egal, ob sein Name direkt mit dieser Verbindung in den Nachrichten auftaucht. Einem anderen wiederum könnte es missfallen, aus mehreren Gründen.

Eins ist dementsprechend am wichtigsten: Die Absprache zwischen Verein und Betroffenem. Ist das gegeben und alle sind einverstanden, hat es die natürlich neugierigen Fans nicht zu interessieren, wieso man es so oder so kommuniziert.

Übrigens wäre es wohl eine Überlegung wert, ein ähnliches Verfahren auch bei gewöhnlichen Verletzungen zu nutzen - schon des Öfteren klang diese Überlegung in diesen Wochen an. Keine genaue Beschreibung der Verletzung, keine geschätzte Dauer bis zur oftmals sehnlichst erwarteten Rückkehr? Auch hierfür gibt es positive wie negative Argumente für diesen Vorschlag.