FC Barcelona: Geht Laporta bei Haaland all-in?
Von Guido Müller
Es ist wohl kein Zufall, dass sich wenige Tage nach den Andeutungen von Mino Raiola bezüglich der in Frage kommenden neuen Arbeitgeber von Erling Haaland, Barcelonas Präsident Joan Laporta mit dem Berater in Turin traf. Das Signal, das der Barça-Boss mit diesem Meeting in die Welt setzten wollte, war eindeutig: Auch wir sind noch in der Verlosung!
Fast wie um die Worte Raiolas zu bestätigen, denen zufolge für die norwegischen Tor-Maschine nur eine Handvoll Klubs in Frage kämen (Raiola hatte neben Real Madrid, Manchester City und Bayern München explizit auch den FC Barcelona genannt), traf sich nur wenig später Joan Laporta mit dem streitbaren Agenten in Turin, um die Möglichkeiten eines Transfers auszuloten.
Und offenbar ist diese Sondierung positiv für Laporta und seinen Klub verlaufen. Denn die Hoffnung, den Fans im kommenden Sommer eine Transfer-Bombe präsentieren zu können, scheint nach dem Meeting zumindest nicht kleiner geworden zu sein.
Wie die barça-nahe Mundo Deportivo berichtet, rechnen sich die Blaugrana durchaus Chancen aus, im zu erwartenden Wettstreit um den 20-jährigen (Noch-)Borussen ein gewichtiges Wörtchen mitzureden.
Im Vieraugen-Gespräch mit Raiola soll sich Laporta über die grundsätzlichen Konditionen eines möglichen Transfers (Ablöse, Gehalt, Kommissionen) informiert und dabei das Interesse an dem Spieler abermals bekräftigt haben.
Laporta sucht händeringend nach einem neuen Superstar
Seit dem Wahlkampf im Rahmen der Präsidentschaftswahlen im vergangenen Frühjahr ist Haaland der große Traum des Joan Laporta. Wohl damals schon musste der 59-jährige Anwalt und Regionalpolitiker geahnt haben, dass Lionel Messi, die Überfigur des Klubs der letzten fünfzehn Jahre, nicht zu halten sein würde.
Doch das (Fan-)Volk verlangt nach Attraktionen, lechzt nach Stars - panem et circensis! Das gilt übrigens nicht nur für den FC Barcelona. Aber für die stolzen Katalanen vielleicht noch ein bisschen mehr als für andere Klubs.
Schließlich hat man im heimischen Wettbewerb mit Real Madrid einen Rivalen, für den eigentlich nur der Himmel das Limit ist. Da will man natürlich nicht zurückstecken - trotz der widrigen finanziellen Rahmenbedingungen. Noblesse oblige - auch in Zeiten magerer Kühe.
Und die Katalanen scheuen dabei auch nicht davor zurück, notfalls jeden einzelnen Stein (zur Finanzierung des Norwegers) umzudrehen.
Neue Einnahmequellen, wie z.B. das Maradona-Memorial-Freundschaftsspiel gegen Boca Juniors in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad, das dem Klub - neben einer sportlichen Pleite - immerhin drei Millionen Euro Gage einbrachte, werden dabei ebenso studiert wie die klassischen Finanzierungsmodelle in Form von Spielerverkäufen.
Vom aktuellen Kader verbleiben demnach nur noch vier absolut unantastbare Akteure: Pedri, Ansu Fati sowie die jüngsten Perlen aus La Masia, Nico und Gavi. Für alle anderen - Marc-André ter Stegen eingeschlossen - würde man sich entsprechende Angebote zumindest mal anhören.
All-in also für Erling Haaland?
Schaut man sich die Konkurrenten im Rennen um den BVB-Stürmer genauer an, erscheint ein Gelingen des fast utopisch anmutenden Unterfangens gar nicht so abwegig.
Bayern München nicht bekannt für "verrückte" Dinge!
Von den Bayern weiß man, auch in Spanien, dass sie für völlig verrückte Dinge nicht unbedingt zu haben sind. Das Gesetz eines ausgewogenen Gehaltsgefüges befolgen die Münchener nun schon, und sehr erfolgreich, seit einigen Jahrzehnten.
Spieler wie Cristiano Ronaldo, Lionel Messi, Kylian Mbappé - um nur mal drei zu nennen - waren immer mal wieder auch mit dem Klub von der Säbener Straße in Verbindung gebracht worden. Doch jedes Mal hissten die Macher der Münchener am Ende die weiße Fahne - und gaben der wirtschaftlichen Vernunft den Vorrang gegenüber gewagten Pokerspielen.
Wirklich schlecht gefahren sind die Münchener mit dieser - im Vergleich - zurückhaltenden Strategie ja auch beileibe nicht. Und jedes Tor, das Robert Lewandowski für die Bayern erzielt, gibt ihnen dabei ein Stückchen mehr recht.
Schlechte Beziehung zwischen City-Trainer Guardiola und Raiola
Manchester City wiederum hat Pep Guardiola als Cheftrainer. Und den verbindet mit Mino Raiola seit einigen Jahren eine äußerst eingetrübte Beziehung. Während des einjährigen Gastspiels des Raiola-Schützlings Zlatan Ibrahimovic in Can Barça gab es immer wieder Konflikte zwischen Guardiola und dem Schweden.
Jahre später nannte Raiola Guardiola, in Erinnerung an diese Zeit, einen "feigen Hund" und "menschliche Null".
Und Real Madrid? Die wüssten Haaland zwar auch ganz gern in ihren Reihen - haben aber mit der Verpflichtung von Kylian Mbappé schon eine große Aufgabe vor sich. Zudem präsentiert sich Karim Benzema zur Zeit in der Form seines Lebens, was die Sinnhaftigkeit eines Haaland-Deals - zum jetzigen Zeitpunkt - zumindest in Zweifel stellt.