EM 2020: Die Schweiz scheitert nach großem Kampf an Spanien - und dem Schiedsrichter

Spanien zog ins Halbfinale ein
Spanien zog ins Halbfinale ein / MAXIM SHEMETOV/Getty Images
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Am frühen Freitagabend standen sich bei der EURO 2020 die Schweiz und Spanien in St. Petersburg gegenüber, um den ersten Halbfinal-Teilnehmer zu ermitteln. Letztlich entschied das Elfmeterschießen zugunsten der Spanier, doch auch der Schiedsrichter griff entscheidend ein.


Tore: 0:1 Zakaria (Eigentor, 8.), 1:1 Shaqiri (68.)

Bei der Schweiz fehlte Granit Xhaka wegen einer Gelbsperre, er wurde durch den Gladbacher Denis Zakaria ersetzt, der damit das Fohlen-Quartett um Sommer, Elvedi und Embolo komplettierte. Ansonsten bot Trainer Vladimir Petkovic dieselbe Elf wie beim Achtelfinal-Erfolg gegen Frankreich auf.

Bei den Spaniern starteten Pau Torres und Jordi Alba in einer ansonsten im Vergleich zum Sieg gegen Kroatien unveränderten Formation.


Zakaria beschenkt Spanien - der Rest ist pures Ballgeschiebe

Die Spanier gingen als klarer Favorit in die Partie, auch wenn die Schweizer zuvor den Weltmeister aus dem Turnier kegelten. Bei der Nati galt es, den Ausfall des Anführers Granit Xhaka zu kompensieren, um den ballsicheren Spaniern etwas entgegnen zu können.

Vor rund 26.000 Zuschauern in St. Petersburg übernahmen die Spanier wie zu erwarten von Beginn an das Kommando. Die Schweizer versuchten über schnelles Umschaltspiel, zu eigenen Chancen zu kommen. In der achten Minute zog Jordi Alba jedoch nach einem spanischen Eckball einfach mal ab und ausgerechnet Zakaria tat ihm den Gefallen, den Ball unhaltbar für Sommer abzufälschen - das nächste Eigentor dieser EM.

Denis Zakaria, Yann Sommer, Jordi Alba
Denis Zakaria fälscht unhaltbar ab / Kirill Kudryavstev - Pool/Getty Images

Die Schweizer ließen jedoch nach dem frühen Rückstand keinesfalls die Köpfe hängen. Allerdings sollte der nächste Nackenschlag nur zehn Minuten später folgen, da Embolo verletzt den Platz verlassen musste - Ruben Vargas kam in die Partie.

Breel Embolo
Breel Embolo spürte einen Muskel im Oberschenkel / ANTON VAGANOV/Getty Images

Am Spielverlauf änderte dieser Wechsel zunächst nichts, Spanien behielt gefühlte 90 Prozent den Ball und die Schweizer lauerten stabil stehend auf ihre Chancen. Torchancen gab es im Prinzip nur nach Ecken der Schweizer, doch Widmer und Akanji zielten per Kopf jeweils zu hoch.

Quer, hintenrum, zur Seite, nach hinten und wieder quer: In typischer Manier schleppten die Spanier den Ball, sich selbst, die Schweizer und damit eine dröge erste Hälfte in die Pause.


Shaqiri trifft - Freuler fliegt - Verlängerung!

Spanien brachte zur zweiten Hälfte den Leipziger Dani Olmo für Sarabia, die Schweizer blieben unverändert und kamen mutig aus der Kabine. Nach nur 54 Minuten ging Morata für Moreno vom Feld - wieder ohne Torerfolg.

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Alvaro Morata muss früh vom Platz / KIRILL KUDRYAVTSEV/Getty Images

Kurz darauf holten die Schweizer die Eckbälle sechs und sieben heraus, wobei letzterer fast zum Ausgleich durch Zakaria führte, doch dessen Kopfball ging knapp links vorbei. Kurz darauf blockte Seferovic den Versuch von Ferran Torres nach einem spanischen Freistoß.

In der 64. Minute tauchte Zuber nach einem Doppelpass mit Vargas vor dem spanischen Tor auf, doch Simon rettete den Schuss aus spitzem Winkel zur Ecke.

In der 68. Minute meldete sich die Nati komplett zurück in der Partie. Freuler bekam den Ball von der spanischen Abwehr im Strafraum per Slapstick serviert und hatte das Auge für den mitgelaufenen Shaqiri, der den Ball locker zum Ausgleich einschob.

Xherdan Shaqiri
Xherdan Shaqiri schiebt die Kugel zum Ausgleich ein / Alexander Hassenstein/Getty Images

Die Nati bekam ordentlich Zutrauen und tauchte kurz nach dem Treffer gleich mehrfach gefährlich vor dem spanischen Kasten auf. Doch auch die Spanier wurden nun wieder aktiver, Schiedsrichter Michael Oliver wollte sich nun auch bemerkbar machen und nahm entscheidenden Einfluss auf die Partie, als er Freuler nach einer Grätsche gegen Moreno in der 77. Minute völlig überzogen den Roten Karton zeigte - auch der VAR nickte die Entscheidung ab.

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Remo Freuler grätscht den Ball weg und sieht dafür die Rote Karte / ANTON VAGANOV/Getty Images

Die Schweizer brachten nun Sow und Gavranovic für Shaqiri und Seferovic - frische Kräfte für die anstehende Abwehrschlacht. Die Spanier gingen nun auf den Siegtreffer, brachten zudem Marcos Llorente für Koke, während Zuber auf der anderen Seite durch Fassnacht ersetzt wurde.

Doch die Nati rettete sich beherzt auch über die vierminütige Nachspielzeit und damit in die Verlängerung.


Sommer hält die Nati im Spiel und ins Elfmeterschießen

Konnte sich die Nati auch über die verbleibenden 30 Minuten schadlos halten und das nächste Elfmeterschießen erreichen? Bei Spanien kam Oyarzabal für Ferran Torres. Gerard Moreno hatte in der 92. Minute die spanische Führung auf dem Fuß, doch er verzog aus knapp vier Metern. Kurz darauf war Sommer beim Abschluss von Alba auf dem Posten, Olmos abgefälschter Schuss rauschte knapp am Schweizer Kasten vorbei.

Petkovic brachte kurz darauf Mbabu und Schär für Widmer und Zakaria, die kurzzeitige Verwirrung konnte Moreno fast nutzen, doch Sommer rettete abermals stark.

Auch Oyarzabal scheiterte mit einem Schlenzer in der 103. Minute am fliegenden Schweizer im Kasten der Nati, dann ging es in die letzte Viertelstunde der Partie.

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Yann Sommer hielt der Nati das Remis / ANTON VAGANOV/Getty Images

Nach 110 Minuten rettete Rodriguez bärenstark gegen Llorente, kurz darauf zielte Olmo genau auf Sommer. Acht Minuten vor dem Ende kam Thiago für Innenverteidiger Pau Torres, Spanien ging nun mit aller Macht auf die Entscheidung.

Zwei Minuten vor dem Abpfiff kam Rodri für Pedri, wohl auch im Hinblick auf das nahende Elfmeterschießen, welches die Nati dann nach einigen brenzligen Situation auch erreichen konnte.

Oyarzabal schießt Spanien ins Halbfinale

Den Anfang machte Busquets für Spanien, doch der Routinier traf nur den linken Pfosten. Danach brachte Gavranovic die Nati souverän in Führung. Olmo zog daraufhin gleich und Simon hielt gegen Schär - alles war wieder offen.

Rodri scheiterte an Sommer, Akanjis Versuch wurde von Simon pariert. Gerard traf zur spanischen Führung, die Vargas nicht egalisieren konnte - er schoss drüber. Den Matchball hatte nun Oyarzabal, der sich die Chance nicht entgehen ließ.

Spanien trifft nun im Halbfinale am kommenden Dienstag auf Italien oder Belgien. Die Schweiz konnte sich auch aufgrund des völlig absurden Platzverweises nicht unglücklicher verabschieden.