FC Barcelona: Eine Nacht, die alles verändern kann!

Drehten das 0:2 aus dem Hinspiel und zogen doch noch ins spanische Pokalfinale ein: die Spieler vom FC Barcelona
Drehten das 0:2 aus dem Hinspiel und zogen doch noch ins spanische Pokalfinale ein: die Spieler vom FC Barcelona / Quality Sport Images/Getty Images
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Fast schien es gestern Abend, als wehte ein Wind aus längst vergangenen Zeiten durch das beinahe menschenleere Nou Camp. Dachte man sich die verlassenen Tribünen des weiten Runds weg und stellte man sich unter den weißgekleideten Spielern des FC Sevilla die von Paris St. Germain vor, hätte man sich fast in der Zeit zurücktransportiert glauben können.

Zufall oder nicht: Auch die letzte große Aufholjagd fand Anfang März statt. Am 8. März 2017 war es - also vor ziemlich genau vier Jahren -, als die Katalanen gegen PSG das schier Unmögliche schafften und nach einem 0:4 aus dem Hinspiel durch ein 6:1 im Rückspiel doch noch ins Viertelfinale der Königsklasse einzogen.

Gestern war zwar alles eine Nummer kleiner - nationaler Pokal statt Champions League, und auch die Hypothek aus dem Hinspiel (das die Andalusier vor drei Wochen mit 2:0 gewannen) war längst nicht so erdrückend wie seinerzeit gegen die Franzosen.

Ein emotionaler Push für den Saison-Endspurt

Und dennoch dürfte dieses gestrige Halbfinal-Rückspiel in der Copa del Rey für einen großen emotionalen Push im Kader der Blaugrana sorgen. Und Fußball wird ja bekanntlich zu 80 Prozent (die einen sagen mehr, die anderen weniger) im Kopf entschieden.

Bestes Beispiel dafür: Selbst der sonst so kontrolliert wirkende Trainer Ronald Koeman ließ sich zu der Aussage verleiten, dass nunmehr auch das Champions-League-Duell gegen die Franzosen von Paris St. Germain noch nicht abgehakt sei. Vor zwei Wochen, nach dem deprimierenden 1:4 im Hinspiel gegen Mbappé und Co., hatte Koeman noch weitaus hoffnungsloser geklungen.

Ronald Koeman
Sieht noch Chancen im Champions League-Duell mit PSG: Ronald Koeman / Soccrates Images/Getty Images

Unabhängig davon, dass PSG um einiges stärker einzuschätzen ist als der FC Sevilla, hat der gestrige Pokalerfolg für die Katalanen dennoch einen nützlichen Effekt: nämlich sich seiner eigenen Stärken wieder bewusst zu werden.

Geht da noch was im Prinzenpark?

So kann man, selbst wenn man am Ende (erwartungsgemäß) ausscheiden sollte, immerhin wieder mit breiterer Brust in den Prinzenpark fahren. Und nicht wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird. Und wer weiß: Im Fußball hat es ja schon die verrücktesten Dinge gegeben. Barça und PSG haben eines der jüngsten selbst protagonisiert.

Auch für den anstehenden Liga-Endspurt könnte dieser 3:0-Erfolg gegen die Südspanier neue Kräfte freisetzen. Am Samstag werden sich die beiden vor ihnen liegenden Klubs aus Madrid jedenfalls gegenseitig die Punkte wegnehmen.

In Can Barça dürften sie auf ein Unentschieden bzw. einen Sieg der Königlichen hoffen. Man selbst hat es in Pamplona mit dem immer unangenehm zu spielenden Rivalen von Osasuna zu tun.

Ter Stegen, Piqué und Braithwaite als Helden der Nacht

Es war gestern, nach vielen Enttäuschungen und Demütigungen in den letzten Jahren, eine Nacht der strahlenden Sieger. Die Nacht eines Marc-André ter Stegen, der in der 72. Minute das Weiterkommen erst möglich machte, indem er den Strafstoß von Lucas Ocampos parierte.

Oder die Nacht des Gerard Piqué, der in den sprichwörtlich letzten Sekunden der sechsminütigen Nachspielzeit die Verlängerung erzwang - und am Ende zu einem tragischen Heros wurde, weil er sich verletzte und nun mehrere Wochen fehlen wird.

Gerard Pique
Der tragische Held des gestrigen Pokalabends: Gerard Piqué / David Ramos/Getty Images

Oder die Nacht des Martin Braithwaite, der allen seinen Kritikern zum Trotz am Ende zum Matchwinner wurde.

Martin Braithwaite
Wurde gegen den FC Sevilla zum Matchwinner: Martin Braithwaite / BSR Agency/Getty Images

In Summe also eine Nacht, die das Zeug hat, für einen Wendepunkt in dieser bisher so erratisch verlaufenen Saison der stolzen Katalanen zu sorgen.