"Unglaublich und dreist": FC Bayern rasend wegen Nicht-Elfmeter

Der FC Bayern konnte sich mit dem 2:2 bei Arsenal eine gute Ausgangslage für das Rückspiel verschaffen. Es wäre aber sogar noch mehr drin gewesen, wenn eine strittige Szene zu Gunsten der Münchener entschieden worden wäre. Entsprechend gefrustet zeigten sich Tuchel und Co. nach dem Spiel.

Thomas Tuchel
Thomas Tuchel / Sportsphoto/Allstar/GettyImages
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In der 66. Minute führt Arsenals Torwart David Raya einen Abstoß kurz auf Innenverteidiger Gabriel aus. Anstatt den Ball mit dem Fuß anzunehmen, nahm der Brasilianer den Ball in die Hand, um ihn sich erneut zum Abstoß zurechtzulegen. Der Ball war bei Rayas Querpass jedoch schon freigegeben, der Abstoß war somit schon ausgeführt. Streng genommen hätte es Handelfmeter für den FC Bayern geben müssen.

Schiedsrichter Glenn Nyberg sah es jedoch anders. Trotz großer Beschwerden der Münchener ließ der Schwede das Spiel weiterlaufen - zum Unverständnis von Bayern-Trainer Tuchel: "Ich denke, wir hätten gewinnen können. Ich glaube, es war ein hundertprozentiger Elfmeter, den wir nicht erhalten haben." Zum Zeitpunkt der kuriosen Szene führte Tuchels Mannschaft noch mit 2:1. Ein 3:1 wäre womöglich die Vorentscheidung gewesen.

Besonders Nybergs Erklärung bringt Tuchel auf die Palme. Der Schiedsrichter wollte es wohl vermeiden, ein so wichtiges Spiel durch eine kleinliche Regelauslegung zu entscheiden. "Er sagt zu unseren Spielern, es war ein "kids mistake" - das 'pfeife ich nicht in einem Champions-League-Viertelfinale'. Das ist eine ganz neue Form der Regelauslegung. Das ist einfach unglaublich und dreist", schimpft Tuchel nach dem Spiel.

Tuchels Spieler schlagen in dieselbe Kerbe. "Wir hätten einen glasklaren Elfmeter bekommen müssen. Der Schiedsrichter pfeift an, der Torhüter spielt zu Gabriel und der nimmt den Ball einfach in die Hand. Das ist verrückt. Das ist ein alberner Kinderfehler, aber das ist der klarste Elfmeter, den ich je gesehen habe", so ein frustrierter Harry Kane.

Auch für Joshua Kimmich ist die Banalität des Fehlers kein Grund, nicht auf den Punkt zu zeigen. Die Szene sei kein "Kinderfehler, am Ende ist es spielentscheidend und bitter, dass wir ihn nicht bekommen haben. Für mich war es ein klarer Elfmeter", erklärte der 29-Jährige.

Amazon Prime-Schiedsrichter-Experte Lutz Wagner stellte sich hingegen auf Nybergs Seite. Die Entscheidung sei im Sinne des Spiels gewesen: "Er muss den Anstoß nicht anpfeifen. Er hat es hier getan und das auch noch in die Ausführung. Damit hat er die Arsenal-Spieler verunsichert. Und dann hat er gesagt: 'Ich habe zu dieser Verunsicherung beigetragen und so einen Strafstoß will der Fußball nicht und daher: da ich dazu etwas auch beigetragen habe, rechne ich die zweite Ausführung als die korrekte an' und hat das Spiel weiterlaufen lassen. Man kann natürlich - wenn man das analysiert - zu einer anderen Meinung kommen, aber ich finde: So wie er das hier gelöst hat, ist es im Sinne des Fußballs die bessere Lösung."

Eine Sichtweise, der auch Matthias Sammer zustimmte. "Ich bin komplett bei Lutz. Das ist eine Situation, die regeltechnisch diskutierbar ist, aber im Sinne des Fußballs gebe ich sowas nicht. Ich habe immer die deutsche Brille auf, aber in der Situation bin ich froh, dass es keinen Elfmeter gab", so Sammer in seiner Funktion als Experte bei Amazon Prime.

Sky-Experte Didi Hamann schloss sich bei Sky Austria jedoch der Kritik der Bayern an: "Er muss ihn nicht anpfeifen, aber er hat ja angepfiffen. Aber wenn dir der Torwart den Ball hinspielt, kannst du den Ball ja nicht in die Hand nehmen. Wo sind wir denn? Verwirrt hin oder her - natürlich ist das ein Kinderfehler und passiert im E-Jugend-Fußball. Nichtsdestotrotz ist das ein Strafstoß und wird auch bei den Kindern so gepfiffen. Ich kann damit wenig anfangen, denn das hätte das 3:1 sein können."


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