Fabian Klos über den "Fußball-Überschuss" in Pandemie-Zeiten: "Spielen, selbst wenn die Welt in Flammen steht"

Kapitän, Torjäger, Vereinsikone: Bielefelds Aufstiegsheld Fabian Klos (l.)
Kapitän, Torjäger, Vereinsikone: Bielefelds Aufstiegsheld Fabian Klos (l.) / Stuart Franklin/Getty Images
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Im Sommer ist es zehn Jahre her, als Fabian Klos von der zweiten Mannschaft des VfL Wolfsburg ablösefrei zu Arminia Bielefeld wechselte. Im vergangenen Jahr sorgten 21 Tore des Kapitäns für die Rückkehr des DSC in die Bundesliga. Als großer Außenseiter gestartet, steht die Arminia nach 20 Spieltagen immerhin auf dem Relegationsplatz. Am kommenden Montag reisen die Ostwestfalen zu den Sechs-Titel-Bayern.

Im Vorfeld der Partie sprach Klos mit dem Westfalen-Blatt über den Fußball in Pandemie-Zeiten und auch über seine persönliche Zukunft. Der Vertrag des 33-Jährigen läuft am Saisonende aus.

Klos über den FC Bayern und den aktuellen "Fußball-Überschuss"

Wenn die Arminia am Montagabend (20.30 Uhr) in der Allianz Arena gastiert, rechnen die Wenigsten mit etwas Zählbaren für den Aufsteiger. Auch wenn der Rekordmeister personell am Stock geht und zuletzt bei der Klub-WM ran musste. Klos sieht die aktuelle Terminhatz und Reisen zu diversen Spielorten in Pandemie-Zeiten ohnehin kritisch: Vom aktuellen "Fußball-Überschuss" halte er "relativ wenig". Der positive Coronavirus-Test von Thomas Müller sei das beste Beispiel dafür.

"Das ist für mich ein Beleg dafür, dass in der jetzigen Pandemie-Zeit solche Geschichten nicht zwingend notwendig sind. Überspitzt formuliert kann man den Eindruck gewinnen: Wir leben in einer weltweiten Pandemie, aber selbst wenn jetzt noch zwei Drittel der Welt in Flammen stehen würden, dann würden wir immer noch Fußball spielen müssen. In den Europapokalwettbewerben wartet auf Leipzig, Mönchengladbach, Hoffenheim und deren Gegner durch die Verlegung des Austragungsortes ins Ausland ein unglaubliches Reisewirrwarr. Aber entscheiden, ob das tatsächlich alles zwingend notwendig ist, müssen andere."

Der Arminia-Kapitän befürchtet, dass sich Fans und Proiffußball immer weiter voneinander trennen: "Ja, das glaube ich. Je länger die Pandemie mit all ihren Auswirkungen dauert, werden sich die Leute mehr und mehr von dem Fußball, wie wir ihn kennen und lieben gelernt haben, entfernen." Allerdings erklärte er auch, die Lage werde sich wieder einpendeln, sobald die Pandemie überstanden ist.

"Ich erwarte sogar, dass das dann relativ schnell gehen wird. Sobald wir zur Normalität und zum Erlebnis Stadionbesuch zurückgekehrt sind, werden die Leute dankbar sein. Vielleicht setzt sogar eine Art Boom ein, weil die Menschen einfach Bock darauf haben, wieder ins Stadion zu gehen."

Klos über seine sportliche Zukunft - Karriereende ausgeschlossen

Egal, ob die Arminia den Klassenerhalt packt, die Zukunft von Klos ist aktuell noch offen, sein Vertrag läuft aus. Konkrete Gespräche über eine Verlängerung habe es nach seiner Aussage noch nicht gegeben. Klos selbst hofft auf Gespräche noch im Februar, um zunächst auszuloten, in welche Richtung die Planung geht.

"Zwei Dinge kann ich definitiv sagen: Das eine ist, dass ich im Sommer meine Karriere nicht beenden und weiterhin Profifußball spielen will. Und das andere ist, dass Arminia Bielefeld dabei auf jeden Fall mein erster Ansprechpartner ist. Ich wünsche mir sehr, hier noch mindestens ein Jahr dranzuhängen. Weil ich es mir sportlich noch zutraue. Und weil mich die Vorstellung, mich am Saisonende in einem leeren Stadion verabschieden zu müssen, schon auch wehmütig macht."

"Ich hätte selbst nicht gedacht, dass der Unterschied zwischen 2. und 1. Liga so groß ist."

Fabian Klos, Westfalen-Blatt

Bei einer Verlängerung würde für Klos auch ein Einjahres-Vertrag infrage kommen. Zutrauen würde er sich eine weitere Saison im Oberhaus allemal: "Ich traue meinem Körper definitiv auch ein weiteres Jahr in der Bundesliga zu. Ich bin ja nicht Stammspieler, weil ich vom Trainer etwas geschenkt bekomme, sondern weil ich meine Leistung bringe."

Sollte sich die Arminia mit ihrem Kapitän nicht einigen können, ist ein Vereinswechsel nicht ausgeschlossen. Klos hatte mal gesagt, er werde definitiv nicht mehr für einen anderen Klub auflaufen. Etwas musste er nun seine Aussage relativieren: "Ich hätte damals einfach den Satz anders formulieren sollen. Besser wäre gewesen: Ich werde definitiv nicht noch einmal den Verein auf meinen eigenen Wunsch wechseln."

Damit die Traum-Beziehung zwischen der Arminia und Klos würdig endet, sollte man hoffen, dass Klos weiter auf der Alm auf Torejagd geht. Vielleicht ja auch ein weiteres Jahr im deutschen Oberhaus.