"Es wird ein Gruppen-Coming-out geben" - Kampagne will homosexuellen Profis helfen

  • Homosexualität im Profifußball noch immer ein Tabu
  • Ex-Junioren-Nationalspieler Marcus Urban ruft Kampagne ins Leben
  • Wann outet sich der erste aktive deutsche Profi?
Selim Sudheimer/GettyImages
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Aufgrund seiner Homosexualität beendete Marcus Urban früh seine Karriere. Heute setzt sich der ehemalige Junioren-Nationalspieler für die Entstigmatisierung von Homosexualität im Profifußball ein. Urban steht mittelbar in Kontakt mit homosexuellen Spielern und spricht über deren Ängste.

Bereits mit Anfang 20 beendete Marcus Urban seine Karriere. Dabei war der heute 52-Jährige eines der größten Talente der DDR, spielte in der Junioren-Nationalmannschaft und im Nachwuchs bei Rot-Weiß Erfurt. Der Grund für sein frühes Karriereende: Urban ist homosexuell.

"Das war schon sehr traurig damals. Der Fußball war alles für mich. Ich war richtig gut und unglaublich ehrgeizig. Ganz ehrlich: Ich hätte so lange trainiert, bis ich Weltmeister werde. Ich habe da auch fest dran geglaubt, war überzeugt: Es ist nur eine Frage der Zeit. Aber: Das Versteckspiel ging irgendwann nicht mehr. Ich war nicht frei", erzählt er gegenüber Bild.

"Wahnsinn, was für eine Angst herrscht"

2007 hatte Urban, der bis 2003 Schneider hieß, sein Coming-out und wurde damit zum ersten deutschen (Ex-)Fußballer, der sich öffentlich zu seiner Homosexualität bekannte. Viele Nachahmer hat er bis heute nicht gefunden. Auf das Outing eines aktiven deutschen Profis wartet die Sportöffentlichkeit bis heute - obwohl statistisch klar ist, dass es auch in der Bundesliga viele schwule Profis gibt.

"Es ist Wahnsinn, was für eine Angst herrscht. Die Männer haben Sorge, dass direkt in den Medien und den Vereinen über ihre sexuelle Orientierung spekuliert wird", sagt Urban, der laut eigener Aussage über einen Informanten in Kontakt mit homosexuellen Fußballern steht.

Damit die Profis offen und ohne Angst zu ihrer Sexualität stehen können, hat Urban die Kampagne "Sports Free" ins Leben gerufen, "die sich zur Aufgabe macht, einen sicheren und stärkenden Raum für Athleten zu schaffen", wie die Bild schreibt.

BVB, Stuttgart und Union mit finanzieller Unterstützung

Für die Kampagne ist Urban auf Crowdfunding angewiesen und kann bereits einige Erfolge vermelden. "Dortmund hat spontan diese Woche 20.000 Euro zugesagt. Unterstützung wird es auch vom VfB Stuttgart und Union Berlin geben", verrät der studierte Diplom-Ingenieur.

Kommt es dank seiner Hilfe schon bald zum ersten Coming-out eines aktiven deutschen Fußballers? Urban zeigt sich verhalten optimistisch: "Ich bin mit einigen über Informanten in Kontakt. Wir sind viele. Es wird ein Gruppen-Coming-out geben, wenn die Zeit dafür reif ist."

Das erste Angebot dafür will "Sports Free" am 17. Mai 2024, dem internationalen Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transfeindlichkeit, zur Verfügung stellen.


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