Laporta über das Ende der Messi-Ära: "Dachten, wir würden über mehr Flexibilität verfügen!"

Klub-Chef Laporta erklärt die Umstände vom Ende der Ära Messi beim FC Barcelona
Klub-Chef Laporta erklärt die Umstände vom Ende der Ära Messi beim FC Barcelona / Quality Sport Images/Getty Images
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Joan Laporta, Präsident des FC Barcelona, war es auf der heute Vormittag einberufenen Pressekonferenz vorbehalten, die Rolle des Übermittlers der schlechten Botschaft einzunehmen - und den Fans des Klubs und der ganzen restlichen Fußball-Welt zu erklären, warum Lionel Messi letzten Endes nicht mehr Spieler der Azulgrana sein wird.


Wobei: erklären musste er eigentlich gar nichts mehr. Selbst Außenstehende, die vom Fußball nicht viel verstehen, konnten sich nie so recht erklären, woher ein dermaßen hoch verschuldeter Klub die finanziellen Mittel hernehmen wollte, um den vielleicht immer noch besten (zumindest aber teuersten) Fußballer der Welt bei der Stange zu halten.

Nichteinhaltung des Financial-Fairplay: 110 statt 70 Prozent!

"Ich bin hier, um die Situation von Lionel Messi zu erklären", leitete der Klubchef seine Ausführungen ein. Und kam schnell auf den Kern der ganzen Problematik zu sprechen - nämlich das liebe Geld. "Das Gehaltsvolumen übersteigt die Marke von 110 Prozent der Einkünfte des Klubs." (via as.com und marca.com)

Antoine Griezmann
Auch sein Gehalt belastet die Bilanzen des Klubs erheblich: Antoine Griezmann / Guenther Iby/Getty Images

Erlaubt wäre aufgrund der neuen Financial-Fairplay-Regeln der spanischen Liga ein Prozentsatz von maximal 70 Prozent! Man habe deshalb, so Laporta, "keine Margen mehr im Gehaltsvolumen". Doch das ist nichts wirklich Neues, wie auch er zugeben musste.

"Wir wussten das in dem Moment, in dem wir den Klub übernahmen. Als wir kamen, waren die von der Betriebsprüfung ermittelten Zahlen weitaus schlechter, als uns vorher kommuniziert worden war und als wir aufgrund der offiziellen Zahlen vorhergesehen hatten. Die prognostizierten Verluste sind sehr hoch, die prognostizierte Verschuldung ebenfalls."

"Um den Vorgaben des Financial-Fairplay zu entsprechen, hätten wir eine Vereinbarung akzeptieren müssen, aufgrund welcher der Klub, mit mehr als 120 Jahren Historie, seine Fernsehrechte über 50 Jahre hinweg hätte belasten müssen."

Doch Laporta wollte nicht als der Präsident in die Geschichte des Klubs eingehen, der genau dies tat.

Der Klub steht über allem

Dann wurde der Vereinsboss fast pathetisch, indem er anmahnte: "Ein Klub, der über allem steht. Über den Spielern, über dem besten Spieler der Welt, über dem Präsidenten und über Allem."

Der Diskurs Laportas wich im Kern somit nicht von den jüngsten Kommentaren der aktuellen Klub-Führung bezüglich der von den Wirtschaftsprüfern von Deloitte aufgedeckten Finanzsituation ab.

Schuld - so der Tenor aller Statements in den letzten Wochen und Monaten - seien die Vorgänger um den im März aufgrund des Drucks zurückgetretenen Josep Maria Bartomeu. Ohne dass diese namentlich von Laporta genannt werden mussten.

Und Joan Laporta und seinen Kollegen an der Klubspitze fiel nun die undankbare Rolle des Übermittlers der Botschaft zu. Bis zum Schluss haben sie versucht, in der vagen Hoffnung, irgendein Schlupfloch in den Regularien von LaLiga zu finden, den Messi-Bonus zu provozieren.

Deutlich wird dies an den fast enttäuscht klingenden Worten Laportas, wenn er sagt: "Wir dachten, dass wir im Financial-Fairplay über mehr Flexibilität verfügen würden, als uns am Ende zugestanden wurde."

Javier Tebas
Am Ende gab es keinen Messi-Bonus von LaLiga-Präsident Javier Tebas / AFP7/Getty Images

"Wollte dieses katastrophale Erbe nicht weiterführen!"

Doch da dem nicht so war, musste eine drastische Entscheidung gefällt werden. "Man kann so nicht weitermachen. Wir mussten eine Entscheidung fällen - und dies habe ich getan. Ich wollte dieses katastrophale Erbe, das wir vorgefunden haben, nicht weiterführen."

Nun gilt es also, den Blick nach vorne zu richten. Auf die Ära Post-Messi. Auf die bevorstehende Zeitenwende beim FC Barcelona. Denn eine Kehrtwende in Form einer Messi-Verlängerung wird es nicht geben - auch wenn sich dies viele Fans in den sozialen Medien erhofft hatten. "Wir können unseren Fans keine falschen Hoffnungen verkaufen. Wir müssen weitermachen", stellt der Präsident klar.

Laporta gibt sich dabei kämpferisch-optimistisch: "Wir sind jetzt maximal motiviert. Uns wird viel abverlangt werden. Wir müssen es schaffen, dass Barça, ohne Messi, seinen Fans weiterhin viel Freude bereitet. In 122 Klubgeschichte sind wir durch alle Höhen und Tiefen gegangen, und immer ging es danach irgendwie weiter. Ich bin überzeugt, dass die Post-Mess-Ära sehr erfolgreich wird."