Frauen-WM: 2:0-Sieg gegen die Philippinen - die Erkenntnisse zum Auftakt der Schweiz

  • Gegen den Underdog aus den Philippinen gewann die Nati mit 2:0
  • Ein verdienter Sieg dank Anpassungen im Spielverlauf
  • Altbekannte Probleme dennoch zu sehen

Die Schweiz durfte im ersten WM-Spiel jubeln.
Die Schweiz durfte im ersten WM-Spiel jubeln. / Lars Baron/GettyImages
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Die Nati ist erfolgreich, wenn auch mühevoll, in die WM 2023 gestartet. Gegen die Außenseiter von den Philippinen kamen die Eidgenossinen am Ende zu einem 2:0-Erfolg.

Der Schlüssel zum Erfolg: Tempo statt unzähligen Flanken

Die Schweiz startete nicht gerade mit einem Feuerwerk in die WM: In ersten Minuten des Spiels gelang den Eidgenössinnen recht wenig. Die Unzufriedenheit von Trainerin Inka Grings war aufgrund der stillen Zuschauer gut zu hören: Grings, die vor dem Spiel noch keinen einzigen Sieg mit der Schweiz feiern konnte, sah ihrem Team die Nervosität an. Das Selbstbewusstsein der Nati war nach der suboptimalen Vorbereitung wohl eher gering.

Grings forderte Ruhe von ihren Spielerinnen und wollte, dass sie das Spiel breit machen. Die Philippinen waren taktisch gut eingestellt, der Schweiz fiel erstmal wenig ein. Ein bekanntes Problem aus der Vorbereitung: Die Nati erspielt sich viel zu wenige Chancen, ist zu behäbig.

Die ersten Annäherungen an das gegnerische Tor waren wenig gefährlich. In die Nähe des Strafraums zu kommen, war kein Problem, aber was dann? Oft entschieden sich die Schweizerinnen für eine Flanke. Aber obwohl sie ihre Gegnerinnen meist überragen, entstand daraus kaum Gefahr - zu wenig Präzision, und die philippinische Torhüterin Olivia McDaniel gab sich keine Blöße.

Die beste Nachricht von diesem Spiel für Schweizer Fans ist aber, dass das Team aus diesen fruchtlosen Versuchen lernte. Ohne Tempo ging nichts - so verlegte sich die Schweiz darauf, schnelle Durchbrüche auf den Flügeln zu kreieren. Wenn Maritz, Crnogorcevic und Reuteler sich mal nach vorne kombinierten, mit One-Touch-Fußball, wurde es oft gefährlich.

Statt Flanken setzte die Schweiz mehr auf scharfe Hereingaben - eine davon führte dann auch zum 2:0. Nicht immer waren diese Pässe genau genug, aber wenn doch, führten sie meist zu Gefahr. So zum Beispiel auch in der 37. Minute, als Crnogorcevic eine gute Chance vergab.

Ein weiterer vielversprechender Ansatz waren Steilpässe auf Crnogorcevic, die sich in den Räumen gut bewegte. Die Innenverteidigerinnen der Philippinen waren wachsam, aber gerade gegen Norwegen könnte das ein probates Mittel sein.

Fast jeder Angriff läuft über die starke linke Seite - durch das Mittelfeld geht nichts

Interessant war auch die Asymmetrie im Schweizer Spiel: Fast jeder Angriff lief über die starke linke Seite. Maritz stand dort sehr hoch und spielte gut mit Crnogorcevic zusammen. Die beiden spielten mehrere erfolgreiche Doppelpässe, und konnten so mehrmals die Abwehrkette der Philippinen auseinanderziehen und Räume schaffen. Auf der rechten Seite war Aigbogun defensiver positioniert und nur sehr selten kam der Ball von dort nach vorne.

Das Mittelfeld der Schweiz dagegen war kaum präsent. Das lag vor allem an dem guten Pressing der Philippinen: Bolden und Guillou stellten die Mittelfeldspielerinnen der Nati clever zu und sorgten dafür, dass das Zentrum dicht war. Das sorgte auch dafür, dass die Innenverteidigerinnen der Schweiz sich oft den Ball hin- und herschoben, denn in der Mitte gab es keine Anspielstationen.

Besonders bei Lia Wälti fiel das auf. Die Schweizer Kapitänin war gerade rechtzeitig zur WM wieder fit geworden. Mit ihrer Ballsicherheit und ihrem Auge für den guten Pass ist Wälti im besten Fall der Dreh- und Angelpunkt im Schweizer Spiel, ohne sie geht wenig. Im Spiel gegen die Philippinen konnte sie diese Qualitäten wenig zeigen: Wälti hatte die zweitwenigsten Pässe im Team, davon keinen Schlüsselpass. Für die nächsten Gruppenspiele muss Grings auf dieses Problem eine Lösung finden.

Lange Bälle hinter die Abwehr bleiben ein Problem

Offensiv war es also, trotz eines guten Pressings der Philippinen, eine vernünftige, wenn auch nicht herausragende, Leistung. Die Verteidigung war gegen das Team von Alen Stajcic meist nicht vor große Probleme gestellt, da die Schweiz das Spiel über weite Strecken kontrollierte und die Kugel hatte.

In einigen Szenen sah man aber trotzdem, dass die Schweiz defensiv gegen die anderen beiden Gruppengegner Schwierigkeiten bekommen könnte. Besonders Neuseeland könnte die Eidgenössinnen ins Schwitzen bringen, denn beim Eröffnungsspiel gegen Norwegen spielten die Football Ferns einige sehr gute lange Bälle hinter die Abwehrkette. Dort lauert mit Hannah Wilkinson eine Stürmerin, die ein gutes Gespür für diese Räume hat.

Bei diesen langen Bällen zeigte sich die Schweiz zu unsortiert. Bestes Beispiel dafür ist das Abseitstor der Philippinen in der 15. Minute. Katrina Guillou konnte sich dort in den Rücken der Viererkette schleichen, und mit nur einem Pass brannte es plötzlich lichterloh. Auch Torhüterin Gaelle Thalmann, die sehr früh herausgekommen war, sah dabei nicht gut aus. Da Guillou ein wenig zu früh gestartet wurde, wurde das Tor aberkannt, aber es sollte dennoch eine Warnung für die Schweiz sein.

Dass Neuseeland gegen den Favoriten Norwegen gewonnen hat, macht die Situation für die Schweiz knifflig. Auch wenn Norwegen eine enttäuschende Leistung zeigte, muss für die Schweiz am nächsten Spieltag alles perfekt laufen, wenn sie gegen die Skandinavierinnen gewinnen wollen. Ansonsten ist das Team von Inka Grings am letzten Spieltag gegen die Gastgeberinnen aus Neuseeland zum Siegen verdammt.


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