FC Barcelona: Wirtschaftsprüfer fördern viele Ungereimtheiten zutage

Alex Caparros/Getty Images
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Eine vom FC Barcelona selbst in Auftrag gegebene Wirtschaftsprüfung hat ergeben, dass die aktuelle katastrophale Finanzsituation des Klubs zu weiten Teilen doch selbstverschuldet und nicht auf die Folgen der Covid-Pandemie zurückzuführen ist.


Schon im Wahlkampf um das Amt des Vereinspräsidenten hatte der spätere Sieger Joan Laporta angekündigt, kein Stein auf dem anderen zu lassen und sämtliche Vorgänge der Vorgänger-Klubführung genauestens unter die Lupe zu nehmen.

Gesagt - getan: kurz nachdem der schillernde Anwalt und Lokal-Politiker Anfang März seinen triumphalen Sieg an den Urnen gefeiert hatte, beauftragte er die renommierte britische Firma Deloitte, um die Finanzlage des Klubs en détail zu durchleuchten.

Offiziell abgeschlossen ist diese Due Dilligence zwar noch nicht, doch die Erkenntnisse, die sie bislang schon zu Tage gefördert hat, lassen die Amtsvorgänger Laportas im denkbar schlechtesten Licht erscheinen.

"Besorgniserregende Dinge"

Schon im Mai, wenige Wochen nach Amtsantritt, musste Laporta, ohne Details zu nennen, bereits zugeben, dass "besorgniserregende Dinge" entdeckt worden seien, manche seien "überraschender", andere wiederum "schwieriger" Natur gewesen.

Joan Laporta
Hat "besorgniserregende Dinge" gesehen: Klub-Chef Joan Laporta / Quality Sport Images/Getty Images

Was damals noch so kryptisch umschrieben wurde, erlangt nun immer mehr scharf umrissene Konturen.

Als eine der ersten generellen Rückschlüsse ihres Monitorings hat Deloitte nun angegeben, dass die vom Klub angehäufte Verschuldung von gut einer Milliarde Euro (!) nur zu einem Bruchteil durch die Corona-Pandemie verursacht worden sei.

Deloitte: Corona-Anteil an der Verschuldung liegt bei "10 bis 15 Prozent"

Während der frühere Vize-Präsident der Azulgrana, Jordi Moix, auf der letzten Mitgliederversammlung der alten Vereinsführung noch davon sprach, dass Corona einen Anteil von bis zu 50 Prozent an der Gesamtverschuldung hätte, taxiert Deloitte den von der Pandemie verursachten Anteil auf gerade mal 10 bis 15 Prozent.

In anderen Worten: der Großteil der gigantischen Schieflage des Klubs ist seiner eigenen Misswirtschaft in den vergangenen Jahren zuzuschreiben.

So fanden die britischen Prüfer schon eine Vielzahl von zumindest sehr kreativ gestalteten Vertragskonstrukten.

Als Boni getarnte Fix-Zahlungen

In manchen Verträgen wurden Boni-Zahlungen vereinbart, die diesen Namen eigentlich nicht mehr verdienen, weil die sie bedingenden Leistungen derart leicht erreicht werden können, dass man hier eher von "geschminkten" Fix-Zahlungen sprechen müsste.

Rund um das Großprojekt Espai Barça, das eine komplette Re-Konstruktion des Estadio Nou Camp und anderer Spielstätten des Klubs sowie der angrenzenden Gelände vorsieht, haben die Prüfer Entschädigungszahlungen in Höhe von 1,5 Millionen Euro an den Sportverein Club Esportiu Laietà gefunden.

Entschädigungszahlungen vor Schadenseintritt

Damit sollte der kleine Verein für die angeblichen Störungen und Beeinträchtigungen durch Lärm und Staub entschädigt werden, die beim Abriss des nahegelegenen Mini-Stadi entstehen würden. Bemerkenswert: die Zahlung erfolgte, noch bevor überhaupt der erste Bagger mit den Abbrucharbeiten begonnen hatte.

Nur zwei Beispiele für die Vielzahl an Unstimmigkeiten, die die Prüfer entdeckt haben. Es scheint fast so - und nicht, dass es uns überraschen würde - als habe die vorherige Vereinsführung nach dem Motto gehandelt: "nach uns die Sintflut!" Diese müssen jetzt Laporta und Co. ausbaden.