Ex-Trainer David Wagner: "Dieser Abstieg wird Schalke nicht gut tun!"

David Wagner erkannte frühzeitig die Schalker Probleme
David Wagner erkannte frühzeitig die Schalker Probleme / Alexander Hassenstein/Getty Images
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Im Sommer 2019 wurde David Wagner als neuer Trainer des FC Schalke 04 vorgestellt und in seiner ersten Saison führte der gebürtige Frankfurter die Knappen zwischenzeitlich auf Rang drei der Bundesliga-Tabelle. Doch In der Rückrunde begann ein sportlicher Abstieg, der seinesgleichen suchte und Wagner musste zu Beginn der Folge-Saison seinen Hut nehmen. Nun äußerte er sich erstmals zu seiner Zeit auf Schalke.

Schalke gewann zu Beginn der Rückrunde 2019/20 noch mit 2:0 gegen Gladbach, doch danach sollte es monatelang keinen Sieg mehr zu feiern geben. Als man zu Beginn der laufenden Spielzeit mit 0:8 beim FC Bayern unterging, musste David Wagner abdanken - eine Maßnahme, die für viele Kritiker zu spät erfolgte.

Doch rückblickend finden sich für David Wagner mehrere Erklärungsansätze, warum die Mannschaft dermaßen einbrach.

"Ich bin natürlich enttäuscht und weiß auch, dass ich für die Zeit, in der in ich da war, die Verantwortung übernehmen muss. Sowohl für die ersten sieben Monate, in denen es gut lief, als auch für die darauf folgenden sieben Monate, als es abwärts ging. Wir zusammen hatten einige gute Ideen und Ansätze, aber am Ende haben uns die finanziellen Fesseln, das große Verletzungspech und Corona alles zerschossen", erinnerte sich Wagner im Interview mit Sport1.

"Wir haben in der Vorrunde total überperformt. Und wir hatten in der Vorrunde auch schon ohne wirklichen Sturm diese Leistungen erzielt. Mir war klar, dass wir in der Winterpause vorne unbedingt nachlegen müssen. Unsere damaligen Konkurrenten verpflichteten Erling Haaland und Patrik Schick. Wir holten Michael Gregoritsch aus Augsburg, der gegen Gladbach einen guten Start hatte, uns danach aber nicht so helfen konnte, wie wir uns das erhofft hatten. Alleine diese Diskrepanz zeigt, wo wir im finanziellen Ranking standen. Auf die Ausfälle von den Leistungsträgern Benjamin Stambouli und Salif Sane haben wir mit der Verpflichtung von Todibo reagiert, allerdings war er ein 20-jähriges Innenverteidiger-Talent mit nur 45 Minuten Spielpraxis. Dieses Ungleichgewicht in dem Winter-Transferfenster hing uns die ganze Rückrunde wie ein Klotz am Bein", präzisierte Wagner.

Schneider aus der Kritik genommen - Schalkes Abstieg wäre fatal

Dabei war Wagner sicherlich nicht der Alleinschuldige für die Schalker Talfahrt, vielmehr erkannte der 49-Jährige frühzeitig, dass auf den Klub sehr schwere Zeiten zukommen. "Wir konnten dann auf dem Transfermarkt nicht mehr nachbessern und im März sind uns innerhalb von drei Wochen mit Daniel Caligiuri, Suat Serdar, Ozan Kabak und Omar Mascarell vier weitere Stammspieler ausgefallen. Die komplette Achse. Wir waren von da an qualitativ einfach eine Mannschaft, die darum kämpfen muss, um in der Liga zu bleiben. Das bedeutete nicht, dass man so wenig Punkte einfährt, wie wir es gemacht haben. Aber es war klar, dass wir nicht mal mehr konkurrenzfähig waren mit den Teams auf den einstelligen Plätzen. Und selbst da konnten wir nicht mehr unsere Leistungen abrufen", zudem konnte man nach der vergangenen Saison das Team nicht verstärken, obwohl der Ex-Trainer Wagner seinen damaligen Sportvorstand Jochen Schneider aus der Kritik nehmen will.

Das Verhältnis zu Schneider "war sehr gut. Er hat intern und auch nach außen hin immer versucht, mir den Rücken zu stärken. Allerdings konnte er mir leider nicht die entscheidende Rückendeckung im Sinne von finanziellen Mitteln geben, um die notwendigen Spieler zu verpflichten, wie es in den Vertragsgesprächen besprochen wurde. Immer hieß es 'Wir haben kein Geld'", so Wagner.

David Wagner und Jochen Schneider begleiteten den Schalker Niedergang
David Wagner und Jochen Schneider begleiteten den Schalker Niedergang / Christof Koepsel/Getty Images

Vielmehr war es der damalige Technische Direktor Michael Reschke, der laut Wagner grundlegende Fehler beging. "Zu Michael Reschke kann ich nur eins sagen: Wenn dein Kader so aussieht, wie er dann aussah, dann weißt du, wie die Dinge stehen. Wenn du so viele Probleme hast wie wir damals, dann darf in der Führung kein Blatt zwischen die handelnden Personen passen. Das war bei uns nicht mehr der Fall", kritisierte Wagner die damaligen Umstände.

Dass ein wahrscheinlicher Abstieg in die 2. Bundesliga den Schalkern unter Umständen helfen könne, sich neu aufzustellen, hält Wagner hingegen für eine gefährliche Aussage. "Dieser Abstieg wird Schalke nicht gut tun. Wenn ich es mir aussuchen könnte, dann würde ich auch nie sagen 'Sie sollen jetzt absteigen, damit es wieder nach oben geht'. Es ist so verdammt schwer einzuschätzen, was helfen kann, damit der Klub aus dem Schlamassel rauskommt", merkte Wagner an.

Ein möglicher Hoffnungsschimmer wäre laut Wagner, dass einige Top-Verdiener den Klub verlassen werden. "Es wurden zu viele hoch dotierte Verträge über eine lange Laufzeit mit wenig sportlicher Qualität abgeschlossen. Das bricht Schalke 04 jetzt das Genick. Einige dieser Verträge laufen jetzt aus und ich hoffe, dass dies dazu führt, dass der Klub finanzielle Luft zum Atmen kriegt und dass die neuen Entscheidungsträger dann eine konkurrenzfähige Mannschaft aufbauen können", empfahl Wagner.

Persönlich wollte Wagner nicht ausschließen, dass er wieder als Trainer arbeiten wird. "Ich kann mir nicht vorstellen, während der aktuellen Saison etwas zu machen. Zur neuen Spielzeit schon. Aber es gibt so viele interessante Sachen, man sollte sich nie auf etwas zu sehr fixieren oder etwas ausschließen. Ich liebe meinen Job als Fußballtrainer, weiß aber auch, dass es 1000 weitere spannende Dinge auf der Welt gibt", denn seine Zeit auf Schalke soll nicht das Ende seiner Laufbahn gewesen sein.

"Derjenige, der in der Lage ist, das alles sachlich zu analysieren, der sieht genau, was wir in den ersten sieben Monaten geleistet haben und er weiß auch warum. Ganz ehrlich? Ich habe mir um meine Karriere noch nie wirklich Gedanken gemacht. Alles, was passiert ist, ist passiert und das wird jetzt auch wieder der Fall sein", sieht Wagner seine Beteiligung am Schalker Niedergang nicht als Ende seiner Laufbahn an.