"Empörend": Thornaby FC löst Frauenabteilung auf und erntet Kritik - Folgt jetzt die Kehrtwende?

Der englische Verein Thornaby FC hat sich dazu entschieden, die komplette Frauenabteilung aufzugeben - mehr als 100 fußballbegeisterte Frauen und Mädchen sind nun vereinslos. In den sozialen Netzwerken erntet der Klub dafür ordentlich Kritik. Folgt jetzt eine Kehrtwende?
Bei Thronaby FC werden in Zukunft keine Mädchen mehr spielen können.
Bei Thronaby FC werden in Zukunft keine Mädchen mehr spielen können. / Fiona Goodall/GettyImages
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Thornaby FC ist zwar ein kleiner Verein im Nordosten Englands, in den letzten Stunden sorgte der Klub aber für ordentlich Zündstoff: Nach einem Krisentreffen beschloss das Komitee des Vereins, die komplette Frauenabteilung mit sofortiger Wirkung aufzugeben. Mehr als 100 fußballbegeisterte Mädchen und Frauen müssen sich nun einen neuen Klub suchen. Thornaby FC ist ein sogenannter "non-league"-Verein, spielt also unterhalb der professionellen Spielklassen.

Die "einzige Möglichkeit weiterzumachen"

In einem Statement, das der Verein Sonntagabend auf Facebook veröffentlichte, steht, dass die Zukunft ausgiebig diskutiert worden sei. "Nach den Diskussionen kam man zu dem Schluss, dass die einzige Möglichkeit weiterzumachen, darin bestehe, ohne die Damen und nur mit der Herrenmannschaft weiterzumachen", so das Statement weiter. Als Grund nannten sie die "Ereignisse der letzten zwölf Monate", sowie ein niedriger Personalstand, der den täglichen Betrieb des Klubs gefährdet. Im letzten Jahr wurde Thornaby FC Ziel eines Brandanschlags.

Abbey Lyle, Trainerin der Damenmannschaft von Thornaby FC, erklärt gegenüber der BBC, dass das finanzielle Argument des Komitees eine "Ausrede" sei. Die Frauenabteilung könne sich aufgrund Sponsoren selbstständig organisieren. "Wir haben vor einer möglichen Gegenreaktion gewarnt", sagt Lyle. Und diese Gegenreaktion prasselt jetzt auch auf den Verein ein.

Der Sponsor der Herrenmannschaft, Britcab, distanzierte sich von der Entscheidung und hat beantragt, dass sein Logo von den Trikots des Vereins entfernt werden soll. Laut dem Guardian habe auch der Sponsor der Frauenteams seinen Standpunkt deutlich gemacht: Sie werden "keine Verbindung mehr zu dem Verein" haben.

"Ein nie endender Kampf"

In den sozialen Netzwerken schlägt Thornaby FC aktuell eine Welle an Unverständnis entgegen. So äußerte sich auch Beth Mead, Star-Spielerin der englischen Frauennationalmannschaft, zu der Entscheidung: "Empört über diese Entscheidung, der Frauenfußball ist auf dem Vormarsch, aber wir haben immer noch Komitees, die diese schrecklichen Entscheidungen treffen. Diese jungen Mädchen verdienen etwas Besseres".

Auch Bethany England, die aktuell bei Tottenham Hotspur unter Vertrag steht, kritisiert die Handlung des Vereins: "Ich bin traurig und angewidert, das zu lesen. Der Kampf darum, dass Frauen ihren Platz am Tisch behalten, ist ein nie endender." Ihre Gedanken seien bei den Beteiligten im Verein, den Spielerinnen, Mitarbeitern und Freiwilligen.

Vorsitzender stimmte gegen Auflösung

Garry Morris, Vorsitzender von Thornaby FC, meldete sich nach der Bekanntgabe via Facebook zu Wort. Der Vorsitzende betont, dass er gegen die Entscheidung gestimmt habe, da er "nicht damit einverstanden" sei. Morris habe den Verein gebeten, ihren Beschluss zu überdenken. "Wir werden von den Fans des Vereins ermächtigt, die richtigen Entscheidungen für die Zukunft des Vereins zu treffen. Alle, die sowohl den männlichen als auch den weiblichen Mannschaften aller Altersgruppen ihre unerschütterliche Unterstützung zeigen, haben etwas Besseres verdient." Morris sei fest davon überzeugt, dass "die gestern getroffene Entscheidung dies nicht bewirkt" und er werde das den anderen Mitgliedern des Vorstandes deutlich machen.

Nach der Veröffentlichung des Statements habe die Frauenabteilung des Vereins "große Unterstützung" erfahren, wie Abbey Lyle erklärt. Es haben sich bereits neue Vereine und Sponsoren angeboten, die die über 100 Mädchen aufnehmen wollen. "Unser Hauptaugenmerk liegt darauf, die Teams zusammenzuhalten. Wir wollen sie nicht aufspalten", so Lyle weiter.

Folgt jetzt die Kehrtwende?

Die sechs Vorstandsmitglieder, die für die Streichung der Frauenmannschaften von Thornaby FC gestimmt haben, sind nun zurückgetreten. Die übrigen planen, zusammen mit Vertretern des Frauenteams einen neuen, vielfältigen und breit aufgestellten Vorstand aufzubauen.

Es bleibt abzuwarten, ob und wie sich Thornaby FC in der Zukunft im Frauenfußball aufstellen wird. Die Ereignisse der letzten Stunden haben allerdings kein gutes Licht auf den Verein geworfen.