Nagelsmanns Start beim FC Bayern: Hoeneß zieht imposantes Fazit
Von Jan Kupitz
In seinem ersten halben Jahr beim FC Bayern München hat Julian Nagelsmann schon so einige Sympathien gewonnen. Sogar Uli Hoeneß liegt dem Trainer zu Füßen - größeres Lob kann es kaum geben.
Uli Hoeneß ist bekanntlich jemand, der nicht sehr sparsam mit Kritik umgeht. Um dem großen Macher des FC Bayern zu gefallen, ist schon einiges nötig.
Julian Nagelsmann hat es in wenigen Monaten geschafft, den 70-Jährigen auf seine Seite zu ziehen. Zu überzeugend waren die Leistungen unter seiner Leitung, zu souverän ging er mit etlichen Unruheherden um.
Im Interview mit der Münchener Abendzeitung nennt Hoeneß den 34-Jährigen einen der besten Einkäufe des FC Bayern, an dem er selbst nicht direkt beteiligt gewesen war: "Es ist ja nicht üblich, dass man einen Trainer aus einem Vertrag herauskauft. Das haben wir bei Julian gemacht. Und es zeigt sich schon jetzt, dass es eine sehr gute Entscheidung war."
Eines großes Lob, das Nagelsmann laut Hoeneß nach der bärenstarken Hinrunde auch voll und ganz verdient habe. "Wir haben in der Champions League alle sechs Spiele gewonnen, in der Bundesliga sind wir souverän Erster", frohlockte der Ehrenpräsident. "Hansi Flick hat bei uns sehr gute Arbeit geleistet, und Julian Nagelsmann hat jetzt noch einmal einen ganz eigenen Stil, der mir sehr imponiert."
Was Hoeneß vor allem gefällt: Anders als Flick, der sich regelmäßig für Neuzugänge aussprach und neue Stars für sein Team forderte, arbeitet Nagelsmann einfach mit dem vorhandenen Spielermaterial, ohne groß zu klagen oder Ansprüche zu stellen. Dass er trotz des ziemlich dünn besetzten Kaders von einem Erfolg zum nächsten eilt, spricht für sich.
"Er entwickelt neue Spieler und fordert keine Neuen. Für die Kasse des FC Bayern ist Julians Arbeit Gold wert", freute sich Hoeneß. "In diesem Jahr, in dem wir wegen der Pandemie nicht viel Geld hatten für große Transfers, hat Julian Josip Stanisic an die Mannschaft herangeführt, jetzt zum Schluss auch noch Marc Roca. Den hatten wir ja zuvor kaum spielen sehen, aber zuletzt war er überragend."
Dank Nagelsmann habe man nun "einen ganz anderen Blick" auf den Spanier, der zuvor als Fehleinkauf abgestempelt worden war. Auch die jungen Omar Richards und Tanguy Nianzou, die zuvor keine Erfahrungen auf Topniveau besaßen, könne man "immer mal reinwerfen".
"Das hat sich gut entwickelt", so Hoeneß' Fazit.
Der 70-Jährige hofft, dass mit Nagelsmann endlich wieder Kontinuität auf der Trainerbank des Rekordmeisters einziehe. "Gar keine Frage, das ist unser Ziel, unser Traum. [...] Drei bis fünf Jahre halte ich für einen Zeitraum, der für die Entstehung einer Mannschaft und geschlossenen Einheit dringend notwendig ist."
Leistet Nagelsmann weiterhin so gute Arbeit wie zu Beginn seiner Bayern-Zeit, sollte das kein Problem werden.