Flirt zwischen Barça und Dani Alves wird heißer - Verhandlungen in der nächsten Woche
Von Guido Müller
Es mutet zunächst ein wenig grotesk an: Ein 38-jähriger Ex-Spieler soll zum FC Barcelona zurückkehren und das sportliche Projekt des neuen Cheftrainers Xavi Hernández in prägender Funktion einleiten. Doch das Sensations-Comeback des schon zu Lebzeiten legendären Rechtsverteidigers Dani Alves zu den Azulgrana könnte schon bald eingetütet sein.
Denn einem Bericht des brasilianischen Online-Mediums UOL zufolge, sollen die Verhandlungen über ein neuerliches Engagement des Brasilianers am Nou Camp bereits in der kommenden Woche aufgenommen werden.
Wenn ein im Spätherbst (oder, wahlweise, Frühwinter) stehender Kicker auf einmal zum Hoffnungsträger eines Klubs wie der FC Barcelona stilisiert wird, spricht das zunächst einmal nicht unbedingt für die Qualitäten des bereits vorhandenen Personals.
Doch mit Sergiño Dest und Allzweckwaffe Sergi Roberto traut die sportliche Führung der Katalanen der Mannschaft den nötigen Turnaround offenbar nicht mehr zu. Und das Alter ist ja auch nur eine Zahl.
23 Titel mit Barça - kommen bald neue hinzu?
Immerhin hat es Dani Alves in seinen bisherigen 38 Lebensjahren zu dem geschafft, der er heute ist: der titelmäßig erfolgreichste Fußballer aller Zeiten. 46 Trophäen zieren seine Titelsammlung. Keiner der Lebenden oder auch Verschiedenen hat mehr auf dem Konto.
Exakt die Hälfte dieser Titel hat Alves mit dem FC Barcelona gewonnen. Zusammen mit Lionel Messi, Andres Iniesta, Carles Puyol oder Xavi Hernández - in der wohl glorreichsten Epoche dieses stolzen Traditionsklubs.
Seit Mitte September ist Alves vereinslos. Nicht gezahlte Gehälter seitens seines letzten Arbeitgebers FC São Paulo waren der Grund, dass der 119-fache A-Nationalspieler Brasiliens (nebst sieben Einsätzen für die U20 und sechs Spielen für die Olympiaauswahl) seinen Vertrag vor knapp zwei Monaten auflöste.
Und eigentlich war sein Plan für die Zeit danach, in seinem Heimatland zu bleiben. Doch die prekäre sportliche Situation des FC Barcelona, einhergehend mit ersten seriösen Annäherungsversuchen durch die Offiziellen, haben offenbar einen Stimmungswandel bei dem Routinier bewirkt.
Auf die jüngsten Blumen von Klub-Chef Joan Laporta ("Dani hilft dem Klub auf vielfältige Weise und hat auch unter rein sportlichen Aspekten seine Unterstützung zugesagt!") reagierte der Spieler jedenfalls schon mal mit einem vielsagenden: "Wenn sie mich brauchen, sollen sie anrufen!" (via as.com)
Rückkehr in den Spielbetrieb wäre erst ab dem Januar möglich
Es könnte also, was die vertraglichen Rahmenbedingungen betrifft, schon bald sehr schnell gehen. Bis zur realen Rückkehr auf die spanischen Spielfelder müssten sich Alves und Barça indes noch ein wenig gedulden.
Aufgrund der spanischen Liga-Statuten kann ein vereinsloser Spieler in den nun verbleibenden Wochen des Jahres nur dann für seinen neuen Klub eingesetzt werden, wenn er seinen vorherigen Vertrag vor Abschluss des Sommer-Transferfensters aufgelöst hat.
Das ist bei Alves jedoch nicht der Fall, sodass sein Comeback im Trikot der Azulgrana bis zum Januar nächsten Jahres warten müsste. Bis dahin müssten also Dest und Co. die Kastanien aus dem Feuer holen.
Alves' letzter großer Traum: Die WM 2022 in Katar
Immerhin bliebe Alves fast ein ganzes Jahr, um sich über Einsatzzeiten beim FC Barcelona seinen letzten großen sportlichen Traum zu erfüllen: die Teilnahme an der WM 2022 in Katar in ziemlich genau einem Jahr.
Dass er dafür immer noch das Zeug hat, hat Alves erst im letzten Sommer bewiesen. Mit der Olympia-Mannschaft der Canarinha bestritt der Rechtsverteidiger alle sechs Spiele, Verlängerungen im Halbfinale (gegen Mexiko) und im Finale (gegen Spanien) inklusive, und errang schließlich die Goldmedaille.
Doch damit nicht genug: nur vier Tage nach diesem Mammut-Programm stand er beim Viertelfinal-Hinspiel der Copa Libertadores (1:1 gegen Palmeiras) erneut auf dem Platz, schied aber nach einem 0:3 im Rückspiel eine Woche später aus. In beiden Partien stand Alves über die vollen neunzig Minuten auf dem Platz.
Dass der 38-Jährige also weiterhin in einem körperlich sehr guten Zustand ist, hat er hinlänglich bewiesen.