Ex-Barça-Spieler Mathieu tröstet Lenglet: "Er muss jetzt positiv bleiben!"

Die Szene, in der Lenglet den vermeidbaren Elfmeter provoziert
Die Szene, in der Lenglet den vermeidbaren Elfmeter provoziert / JOSEP LAGO/Getty Images
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Erbarmungslos hielt die Handy-Kamera auf ihn drauf. Ein anonymer Barça-Fan hatte nach dem Spiel des FC Barcelona gegen Cádiz (1:1) offenbar nichts besseres zu tun, als Clément Lenglet bei dessen Abfahrt vom Stadiongelände zu filmen. Lenglet schützte sich mit vorgehaltener Hand vor den neugierigen Blicken in das Innere seines Wagens - oder wischte er sich gar Tränen aus den Augen?

Grund zu weinen (zumindest in einem metaphorischen Sinn) hätte der 25-jährige Verteidiger am Sonntagnachmittag durchaus gehabt. In den Schlussminuten des Spiels gegen die Andalusier - seine Mannschaft führte mit 1:0 - beging er im Strafraum ein Foul der Kategorie "unnötig", verschuldete somit den fälligen Elfmeter für die Gäste - und musste anschließend als Sündenbock für einen abermaligen doppelten Punktverlust im heimischen Nou Camp herhalten.


Die Highlights der Partie:


Mathieus dunkle Erinnerungen

"Jetzt killen sie ihn", hatte Lenglets französischer Landsmann Jérémy Mathieu unmittelbar nach dem Spiel dunkel prophezeit. Mathieu wusste, wovon er sprach - schließlich spielte er zwischen 2014 und 2017 selbst für die Blaugrana. (Quelle: as.com)

Und auch er kennt das Gefühl, für eine Niederlage allein verantwortlich gemacht zu werden. Damals, es war Mathieus letztes Jahr im Nou Camp, war es eine krachende 0:3-Niederlage bei Juventus Turin im Viertelfinale der Königsklasse, die - nach seinem Gefühl - auf ihn abgewälzt wurde. Obwohl an jenem Abend im Piemont wirklich keiner seiner auf dem Platz stehenden Kollegen sich der eigenen Verantwortung entziehen konnte.

"Ich weiß nicht, warum alle auf mich losgegangen sind, es spielen ja elf Leute Fußball. In der Kabine habe ich mich alleine gefühlt, keiner hat mich unterstützt", erinnert sich Mathieu bitter. So dürfte sich wohl auch Lenglet zur Zeit fühlen.

Zumal es auch vom Trainer einen unterschwelligen Vorwurf gab. "Ich weiß nicht, ob Lenglet hätte riskieren müssen, da zum Ball zu gehen. Ich glaube nicht", hatte Koeman die entscheidende Szene kommentiert.

Gespräch zwischen Koeman und Lenglet

Als Herauspicken eines Einzelnen wollte der Holländer diese Worte jedoch nicht verstanden wissen. Gestern folgte auch noch eine nähere Einlassung auf ein stattgefundenes Gespräch zwischen ihm und dem Franzosen.

"Nimmt Kritik bisweilen zu persönlich!" Clément Lenglet
"Nimmt Kritik bisweilen zu persönlich!" Clément Lenglet / Quality Sport Images/Getty Images

"Wir hatten heute morgen ein Gespräch. Er ist ein sehr reflektierter und professioneller Spieler. Doch in meinen Augen nimmt er Kritik bisweilen zu persönlich. Natürlich hätte er es in besagter Szene besser lösen können, aber wir haben auch in anderen Teilen des Spielfelds Fehler gemacht. Wenn wir mit 2:0 geführt hätten, wäre eine solche Szene in den Schlussminuten auch gar nicht von Bedeutung gewesen."

Doch sie führten eben nur mit 1:0 (durch ein fast schon aufreizend lässig geschossenen Elfmeter von Lionel Messi). Was durchaus zu der rhetorischen Frage berechtigt, weshalb eine auf mehrere hundert Millionen Euro bewertete Offensive über neunzig Minuten nicht in der Lage ist, gegen einen (wie formdidabel auch immer aufspielenden) Aufsteiger aus Cádiz ein Tor aus dem Spiel heraus zu erzielen.

Sei es wie es sei. Mathieu jedenfalls hatte am Ende noch eine in solchen Situationen gern bemühte Durchhalteparole für seinen Landsmann übrig: "Er muss jetzt positiv bleiben." Die Gelegenheit dafür bietet sich Lenglet vielleicht sogar am Mittwoch schon. Am frühen Abend (19.00 Uhr) empfangen die Katalanen den FC Elche zum Nachholspiel des 1. Spieltages.